Die deutsche Heimtierbranche entwickelt sich trotz der allgemein angespannten Wirtschaftslage weiterhin positiv. Mit einem Umsatz von mehr als 5,6 Milliarden Euro verzeichnete der stationäre Fach- und Lebensmitteleinzelhandel 2023 ein Plus von 9,5 Prozent. Hinzu kamen gut 1,3 Milliarden Euro über den Online-Handel sowie 161 Millionen Euro für Wildvogelfutter. Der Gesamtumsatz der deutschen Heimtierbranche liegt somit bei rund 7,1 Milliarden Euro.
Magazin – Mit rund 4,5 Milliarden Euro übertraf der Umsatz mit Heimtier-Fertignahrung im Fach- und Lebensmitteleinzelhandel das Vorjahresergebnis um 11,4 Prozent. Das Segment Bedarfsartikel und Zubehör legte mit einem Umsatz von etwa 1,1 Milliarden Euro im Vergleich zu 2022 um 2,7 Prozent ebenfalls zu.
Im Bereich Heimtierfutter stiegen die Umsätze in fast allen Heimtiersegmenten. „Die Gründe hierfür sind zum Teil sicherlich auch auf eine erhöhte Nachfrage zurückzuführen“, so Georg Müller, Vorsitzender des Industrieverbands Heimtierbedarf (IVH) e.V. „Der Umsatzanstieg spiegelt aber vor allem die gestiegenen Kosten der Unternehmen für Energie, Rohstoffe, Verpackung und Transport wider“, fügt Müller hinzu.
„Trotz der Inflation fragten Tierhalter insbesondere im Fachhandel nach Premiumprodukten, um ihre Tiere zu ernähren und zu pflegen“, sagt Norbert Holthenrich, Präsident des Zentralverbands Zoologischer Fachbetriebe Deutschlands (ZZF). „Einige Tierhalter nahmen Rabattaktionen oder Abonnements in Anspruch, um trotz gestiegener Preise eine hochwertige Versorgung ihrer Heimtiere sicherzustellen. Im Bereich des Zubehörs und der Bedarfsartikel wurden in Tiersegmenten wie der Aquaristik oder im Bereich Hund Anschaffungen zurückgestellt. Angesichts des nachhaltigen Interesses an der Heimtierhaltung gehen wir jedoch davon aus, dass dies nur eine Momentaufnahme ist“, so Holthenrich weiter.
Katzenfutter nach wie vor größtes Futtersegment
Mit einem Gesamtumsatz von 2,3 Milliarden Euro im stationären Handel und damit einem Plus von 14,4 Prozent gegenüber dem Vorjahr blieb der Markt für Katzenfutter auch im Jahr 2023 das größte Futtersegment. Wichtigster Wachstumstreiber war der Bereich Feuchtfutter mit einem Plus von 15,3 Prozent (insgesamt über 1,5 Milliarden Euro). Das Segment Snacks einschließlich Katzenmilch wuchs um 14 Prozent auf 372 Millionen Euro. Auch beim Trockenfutter sind deutliche Zuwächse zu verzeichnen (plus 11,3 Prozent, 396 Millionen Euro).
Umsatz mit Hundefutter legt weiter zu – Feuchtfutter als Wachstumstreiber
Auch der Markt für Hundefutter wuchs im Jahr 2023 weiter und erzielte in den klassischen Vertriebswegen mit knapp 2 Milliarden Euro ein Umsatzplus von 9,1 Prozent. Auch beim Hundefutter verzeichnete das Segment Feuchtfutter das stärkste Wachstum: Dieser Bereich legte mit einem Plus von 13,7 Prozent auf 677 Millionen Euro am deutlichsten zu, gefolgt von Snacks (plus 7,4 Prozent, 748 Millionen Euro) und Trockenfutter (plus 6,1 Prozent, 547 Millionen Euro).
Gemischtes Ergebnis bei Nahrung für weitere Heimtiere und Wildvogelfutter
Der Umsatz mit Zierfischfutter im stationären Handel entwickelte sich ebenfalls positiv und erzielte mit 60 Millionen Euro ein Plus von 1,1 Prozent. Kleintierfutter blieb hinter Fertignahrung für Katzen und Hunde drittstärkstes Segment bei den Futtermitteln, musste mit einem Umsatz von 89 Millionen Euro im Jahr 2023 aber ein leichtes Minus von 1,9 Prozent hinnehmen. Der Bereich Ziervogelfutter legte mit einem Umsatz von 74 Millionen Euro gegenüber dem Vorjahr um 10,3 Prozent so deutlich zu wie lange nicht.
Das Segment Wildvogelfutter erzielte 2023 einen Umsatz von 161 Millionen Euro (plus 1,9 Prozent).
Segment mit Bedarfsartikeln und Zubehör wächst teils wieder
Der Bereich Bedarfsartikel und Zubehör verzeichnete 2023 im stationären Handel einen Gesamtumsatz von etwa 1,1 Milliarden Euro. Dieses Plus von 2,7 Prozent lässt sich insbesondere auf eine gestiegene Nachfrage im Bereich Katze zurückführen:
So wuchsen die Umsätze beim Zubehör für Katzen auf 241 Millionen Euro (plus 7,3 Prozent). Katzenstreu als Artikel des täglichen Bedarfs konnte ebenfalls weiterwachsen. Mit einem Umsatz von 351 Millionen Euro und somit einem Plus von 8,6 Prozent blieb es das größte Segment bei Bedarfsartikeln und Zubehör.
Auch die Segmente Kleintiere (96 Millionen Euro, plus 3,5 Prozent) und Ziervögel (rund 30 Millionen Euro, plus 0,4 Prozent) steigerten sich im Vergleich zum Vorjahr.
