Literarisches: Zum Tag der Deutschen Einheit – Viele DDR-Bürger kamen in Viersen an

Der Vollzug der deutschen Einheit am 3. Oktober 1990 in Berlin fand schrittweise auch in anderen Regionen statt. Als 1989 die Berliner Mauer fiel, kamen hunderte DDR-Bürger in Viersen an. Junge Familien waren darunter. Sie kamen in der Hoffnung auf ein neues Leben in Freiheit.
Von Peter Josef Dickers

Literarisches – Sie dachten nicht darüber nach, ob sie sich von ihrem bisherigen Leben auch innerlich entfernen konnten und das neue Leben gelingen würde. Sie waren auf den Augenblick konzentriert, Zukunftsträume hatten keine aktuelle Bedeutung.

Zunächst wurden sie in Notunterkünften untergebracht u. a. in der Schule an der Brabanter Straße in Dülken. Einhundert Deutsche Mark Begrüßungsgeld erhielten die Neuankömmlinge. Von großer Hilfsbereitschaft, von Arbeitsangeboten, Möbel-, Kleider- und Geldspenden berichteten hiesige Medien. Auch die plötzlich entstehende Wohnungsnot blieb nicht unerwähnt. Einen Ansturm in dieser Größenordnung hatte man nicht erwartet. Einige erinnerten sich an Reisezüge zwischen dem Westen Deutschlands und der Sowjetischen Besatzungszone bzw. DDR vor dem Mauerfall, die vor allem von Rentnern – von Frauen, die das 60., von Männern, die das 65. Lebensjahr überschritten hatten – genutzt wurden. „Mumien-Express“, „Silberhaar-Express“ im DDR-Jargon. Wir haben daher umso mehr Anlass, den Tag der deutschen Einheit, die Wiedervereinigung von Ost und West, zu feiern. Offiziell geschieht das in diesem Jahr in Schwerin / Mecklenburg-Vorpommern.
Vielstimmig der Chor jener, die sich auch überregional mit dem Thema „Einheit“ auseinandersetzten:
Barack Obama: „Völker der Welt, schaut auf Berlin, wo eine Mauer fiel, ein Kontinent sich vereinigte und der Lauf der Geschichte bewies, dass keine Herausforderung zu groß ist für eine Welt, die zusammensteht.“

Richard von Weizsäcker: „Wenn wir die Teilung überwinden wollen, müssen wir teilen lernen und ein gemeinsames Lebensgefühl entwickeln.“
Willy Brandt: „Es wächst zusammen, was zusammen gehört.“
François Mitterand: „Man kann keine Einheit erzielen, wenn man sich gegenseitig auf die Füße tritt.“
Ernst Jünger: „Wenn dein Bruder vor der Tür steht, fragst du nicht, was er dich kosten wird. Du lässt ihn herein.“
Angela Merkel: „Manches wird schwieriger, ehe es besser wird.“
Kyrilla Spiecker, Ordensfrau: „Wer ein Ziel hat, nimmt auch schlechte Straßen in Kauf.“
Helmut Kohl: „In wenigen Jahren werden aus Brandenburg, Mecklenburg-Vorpommern, Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen blühende Landschaften geworden sein.“ Für diese Aussage wurde er kritisiert.
Dr. Günter Krings, Mönchengladbacher Bundestagsabgeordneter, verteidigte sie später: „Es gibt blühende Landschaften. Man muss sie nur sehen wollen.“
„Einigkeit und Recht und Freiheit für das deutsche Vaterland.“ Nicht alle Träume gingen in Erfüllung. Das gilt auch für das Versprechen in Friedrich Schillers „Ode an die Freude: Alle Menschen werden Brüder.“ Es bleibt noch viel zu tun. (opm)

Foto: wal_172619/Pixabay

Foto: Privat

Peter Josef Dickers wurde 1938 in Büttgen geboren. Nach einem Studium der Katholischen Theologie sowie der Philosophie und Pädagogik in Bonn, Fribourg/Schweiz, Köln sowie Düsseldorf erhielt er 1965 die Priesterweihe. Anschließend  war er in der Seelsorge und im Schuldienst tätig, bis er sich 1977 in den Laienstand rückversetzen ließ und heiratete. Nach der Laisierung war er hauptamtlich tätig an den Beruflichen Schulen in Kempen (jetzt Rhein-Maas-Kolleg) mit den Fächern Kath. Religionslehre, Pädagogik, Soziallehre, Jugendhilfe/Jugendrecht.

„Seit der Pensionierung bin ich weiterhin engagiert durch meine Schreibtätigkeit, mein Vorlese-Engagement in diversen Einrichtungen und sonstige Initiativen. In den Sommermonaten lese ich zeitweise als „Lektor“ auf Flusskreuzfahrt-Schiffen aus meinen bisher erschienenen Büchern“, so Peter Josef Dickers, der mittlerweile in Mönchengladbach beheimatet ist.