Männer erleben und erleiden Gewalt. In der Kindheit, auf der Straße, in Institutionen oder auch in der Partnerschaft. Ein wichtiger und erster Ansprechpartner ist das Hilfetelefon „Gewalt an Männern“.
NRW – Das Hilfetelefon wurde als bundesweit einmaliges Projekt im April 2020 in Nordrhein-Westfalen und Bayern ins Leben gerufen und feiert in diesem Jahr sein dreijähriges Bestehen. Mit dem Beitritt von Baden-Württemberg im Jahr 2021 und Mecklenburg-Vorpommern in diesem Jahr als weitere Projektpartner des Männerhilfetelefons wurde das Hilfeangebot noch einmal deutlich ausgeweitet.
Die nordrhein-westfälische Gleichstellungsministerin Josefine Paul erklärt: „Mit der Einrichtung des Hilfetelefons haben wir bundesweit eine Lücke geschlossen und ein deutliches Zeichen dafür gesetzt, dass Gewalt an Männern kein Tabuthema sein darf. Die Landesregierung Nordrhein-Westfalen wird weiterhin dazu beitragen, dass das Thema Gewalt an Männern in der Öffentlichkeit wahrgenommen wird und gewaltbetroffene Männer in Notlagen Unterstützung finden.“
Jedes Jahr suchen immer mehr Männer Unterstützung beim Männerhilfetelefon. Die Anzahl der Kontaktaufnahmen ist von 1.480 im Jahr 2020 auf 4.498 im Jahr 2022 gestiegen. Zwei Drittel der Ratsuchenden sind direkt von Gewalt betroffen. Am häufigsten wurde eine Beratung zu widerfahrener, psychischer Gewalt – häufig in Kombination mit zusätzlich erlebter körperlicher und sexualisierter Gewalt – in Anspruch genommen. Bayerns Sozialministerin Ulrike Scharf betont: „Betroffene von Gewalt brauchen schnelle und unkomplizierte Hilfe! Seit dem Start des Hilfetelefons ‚Gewalt an Männern‘ haben fast zehntausend Kontakte per Telefon, E-Mail oder per Chat stattgefunden. Die Bilanz zeigt deutlich, wie hoch der Bedarf und wie wichtig das Angebot, das Bayern und Nordrhein-Westfalen geschaffen haben, ist.“
Bei etwa zwei Drittel der Ratsuchenden wurden psychosoziale Erstberatung und Unterstützung geleistet, in einem Drittel der Fälle fand die Beratung bezüglich einer aktuellen Gewaltsituation statt. Das Angebot des Hilfetelefons wird von Ratsuchenden aus allen Bundesländern genutzt, Kontaktanfragen aus Bayern, Nordrhein-Westfalen und Baden-Württemberg erreichen das Hilfetelefon „Gewalt an Männern“ dabei am häufigsten. „Gewalt gegen Männer ist häufig immer noch ein Tabu“, so Baden-Württembergs Sozialminister Manne Lucha. „Entsprechende Delikte werden nur selten angezeigt. Wir gehen deshalb von einer hohen Dunkelziffer aus. Umso wichtiger sind einfach zugängliche Angebote für Betroffene.“
Gezielte Öffentlichkeitsarbeit soll dabei helfen, das Dunkelfeld weiter auszuleuchten. Da der Zugang zum Hilfetelefon hauptsächlich über Online-Informationen erfolgt, wird das Hilfetelefon „Gewalt an Männern“ anlässlich des dritten Geburtstages zukünftig auch auf Instagram vertreten sein. „Mecklenburg-Vorpommern hat sich ganz bewusst dem Männerhilfetelefon angeschlossen. Es ist ein wichtiges Angebot und auch ein Zeichen der Ernsthaftigkeit unseres Gleichstellungsbestrebens. Denn Gewalt-Opfer gibt es unter allen Geschlechtern, was auch Hilfsangebote für alle Geschlechter bedeutet. Die Postkarten, auf denen das Angebot des Männerhilfetelefons bekanntgemacht wird, haben wir im gesamten Land verteilt. Wichtig bleibt, dass so vielen Opfern von Gewalt- und Sexualstraftaten wie möglich geholfen werden kann“, erklärt Jacqueline Bernhardt, Ministerin für Justiz, Gleichstellung und Verbraucherschutz Mecklenburg-Vorpommern.
Interessierte Bundesländer, die beim Hilfetelefon „Gewalt an Männern“ teilnehmen möchten, können sich an Birgit Wehrhöfer (birgit.wehrhoefer@mkjfgfi.nrw.de) wenden.
Das Angebot im Überblick:
- Das Hilfetelefon „Gewalt an Männern“ startete am 22. April 2020 und ist bundesweit das erste Beratungsangebot, das unter der Nummer 0800 123 99 00 ratsuchenden Männern Unterstützung anbietet.
- Betrieben wird das Hilfetelefon „Gewalt an Männern“ durch die Beratungsstelle man-o-mann Männerberatung in Bielefeld, die AWO Augsburg, die Sozialberatung in Stuttgart und Pfunzkerle in Tübingen. Die Projektträger werden durch die folgenden zuständigen Fachministerien der Bundesländer gefördert: Das Ministerium für Kinder, Jugend, Familie, Gleichstellung, Flucht und Integration des Landes Nordrhein-Westfalen, das Bayerische Staatsministerium für Familie, Arbeit und Soziales, das Ministerium für Soziales, Gesundheit und Integration des Landes Baden-Württemberg und das Ministerium für Justiz, Gleichstellung und Verbraucherschutz des Landes Mecklenburg-Vorpommern.
- Telefonische Erreichbarkeit: Montag bis Donnerstag von 8.00 – 20.00 Uhr, Freitag 8.00 – 15.00 Uhr. Der Anruf ist kostenlos.
- Die Beratung erfolgt vertraulich und auf Wunsch anonym. Neben der telefonischen Beratung gibt es eine – ebenfalls kostenfreie – Chat- und E-Mail-Beratung über die Webseite www.maennerhilfetelefon.de. Eine Beratung im Sofort-Chat ist Montag bis Donnerstag von 12.00 – 15.00 Uhr und 17.00 – 19.00 Uhr möglich.
- Beraten werden von Gewalt betroffene Männer, Angehörige und Fachkräfte von einem multiprofessionellen Team aus Beraterinnen und Beratern, die über langjährige Erfahrungen im Bereich der Männerarbeit verfügen.
- Es wird zu folgenden Themen beraten: Häusliche Gewalt, Gewalt im öffentlichen Raum, Sexualisierte Gewalt, Physische Misshandlungen in der Kindheit, Zwangsheirat, Mobbing, Stalking/Cyberstalking, Psychische Gewalt, Gewalt mit Diskriminierungsbezug
- Die wissenschaftliche Begleitung und Evaluation des Modellprojekts findet durch das Institut für empirische Soziologie (IfeS) an der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg statt. Der Bericht zur Evaluation beim Aufbau eines Hilfetelefons und einer Onlineberatung für von Gewalt betroffene Männer ist auf der Internetseite www.maennerhilfetelefon.de abrufbar. (opm)