Kommentar: Weißer Sonntag. Frommes Relikt vergangener Tage?

Für Kinder und Erwachsene ist ein großes Fest. Ein „extra schönes, weißes Kleid“, ein „extra schöner Anzug“ gehören dazu. Es ist ein „besonderer Tag.“ „Weißer Sonntag.“ Traditioneller Tag für die feierliche Erstkommunion der Kinder.
Von Peter Josef Dickers

Kommentar – Doch die Zahl jener Kinder, die in katholischen Pfarrgemeinden teilnehmen, ist rückläufig. Im Bistum Münster gingen im vergangenen Jahr 13.128 Kinder zur Erstkommunion. 2013, zehn Jahre zuvor, 17.252. Im Erzbistum Paderborn ging die Zahl der Kommunionkinder von 2013 bis 2022 von 12.757 auf 9.790 zurück. Im Erzbistum Köln verringerte sie sich von 16.023 im Jahr 2013 auf 14.096 im Jahr 2022. Das Bistum Essen registrierte vergangenes Jahr 4.252 Kommunionkinder im Vergleich zu 5.475 im Jahr 2013. So die offiziellen Zahlen der Bistümer.

Der Rückgang vollzog sich parallel zum Mitgliederschwund in den christlichen Kirchen. 2023 verließen in NRW 197 012 Personen die katholische und evangelische Kirche. 2021 waren es 155 322.

Zur Ehrenrettung von Kindern und Erwachsenen muss man hinzufügen: Die Kirchen sind nicht mehr alleiniger, entscheidender Faktor im gesellschaftlichen Leben. Dieses Leben ist vielfältig, vielschichtig geworden. Freizeitgestaltung ist ein wichtiger, auch finanziell relevanter Faktor. Kinder und Erwachsene werden verplant und lassen sich verplanen. Den Kirchen ist das nicht entgangen. Aus dem ehemals verbindlichen, katholischen Erstkommunionunterricht wurden Freizeitangebote mit Meetings, Besichtigungen und dgl.

Aber auch den oberhirtlichen Unfehlbarkeitsbehörden möchte man Fragen stellen. Die verspüren jedoch wenig Mitteilungsdrang. Sie sehen die Kirche ist bei sich in guten Händen. Sie hat keine Sorge, nicht mehr verstanden zu werden oder gar nicht zeitgemäß zu sein. Die Kirche erlebte immer schon Höhen und Tiefen. Sie büßte angeblich aber nichts von ihrem Reiz ein. Wenn die Glocken rufen, strömen die Menschen herbei. Dass es immer weniger werden, ist unverständlich. Bewährtes gilt es zu bewahren. Die Kirche ist auf dem richtigen Weg. Den kann sie in „des Kaisers alten Kleidern“ fortsetzen.

„Wir werden uns tiefgreifend verändern.“ Diese Prognose der Evangelischen Kirche im Rheinland sieht sich unter Zugzwang. Das gilt offenbar nicht für die katholische Kirche. „Sie holt sich ihre Kirche zurück“, obwohl es „diese“ Kirche nicht mehr gibt.

Was wird aus dem Weißen Sonntag? Grundsätzlich wäre es schade, wenn er seine Bedeutung verlieren würde. Aber dazu muss sich der „Kaiser“ wahrscheinlich auch um „neue Gewänder“ kümmern. Sonst könnte dieser Festtag wirklich zum Relikt vergangener Tage werden. (opm)

Foto: markus roider/Pixabay

Foto: Privat

Peter Josef Dickers wurde 1938 in Büttgen geboren. Nach einem Studium der Katholischen Theologie sowie der Philosophie und Pädagogik in Bonn, Fribourg/Schweiz, Köln sowie Düsseldorf erhielt er 1965 die Priesterweihe. Anschließend  war er in der Seelsorge und im Schuldienst tätig, bis er sich 1977 in den Laienstand rückversetzen ließ und heiratete. Nach der Laisierung war er hauptamtlich tätig an den Beruflichen Schulen in Kempen (jetzt Rhein-Maas-Kolleg) mit den Fächern Kath. Religionslehre, Pädagogik, Soziallehre, Jugendhilfe/Jugendrecht.

„Seit der Pensionierung bin ich weiterhin engagiert durch meine Schreibtätigkeit, mein Vorlese-Engagement in diversen Einrichtungen und sonstige Initiativen. In den Sommermonaten lese ich zeitweise als „Lektor“ auf Flusskreuzfahrt-Schiffen aus meinen bisher erschienenen Büchern“, so Peter Josef Dickers, der mittlerweile in Mönchengladbach beheimatet ist.