Kernkraftwerke laufen nur noch bis Mitte April

Die letzte Änderung des Atomgesetzes vom 9. Dezember vergangenen Jahres sieht einen befristeten Weiterbetrieb der Atomkraftwerke bis längstens 15. April 2023 vor. Es galt, einer möglichen Strommangellage in der kälteren Jahreszeit 2022/23 sicher begegnen zu können. Dies ist geschehen. Die Energieversorgungslage im kommenden Winter wird anders.

Aktuell – In dem vergangenen Winter hätte es laut dem zweiten Stresstest zu Stromengpässen kommen können. Hintergrund war die äußerst angespannte Versorgungslage mit Strom infolge des russischen Angriffskrieges auf die Ukraine in ganz Europa. Auch Dürre, Niedrigwasser und Probleme bei französischen Atomkraftwerken wirkten sich entsprechend aus.

Deshalb waren Maßnahmen erforderlich, die sicherstellen sollten, dass im vergangenen Winter genügend Strom angeboten werden konnte: Die Bundesregierung beschloss, den Weiterbetrieb der drei noch laufenden Atomkraftwerke (AKW) Emsland, Isar 2 und Neckarwestheim 2 bis zum 15. April 2023 zu erlauben. Es bedurfte einer Gesetzesänderung, denn der schrittweise Ausstieg aus der Atomkraft war im Atomgesetz zunächst abschließend für Ende 2022 vorgesehen.

Weiterbetrieb mit fortlaufender Überprüfung  

Angesichts des kurzen Zeitraums des Weiterbetriebs wurde auf die periodische Sicherheitsüberprüfung, die die fortlaufende Überprüfung eigentlich ergänzt, ausnahmsweise verzichtet. Die Sicherheit der Anlagen ist gleichwohl auch während des befristeten Weiterbetriebs auf hohem Niveau gewährleistet.

Eine Mangellage konnte verhindert werden

Der täglich aktualisierte Lagebericht der Bundesnetzagentur vom 27. März zeigt, dass die Gasversorgung in Deutschland stabil ist, was sich auf die Versorgungssicherheit positiv auswirkt.

Derzeit sind die Gasspeicher in Deutschland mit gut 64 Prozent für die Jahreszeit relativ gut gefüllt. Der Gasverbrauch lag Mitte März gut ein Viertel unter dem durchschnittlichen Verbrauch der Jahre 2018 bis 2021. Und gegenüber der Vorwoche ist er erheblich gesunken. Dazu beigetragen haben vermutlich auch die Temperaturen, die um 3,2 °C höher als in den Vorjahren waren.

Eine Gasmangellage im vergangenen Winter konnte verhindert werden. Die Vorbereitung auf den Winter 2023/2024 bleibt dennoch eine zentrale Herausforderung. Wenn wir wieder kühlere Temperaturen bekommen, bedeutet das für Unternehmen und private Verbrauchende, dass sie sich abermals auf ein höheres Preisniveau einstellen müssen. Deswegen bleibt auch ein sparsamer Gasverbrauch wichtig.

Winter 2023/24 wird anders

Im Winter 2023/24 hingegen geht man von einem veränderten (Energie-)Szenario aus. Gasimporte, die bislang aus Russland kamen, werden dann aus mehreren Ländern kommen: Die Importe sind bereits weitgehend durch mehr Erdgaslieferungen aus Norwegen und den Niederlanden kompensiert worden. Hinzu kamen zusätzliche Importe über LNG-Terminals über Nordwest-Europa. Und eine verringerte Nachfrage nach Gas hat bereits eine weitere Kompensation unnötig gemacht. Dennoch ist die Bundesregierung zusätzlich im Austausch mit weiteren Ländern, um die Gasimporte abermals zu diversifizieren.

Sodann geht die Bundesregierung neue und diversifizierte Gas- und perspektivisch Wasserstoffpartnerschaften an. In Norddeutschland werden LNG-(Flüssiggas-)Terminals gebaut, ein Terminal ist mittlerweile bereits fertiggestellt. Nicht zuletzt werden auch gefüllte Gasspeicher für eine andere Gassituation sorgen.

Energieversorgung über Diversifizierung sichern

Zur Verringerung des Gasverbrauchs wurden in der kälteren Jahrezeit vorübergehend mehr Kohlekraftwerke zur Stromerzeugung eingesetzt. Dass die Genehmigungsverfahren für die Herstellung von Strom aus erneuerbaren Energien vereinfacht worden sind, soll sich perspektivisch zusätzlich entlastend auf die Gassituation auswirken. Schließlich wird angestrebt, den Anteil erneuerbarer Energien am Bruttostromverbrauch bis 2030 auf mindestens 80 Prozent zu steigern. „Wir verändern also mit jedem Schritt, den wir machen, unsere Situation und verbessern sie dramatisch“, so der Bundeskanzler bei der Pressekonferenz zur Allianz für Transformation. (opm)