Ein volles Bürgerhaus, stehender Applaus und gespannte Aufmerksamkeit: Das Sommerfest des CDU-Kreisverbandes Viersen bot in diesem Jahr nicht nur geselliges Beisammensein, sondern vor allem politischen Diskurs.
Von RS-Redakteurin Sabrina Köhler und Georg Grohs
Viersen-Dülken – Er ist eine kontrovers diskutierte Persönlichkeit der politischen Landschaft, doch mit Dr. Carsten Linnemann, Generalsekretär der CDU Deutschlands, hatte die Kreispartei einen hochrangigen und prominenten Gastredner eingeladen, der die Erwartungen des Publikums in Dülken nicht enttäuschte.

Linnemann, seit Mai 2024 gewählter Generalsekretär, gilt als Architekt des neuen CDU-Grundsatzprogramms. Bekannt aus zahlreichen Talkshows, in denen er für klare Worte und deutliche Kante steht, setzte er auch in Dülken auf Authentizität, Humor und direkten Ton. Schon bei seiner Begrüßung brandete stehender Applaus auf – ein Signal, dass viele gespannt auf seine Botschaften warteten.
In seiner Rede griff der Paderborner Bundestagsabgeordnete zahlreiche aktuelle Themen auf. Mit einem Seitenhieb auf die Ampel-Regierung leitete er ein: „Man stelle sich vor, die Ampel hätte in den letzten Tagen agiert.“ Zur Migrationspolitik bekannte er offen: „Wir haben das vor zehn Jahren nicht gemacht. Jetzt müssen wir liefern.“ Auch bei Sozial- und Wirtschaftspolitik zeigte sich Linnemann kompromisslos: Ein „verwurschtelter Staat“ mit zu viel Bürokratie schade Bürgern und Kommunen. „Gut gemeint, aber schlecht gemacht“, sei leider viel zu oft das Prinzip des Regierungshandelns. Für die Kommunen forderte er mehr Freiraum, um bei Verwaltungsverfahren eigene Experimente zur Vereinfachung wagen zu dürfen. Ein Gedanke, der im Saal hörbar Zustimmung fand.

Die Wirtschaftspolitik bildete einen weiteren Schwerpunkt seiner Rede. Steuererhöhungen schloss er kategorisch aus: „Wir müssen mit den vorhandenen Mitteln Prioritäten setzen. Deutschland darf nicht den Anspruch verlieren, Industrieland zu bleiben – technologieoffen und innovativ.“
Besonders deutlich wurde er beim Thema Bürgergeld: „Wer arbeiten kann, muss arbeiten“, so Linnemann.
Neben ökonomischen Themen fand Linnemann auch mahnende Worte zum gesellschaftlichen Klima. „Es darf nicht immer nur darum gehen, wie man etwas sagt – sondern was gesagt wird.“ Kritik an Bevormundung und Sprachregelungen verband er mit dem Appell, Debatten wieder stärker auf Inhalte zu lenken. Er zeigte sich zuversichtlich, dass Deutschland die aktuelle wirtschaftliche Schwächephase überwinden könne: „Das haben wir schon mehrfach geschafft – und dafür sorgen unser Mittelstand und die vielen Ehrenamtlichen in diesem Land.“
Nach seiner Rede übernahm der Bundestagsabgeordnete Martin Plum die Moderation der Fragerunde. Die Bandbreite der Fragen aus dem Publikum reichte von Energiepolitik über das Selbstbestimmungsgesetz bis hin zur Rolle der SPD in der aktuellen politischen Landschaft. Linnemann wich keinem Thema aus und warnte eindringlich davor, Probleme weiter vor sich herzuschieben: „Wir müssen endlich ins Handeln kommen.“

Ein wichtiges Anliegen war ihm auch die Warnung vor einer zunehmenden Spaltung zwischen öffentlichen und privaten Schulen, arm und reich – ein Thema, das er mit Blick auf Chancengerechtigkeit als gesellschaftlich brisant einstufte. Beifall kam von vielen Anwesenden, darunter auch Bürgermeister- und Landratskandidaten der CDU, die das Sommerfest nutzten, um sich vorzustellen.
Am Ende blieb der Eindruck eines Abends, an dem Politik und Geselligkeit Hand in Hand gingen. Viele Besucher lobten Linnemanns klare Sprache, sein bodenständiges Auftreten und die Bereitschaft, auch unbequeme Wahrheiten auszusprechen. Das Sommerfest des CDU-Kreisverbandes Viersen war ein politisches Signal aus dem Kreis Viersen: Klartext, Bodenständigkeit und die Bereitschaft zum Anpacken sind Werte, die in der CDU-Basis hoch im Kurs stehen. Oder, wie Linnemann selbst es formulierte: „Mal machen!“ (sk)

