Die Rabaue sorgten für eine närrische Weihnachtsexplosion im ausverkauften Josefshaus

Gestern Abend verwandelte sich das Süchtelner Josefshaus in eine Hochburg des jecken Weihnachtswahns: Die Rabaue gastierten mit ihrer Weihnachtsshow in der Stadt – und wie beliebt dieses Gastspiel ist, zeigte sich einmal mehr schon im Vorfeld. Innerhalb kürzester Zeit waren sämtliche Karten vergriffen, am Abend selbst blieb kein Stuhl frei, kein Platz unbesetzt, kein Herz unberührt.
Von RS-Redakteurin Nadja Becker und Martin Häming

Viersche/Soetele – Seit mehr als einem Jahrzehnt ziehen die Rabaue nun schon mit ihrer Weihnachtsrevue durch das Rheinland und haben sich damit einen festen Platz im vorweihnachtlichen Veranstaltungskalender vieler Städte erspielt. Viersen gehört dabei längst zu den treuen Stationen dieser Tour. Auch in dieser Session bewies das Publikum, wie tief verwurzelt die Band und ihre Figuren inzwischen sind. Ein Raunen ging durch den Saal, als der Startschuss fiel, begleitet von erwartungsvollem Kichern, leuchtenden Augen und dem Gefühl: Jetzt wird es jeck, jetzt wird es weihnachtlich – jetzt wird es rabauehaft.

Foto: Rheinischer Spiegel/Martin Häming

Was folgte, waren kurzweilige Stunden voller Wortwitz, Musik, Improvisation und liebevoll gezeichnetem Chaos. Die Rabaue entführten ihr Publikum nicht nur musikalisch, sondern auch szenisch auf eine Reise, die irgendwo zwischen Kölner Eigelstein und italienischer Sehnsucht pendelte. Dabei waren es vor allem die bekannten Figuren, die den Abend trugen und immer wieder für Lachsalven sorgten.

Allen voran der selbstbewusste Prinzenführer, zugleich Leiter des ADF – Ausschuss des Frohsinns, dargestellt von Alexander Barth, der mit autoritärer Pose und kölschem Augenzwinkern versuchte, Ordnung ins närrische Treiben zu bringen. An seiner Seite: der chronisch überforderte Adjutant und Literat Herr Schuster, gespielt von Christian Barth, der mit hektischem Eifer, verlegenen Blicken und berüchtigten „Spezialaufträgen“ zuverlässig jedes gut gemeinte Vorhaben in ein neues Durcheinander verwandelte.

Foto: Rheinischer Spiegel/Martin Häming

Nicht minder temperamentvoll mischte Erna Quanz das Geschehen auf – Vorsitzende einer Damen-Karnevalsgesellschaft, resolut, lautstark und mit unverwechselbarem Auftreten verkörpert von Peter van den Brock. Ergänzt wurde der Auftritt durch Schorsch Quanz, die kölsche Seele mit Herz, Gefühl und feinem Humor, dargestellt von Albert Detmer. Gemeinsam sorgten sie für eine Dynamik auf der Bühne, die kaum Zeit zum Durchatmen ließ.

Zwischen Dialogen, Slapstickmomenten und musikalischen Einlagen erzählten die Rabaue kleine und große Geschichten aus dem kölschen Leben, würzten sie mit weihnachtlicher Nostalgie und ließen dabei ihre traditionellen Weihnachtslieder nicht fehlen. Doch wer eine besinnliche Stunde mit Kerzenschein erwartet hatte, wurde schnell eines Besseren belehrt: Statt stiller Andacht dominierten schallendes Gelächter, rhythmisches Klatschen und eine Atmosphäre, die eher an einen närrischen Heiligabend im Karnevalszelt erinnerte.

Foto: Rheinischer Spiegel/Martin Häming

Immer wieder blitzten Anekdoten aus dem Eigelstein-Viertel auf, liebevoll überzeichnet, mit kölschem Zungenschlag serviert und vom Publikum dankbar aufgenommen. Die Lachmuskeln wurden an diesem Abend bis an ihre Belastungsgrenze geführt, als sich Missverständnisse auftürmten, Pläne aus dem Ruder liefen und selbst die scheinbar einfachsten Absprachen im Chaos endeten. Genau dieses kontrollierte Durcheinander machte den Reiz der Show aus und ließ den Funken mühelos auf die Zuschauer überspringen.

Ein besonderer Höhepunkt des Abends war zudem der Auftritt des Nikolaus, der – verkörpert von Wolfgang Genenger. Zwischen Glöckchen, schelmischem Grinsen und närrischen Kommentaren fügte sich auch dieser Moment nahtlos in das bunte Gesamtbild eines Abends ein, der bewusst mit Erwartungen spielte und sie genüsslich auf den Kopf stellte.

Foto: Rheinischer Spiegel/Martin Häming

Inhaltlich drehte sich vieles um das Motto der diesjährigen Weihnachtsshow „Komm ein bisschen mit nach Italien“. Was zunächst nach Dolce Vita, südlicher Sonne und ruhiger Weihnachtsromantik klang, entwickelte sich rasch zu einer turbulenten Reise voller Umwege, Überraschungen und kölscher Eigenheiten. Während der Prinzenführer von einer besonders harmonischen Session träumte, brodelte es hinter den Kulissen – nicht zuletzt wegen eines jener Aufträge, für die Herr Schuster berüchtigt ist.

Zusätzliche Würze erhielt das Geschehen durch George und Erna Quanz, die ihre Korallenhochzeit feierten: 35 Jahre Ehe, geprägt von Liebe, Streit, Temperament und einer ordentlichen Portion kölscher Lebensfreude. Dass ausgerechnet dieses Jubiläum zum Ausgangspunkt einer ungeplanten Reise werden sollte, ahnte anfangs niemand. Umso größer war das Vergnügen, als sich die Ereignisse überschlagen und die Figuren – mehr stolpernd als planend – dem Land von Amore, Pasta und Weihnachtskrippen näherkamen.

Gesungen, gewippt und gefeiert wurde mit voller Hingabe. Die musikalische Vielfalt reichte von rheinischem Karnevalston bis zu weihnachtlichen Klängen, immer getragen von der Spielfreude des Ensembles und der spürbaren Nähe zum Publikum. Das Josefshaus bebte, als das Publikum den Abend mit stehenden Ovationen feierte. Et woar eben laut, herzlich, chaotisch und voller kölschem Frohsinn. Ein perfekter Abend also, um noch etwas länger zu bleiben und mit der musikalischen Begleitung von DJ Möhrchen die späten Stunden ausklingen zu lassen. (nb)

Foto: Rheinischer Spiegel/Martin Häming