Erasmus-von-Rotterdam-Gymnasium: Studienreise nach Auschwitz und Krakau 2024 – Dem Grauen auf der Spur

Bei zweistelligen Minustemperaturen fand in Zusammenarbeit mit dem Internationalen Bildungs- und Begegnungswerk Dortmund e.V. die elfte Studienreise des Erasmus-von-Rotterdam-Gymnasiums nach Auschwitz und Krakau statt.

Viersen – In Begleitung ihrer Lehrer Esther Voßen, Niklas Müntges und Sebastian Trienekens besuchten 28 Abiturientinnen und Abiturienten vom 9. bis zum 14. Januar Auschwitz und Krakau. Neben der Stadt Oswiecim und ihrem jüdischen Museum standen das sogenannte „Stammlager“ mit der zynischen Torüberschrift „Arbeit macht frei“, das Lager Birkenau und ein Zeitzeugengespräch mit der Auschwitz-Überlebenden Stefania Wernik auf dem Programm. Besonders beeindruckt hat die Teilnehmer die Ausstellung der Bilder von Marian Kolodziej. Dieser war mit dem ersten Häftlingstransport im Juni 1940 als polnischer politischer Häftling mit der Nummer 432 nach Auschwitz gekommen und hat das Lager überlebt. Im Alter von 72 Jahren hat er angefangen, seine Qualen im Lager auf rund 260 großformatigen Zeichnungen von eindringlicher Intensität zu verarbeiten. Kolodziej selbst arrangierte diese Zeichnungen zu einer Ausstellung in der Unterkirche des Franziskanerklosters Harmeze nahe von Auschwitz-Birkenau.

„Wer durch diese Ausstellung geht, der geht durch die geschundene Seele eines Menschen“, sagt Sophia Kehren, die im Sommer ihr Abitur im Fach Geschichte ablegen wird. „Es ist, als würde Marian Kolodziej selbst noch sprechen“, ergänzt Maren Sandtel. Organisator und Oberstufenkoordinator Sebastian Trienekens fand im Gästebuch des Klosters die Einträge der Erasmus-Gruppen der vergangenen Jahre. „Auch, wenn die Besuche in Auschwitz einem von Jahr zu Jahr eher schwerer fallen, bestätigt doch der Eindruck, den dieser Ort jedes Mal bei seinen Besuchern hinterlässt, dass wir mit unserer Entscheidung, diese Reise zu einem elementaren Baustein unserer Erinnerungsarbeit zu machen, richtig liegen.“ Darüber freut sich auch Schulleiter Christoph Hopp: „Die Auseinandersetzung mit unserer Vergangenheit soll dazu befähigen, sich couragiert gegen Hass, Hetze und Ungerechtigkeit zu stellen – ein Appell insbesondere an unsere Jugend, ein Appell, der leider allzu gut in unsere Gegenwart passt.“

Es gehört zum Konzept der Reise, dass nach der intensiven Beschäftigung mit dem Menschheitsverbrechen des nationalsozialistischen Holocaust ein hoffnungsvoller Abschluss folgt. So reiste die Erasmus-Gruppe am letzten Tag nach Krakau und konnte im Rahmen einer Führung durch den Stadtteil Kazimierz vom reichen jüdischen Leben in der ehemaligen polnischen Königsstadt erfahren. So war die letzte Station der Reise ein Abendessen in einem jüdischen Restaurant, begleitet von einem Konzert der typischen Klezmermusik. Rund 370 Schülerinnen und Schüler haben seit 2013 im Rahmen der jährlichen Gedenkstättenfahrt nach Polen den Ort besucht, der wie kein Zweiter für den nationalsozialistischen Massenmord an den europäischen Juden steht. „Das war die lohnenswerteste Reise meiner gesamten Schulzeit“, resümiert Maya Goeser, als sie sich nach der Rückkehr am vergangenen Sonntag verabschiedet. Schulleiter und Oberstufenkoordinator sind sich einig, dass solche Rückmeldungen die Fortsetzung der jährlichen Studienreise nach Auschwitz und Krakau bedingen und haben mit den Vorbereitungen für das Jahr 2025 bereits begonnen. (opm)

Die Schülergruppe des Erasmus bei ihrem Besuch im ehemaligen Konzentrationslager. Foto: Trienekens