Lediglich der Zubehör- und Bedarfsartikelmarkt für Hunde und Zierfische entwickelte sich 2023 weiter rückläufig: Hundezubehör kam auf 225 Millionen Euro (minus 1,6 Prozent), Bedarfsartikel und Zubehör für Zierfische verzeichneten einen Umsatzrückgang von 7 Prozent auf 178 Millionen Euro.
Lebensmitteleinzelhandel bleibt stärkster Absatzweg für Heimtier-Fertignahrung – Fachhandel weiterhin führend bei Bedarfsartikeln und Zubehör
Als Hauptabsatzweg für Heimtier-Fertignahrung behauptet sich weiterhin der Lebensmitteleinzelhandel (einschließlich Drogeriemärkten und Discountern). Hier wurden im vergangenen Jahr mit einem Umsatzanteil von 63 Prozent über 2,8 Milliarden Euro umgesetzt. Bei Bedarfsartikeln und Zubehör wie etwa Gehegen, Technik, Tiermöbeln, Pflegeprodukten, Streu und Beschäftigungs-artikeln bleibt der Fachhandel mit einem Umsatz von 874 Millionen Euro und einem Umsatzanteil von 78 Prozent der wichtigste Absatzweg.
Online-Handel erneut mit Zuwächsen
Die Bedeutung des Internets für den Kauf von Heimtierprodukten hat im Jahr 2023 nochmals zugenommen. Das geschätzte Umsatzvolumen betrug circa 1,3 Milliarden Euro – eine Steigerung von 9,4 Prozent. Differenzierte, tierartenspezifische Daten zum Online-Markt sind derzeit noch nicht verfügbar.
Mehr als 34 Millionen Heimtiere in Deutschland
Im Jahr 2023 lebten 34,3 Millionen Hunde, Katzen, Kleinsäuger und Ziervögel in Haushalten in Deutschland. Hinzu kamen zahlreiche Zierfische und Terrarientiere. Insgesamt lebte in 45 Prozent und somit fast der Hälfte aller Haushalte in Deutschland mindestens ein Heimtier. Das ist das Ergebnis einer haushaltsrepräsentativen Erhebung, die das Marktforschungsinstitut Skopos für IVH und ZZF durchgeführt hat (Telefon- und Online-Erhebung, Basis 5.000 Befragte).
Katzen führen Beliebtheitsskala weiter an
Deutschlands Heimtier Nummer 1 ist nach wie vor die Katze: In einem Viertel der Haushalte lebten insgesamt 15,7 Millionen Stubentiger. 42 Prozent der Katzenhalter hatten sogar zwei oder mehr Mitbewohner auf Samtpfoten.
Ebenfalls beliebt sind Hunde: Von den 10,5 Millionen Vierbeinern in 21 Prozent der Haushalte sind 43 Prozent Mischlinge. Fünf Prozent der Haushalte lebten mit 4,6 Millionen Kleintieren wie Kaninchen, Meerschweinchen, Hamstern und Mäusen.
In 3 Prozent der Haushalte gibt es 3,5 Millionen Ziervögel. Die Zahl der Aquarien lag bei 2,2 Millionen in 4 Prozent und die der Gartenteiche mit Zierfischen bei 1,3 Millionen in 3 Prozent der Haushalte. Darüber hinaus gab es 1,2 Millionen Terrarien in 2 Prozent der Haushalte.
„So vielfältig die Menschen sind, so vielfältig sind auch ihre Heimtiere“, sagt Norbert Holthenrich. „Ob Katze, Hund, Nager oder Fische – Heimtiere können das Leben ‚ihrer‘ Menschen sehr bereichern. Voraussetzung ist, dass sie sich wohlfühlen und ihren Bedürfnissen entsprechend gehalten werden.“
Heimtiere als Familienmitglied und Sozialpartner
Tierische Mitbewohner sind besonders bei Familien beliebt, spielen gleichzeitig aber auch eine wichtige Rolle als Sozialpartner für alleinlebende Personen. So hatten 2023 67 Prozent aller Familien mit Kindern und jeder dritte Single (33 Prozent) ein Heimtier. Zudem wurden 2023 laut Erhebung der Marktforscher in 14 Prozent aller Haushalte mindestens zwei Heimtierarten gehalten.
Viele Heimtiere in Mehrpersonenhaushalten
Die meisten Heimtierhalter in Deutschland leben in Mehrpersonenhaushalten. 2023 betrug der Anteil von Zweipersonenhaushalten 35 Prozent, der Anteil von Haushalten mit drei Personen und mehr 36 Prozent. Weiterhin lebten 29 Prozent der Heimtierhalter in Einpersonenhaushalten.
Alter der Heimtierhalter fast unverändert
Die Altersstruktur von Heimtierhaltern ist nahezu gleichgeblieben. Wie schon in den Vorjahren befanden sich auch 2023 viele Heimtierhalter in ihrer Lebensmitte: 19 Prozent waren 30 bis 39 Jahre alt, 18 Prozent zählten zur Altersklasse 40 bis 49 Jahre und 22 Prozent zu den 50- bis 59-Jährigen. Der Anteil der Tierhalter bis 29 Jahre betrug 16 Prozent und der Anteil der über 60-jährigen Tierhalter 25 Prozent.
Insgesamt hat sich der Heimtiermarkt im Jahr 2023 sehr gut behauptet, schlussfolgern Müller und Holthenrich aus den Wirtschaftsdaten – und das trotz schwieriger wirtschaftlicher Rahmenbedingungen mit hohen Energiepreisen und deutlicher Inflation. Die Branchenvertreter blicken zuversichtlich auf die kommenden Jahre, zumal Heimtiere für die Deutschen weiterhin einen hohen Stellenwert haben. (opm)