„Mädchen mit Taube“, so heißt die erste und einzige Plastik, die in Wickrath zu sehen ist. Gemeindedirektor Krane und Bürgermeister Bäumer enthüllten im November 1970 die Skulptur in der Grünanlage zwischen Beckrather- und Odenkirchener Straße.
Mönchengladbach-Wickrath – Gemeindedirektor Wolfgang Krane (1963 bis Dezember 1974) nutzte die Gelegenheit der Enthüllung dieser Skulptur, Ausführungen über die Kunst im allgemeinen, über die Geschichte, die mit der Arbeit Prof. Scheibes verbunden ist sowie über die Gründe zu sprechen, die zur Aufstellung der Skulptur in Wickrath geführt haben.
Die Gemeinde Wickrath (1975 zu Mönchengladbach) hatte bei der Beschaffung dieser Plastik keine Wahl, sich für diese oder jene Kunstrichtung zu entscheiden. Sie hat ein Geschenk erhalten, Frau Bullau aus Berlin schenkte ihr dies Bildnis. Es stellt ihre Tochter dar, die in den Kriegswirren 1945 in Berlin von russischen Soldaten erschossen wurde.
Wenn wir in dieses ruhige und ausgeglichene Gesicht sehen, so drückt sich darin nichts von der Katastrophe aus, an der dieses Kind im Alter von 17 Jahren gestorben ist. Das schreckliche Schicksal ist vorüber und der Mensch, den es getroffen hat, ist dahingerafft. Hier ist aber etwas Dauerhaftes geblieben, etwas Dauerhaftes durch Kunst.
Dieses Mädchen lebt fort in der Kunst von Richard Scheibe (* 19. April 1879 in Chemnitz; † 6. Oktober 1964 in Berlin). Dieser Künstler ist ein Mann, über den man nur im Lexikon nachlesen kann. Er war nicht nur mit Kolbe befreundet, sondern ihm auch in der Kunst verwandt.
Es handelt sich hier um ein Werk der späten gegenständlichen Plastik, in dem also die Aussage noch über das realistische Bildnis vermittelt wird. Die Generation der ersten Stunde nach dem Krieg hat noch von der Bedeutung Scheibes gewußt. Nicht umsonst hat Berlin gerade ihm den Auftrag gegeben, das Denkmal für die Opfer des 20. Juni zu schaffen. Aber auch diese Skulptur ist ein Zeugnis für Scheibes große spezielle Begabung für das Porträt.
Dieses Bildnis eine ist Bereicherung für die Gemeinde/Stadtteil. Aus diesem Grund bedankte sich Wolfgang Krane bei Frau Helene Bullau. Bei der Beerdigung ihres Bruders, des früheren Bürgermeisters Gustav Karsch (1961 bis September 1968), sprach sie Krane an und erzählte ihm von der Plastik und daß sie evtl. überlege, sie zu verschenken.
Frau Bullau hat in Berlin viel Kontakt mit Künstlern. Es wäre sicherlich mancher darunter gewesen, der ihr mit großem Stolz dieses Kunstwerk abgekauft hätte.
Sie hat nicht nur auf jede finanzielle Gegenleistung verzichtet, sondern sogar den Transport und die Kosten für einen Sockel aufgebracht. Daß eine solche Großzügigkeit, die sich wohltuend abhebt und ganz besondere Anerkennung verdient. Die Bürger dieser Gemeinde werden sicher diese Großzügigkeit dankbar zu schätzen wissen.