Eine seltene Auszeichnung für einen Handwerker aus Leidenschaft: Helmut Wienen aus Süchteln erhielt den Eisernen Meisterbrief der Handwerkskammer Düsseldorf – vor 65 Jahren machte der heute fast 91-Jährige seinen Meister als Klempner und Installateur.
Viersen-Süchteln – Das Sanitär- und Heizungshandwerk hat Helmut Wienen früh fasziniert. Als kleiner Junge begleitete er seinen Vater, der Milchhändler in Süchteln-Dornbusch war, häufig auf dem Kutschbock des Pferdegespanns bei der täglichen Auslieferung der Milch. „Wenn wir zur Klempner- und Installationsfirma von Peter Geusen kamen, bin ich immer vom Milchwagen runtergesprungen und in den Betrieb gelaufen“, erinnert sich Wienen. Später ging er bei Geusen in die Lehre – und heiratete 1958 dessen Tochter Hedwig.
Helmut Wienen war immer Handwerker aus Leidenschaft. Da verwundert es nicht, dass er gleich drei Meisterprüfungen abgelegt hat – als Klempner, als Gas-Wasserinstalleur und schließlich auch noch als Zentralheizungs- und Lüftungsbauer. Da war er längst erfolgreich selbstständig mit seinem eigenen Betrieb, den er nach mehreren Stationen als Angestellter 1962 gründete. Über Jahrzehnte führte er das Heizungs- und Sanitärunternehmen, in dem er bis zu 18 Mitarbeiter beschäftigte.
Zur Überreichung des Eisernen Meisterbriefs war der Hauptgeschäftsführer der Handwerkskammer Düsseldorf, Dr. Axel Fuhrmann, eigens aus Düsseldorf gekommen. Er freute sich, mit Helmut Wienen eine „herausragende Handwerkerpersönlichkeit“ ehren zu können. Damit spielte Fuhrmann auch auf das ehrenamtliche Engagement des Süchtelners an: Wienen wurde als engagierter Vertreter des Handwerks weit über Viersen hinaus bekannt. Über Jahrzehnte setzte er sich ehrenamtlich für seinen Berufsstand ein, unter anderem als Vorsitzender der Süchtelner Handwerksmeister-Gesellschaft, Obermeister der Innung für Sanitär- und Heizungstechnik Kempen-Viersen (1978 bis 2004) sowie als Kreishandwerksmeister der früheren Kreishandwerkerschaft Viersen und Mitglied der Vollversammlung der Handwerkskammer Düsseldorf. Auch in der Volksbank Viersen, bei der IKK Nordrhein sowie im Kirchenvorstand der Süchtelner Pfarre St. Clemens und in der Kolpingfamilie übernahm Helmut Wienen Verantwortung. Für sein vielfältiges Engagement wurde er mit dem Bundesverdienstkreuz am Bande ausgezeichnet. Die Kreishandwerkerschaft ernannte ihn zu ihrem Ehrenkreishandwerksmeister.
Wie es zu dem ehrenamtlichen Einsatz kam? Helmut Wienen lacht: „Das war der Stephan Finger schuld“, sagt er und meint den früheren Geschäftsführer der Kreishandwerkerschaft, der als langjähriger Weggefährte zur Überreichung des Eisernen Meisterbriefes gekommen war. Finger hatte ihn seinerzeit auf eine Mitarbeit für den Berufsstand angesprochen – und überzeugt.
Jeden Freitag besucht Helmut Wienen den Süchtelner Wochenmarkt, und nach wie vor begeistert er sich für Computer. „Im Internet lese ich Nachrichten und bestell mir auch schon mal eine neue Hose oder andere Sachen“, erzählt er. Seit dem Tod seiner Frau Heti vor 15 Monaten lebt er allein – das Paar war 65 Jahre verheiratet und hat zwei Kinder.
Mit seiner Frau war Helmut Wienen oft am Tegernsee und genoss als begeisterter Weißweintrinker dort Grünen Veltiner. Kurz vor seinem 90. Geburtstag im vergangenen Jahr kamen 90 Flaschen Weißwein, darunter viele dieser Rebsorte, bei ihm zu Hause an – Tochter Angela, die Professorin für Internationale Wirtschaftspolitik in Dresden ist, hatte sie ihrem Vater geschickt. „Einige Kollegen aus der Süchtelner Handwerksmeister-Gesellschaft haben mir tatkräftig geholfen, den Bestand zu reduzieren“, schmunzelt Helmut Wienen, dessen Sohn Peter und Enkel Lukas in seine handwerklichen Fußstapfen getreten sind. Lukas Wienen setzt als Geschäftsführer der SHK Wienen GmbH in Viersen die Familientradition im Handwerk fort. (opm)
