Donnerstag für gute Kitas: Beschäftigte aus NRW-Kitas beginnen mit wöchentlichen Mahnwachen

Die Vereinte Dienstleistungsgewerkschaft (ver.di) ruft ab Donnerstag, 19. Oktober 2023, zu wöchentlichen Mahnwachen für die Kitas auf. Unter dem Motto „Es donnert in den Kitas – Kinder und Beschäftigte gefährdet!“ werden bis Weihnachten in vielen Bundesländern regelmäßig Mahnwachen durchgeführt.

NRW – Auch in NRW sollen von nun an wöchentlich Veranstaltungen folgen. In Düsseldorf findet die erste Mahnwache am 19. Oktober von 8 bis 9 Uhr vor der Staatskanzlei/Johannes-Rau-Platz statt.

„Man muss es so drastisch sagen, die Personaldecke in den Kitas ist inzwischen so löchrig, dass die Kolleginnen und Kollegen froh sind, wenn sie und die Kinder den Tag heil überstehen. In der jetzigen Situation kann weder für die Eltern noch für die Kinder ein verlässliches Angebot gewährleistet werden. Die Kita-Beschäftigten setzen mit ihren Mahnwachen ein deutliches Zeichen und fordern die Landesregierung zum Handeln auf“, erklärt die zuständige Landesfachbereichsleiterin, Andrea Becker.

Seit einigen Jahren erleben die Beschäftigten der Kitas einen ständig wachsenden Fachkräftemangel. Dieser Fachkräftemangel trifft auf Kitas, die ohnehin schon mit Personalschlüsseln ausgestattet sind, die nicht kindgerecht seien. Laut Auskunft der Fachkräfte im ver.di Kita-Personalcheck, fehlten im Sommer 2021 im Durchschnitt drei Fachkräfte, um in den Kitas fachlich angemessen arbeiten zu können, insgesamt rund 32.000 Fachkräfte. Und das beim aktuellen Ausbaustand der Kindertageseinrichtungen.

Gleichzeitig besteht bei den Eltern ein enormer Kita-Platzbedarf, in NRW fehlen circa 100.000 Kita-Plätze – nach Berechnungen von Bertelsmann -, um die Wünsche der Eltern zu erfüllen. Kommunen und Länder reagieren auf diese Nachfrage mit dem Ausbau der Kindertageseinrichtungen und der Schaffung neuer Plätze. Wenn neue Einrichtungen eröffnen, wird das Personal aus den umliegenden Kitas in der Region abgezogen. Damit wird die Personaldecke in allen Kitas immer dünner und der Personalmangel wächst stetig. Die Kita-Beschäftigten erkranken häufiger, fallen aufgrund von Burnout lange Zeiten aus oder verlassen das Arbeitsfeld Kita. Schon jetzt sei keine Verlässlichkeit für die Eltern mehr gegeben. Notgruppen, Reduzierung der Öffnungszeiten oder auch Schließungen von Gruppen seien an der Tagesordnung.

„Die Politik ist nun in der Verantwortung, auf höchster Ebenen einen Kita-Gipfel zu veranstalten, um gemeinsam mit Land und Kommunen das Kita-System zu stabilisieren. Hier ist auch NRW als bevölkerungsreichstes Bundesland ganz klar in der Pflicht. Wir fordern einen Stufenplan für den quantitativen und qualitativen Ausbau, abgestimmt mit dem damit verbundenen notwendigen Aufbau des Fachpersonals. Dafür müssen Finanzen entsprechend bereitgestellt werden“, fordert Becker. Auch die Eltern dürften in dieser schwierigen Situation nicht allein gelassen werden. Sie benötigten dringend Unterstützung, damit die Vereinbarkeit von Familie und Beruf wieder verlässlich möglich wird.

Das Land NRW gefordert, finanziell die Kindertagesstätten in Nordrhein-Westfalen zu stabilisieren. „Wir begrüßen grundsätzlich die Fortführung des Kita-Helfer*innen Programms und der Sprach-Kitas durch die Landesregierung in NRW. Die grundsätzliche Finanzierungssystematik der Kindertageseinrichtungen muss aber auf den Prüfstand“, so Becker weiter. Die verzögerte Anpassung der KiBiZ-Pauschalen zum August 2024 komme allerdings faktisch zu spät und die geplante Überbrückungsbeihilfe für freie Träger löse das grundsätzliche Problem nicht. (opm)