#MehrMehrweg: Bündnis startet deutschlandweite Offensive für Mehrweg-to-Go

Mehrweg soll endlich zum Standard im Außer-Haus-Verzehr werden, das ist das Ziel von „mehrweg.einfach.machen“ – eine vom WWF Deutschland, von ProjectTogether und dem Mehrwegverband Deutschland initiierte Umsetzungsallianz.

Kreis Viersen/Deutschland – Das Bündnis geht in eine deutschlandweite Offensive und startet unter dem Motto #MehrMehrweg zahlreiche Initiativen. Die gesetzlichen Voraussetzungen für Mehrweg-to-Go sind mit der Mehrwegangebotsplicht seit Januar da: Alle Anbieter:innen für den Außer-Haus-Verzehr, darunter Gastronomie, Catering, Lieferdienste und Lebensmitteleinzelhandel müssen eine Mehrweg-Alternative zu Einwegprodukten anbieten. Trotzdem bleibt Mehrweg weitgehend ungenutzt. Egal ob beim Coffee-to-Go oder an der Salatbar – die Mehrheit der Konsument:innen greift noch immer wie selbstverständlich zu Einweg statt zu wiederverwendbaren Lösungen.

Allein 2022 wurden laut WWF in der deutschen Gastronomie mehr als 13 Milliarden Einwegbehälter ausgegeben, daraus resultierten über 250.000 Tonnen Müll. „Nicht mal ein Prozent der ausgegebenen To-Go-Verpackungen war wiederverwendbar. Auch nach Einführung der Mehrwegangebotspflicht wird Mehrweg in der Praxis noch nicht gelebt. Die jahrzehntelange Einwegroutine führt dazu, dass die Herstellung und Entsorgung von Wegwerfverpackungen die Umwelt und das Klima enorm belasten“, erläutert Caroline Kraas vom WWF Deutschland.

Nirgends werden die praktischen Herausforderungen, die im Übergang zu einer ressourcenschonenden Kreislaufwirtschaft entstehen, so deutlich wie beim alltäglichen „Konsum-To-Go“: Die Nachfrage der Konsument:innen nach kreislauffähigen Verpackungen ist noch zu gering, zudem fehlen Anreize zur Nutzung dieser Systeme bei Letztvertreibenden und die Rückgabe-Infrastrukturen sind fragmentiert. Mehrweg-to-Go zeigt, dass sich alte Konsummuster sich nur schwer durchbrechen lassen – und ein gemeinsamer Kraftakt notwendig ist.

„Die Mehrwegangebotspflicht ist klar hinter den Erwartungen vieler zurückgeblieben“, sagt Sophia von Bonin von ProjectTogether. „Wir haben aber keine Zeit, auf die Politik zu warten. Wir müssen jetzt Tatsachen schaffen – und das heißt für unsere Umsetzungsallianz, die Letztvertreibenden, Städte und Kommunen, Start-ups, die etablierte Wirtschaft sowie die Zivilgesellschaft ins gemeinsame Handeln zu bringen. Gemeinsam müssen wir zeigen, dass Mehrweg eine echte Alternative ist.“

Dafür startet mehrweg.einfach.machen ab heute eine deutschlandweite Offensive: Unter dem Motto #MehrMehrweg werden eine Vielzahl an ineinander greifenden Initiativen umgesetzt, die zum Ziel haben, Mehrweg in die Breite zu bringen. Dazu gehören:

  • „Mehrweg: Erste Wahl“: Mehrweg-to-Go wird noch immer unzureichend nachgefragt. Die Gründe dafür sind vielfältig. Gemeinsam mit einem Team aus Umweltpsycholog:innen und Mehrweg-Expert:innen hat das Bündnis das deutschlandweit größte Experiment für Mehrweg-Anreize entwickelt. Zusammen mit über 800 gastronomischen Filialen in ganz Deutschland wollen die Initiator:innen ab Oktober herausfinden, ob und wie sich Konsument:innen zur Mehrwegnutzung motivieren lassen.
  • „Wegweiser Mehrweg“: Auf der Online-Plattform „Wegweiser Mehrweg“ finden Gastronom:innen, Verantwortliche aus Städten und Kommunen sowie Veranstalter:innen von Events erstmals gebündelt praktische Anleitungen und nützliche Informationen für die Umsetzung der Mehrwegangebotspflicht.
  • „Mehrweg-Rückgabe in Unternehmen“: Viele Mehrweg-Expert:innen glauben, Mehrweg-to-Go skaliere erst, wenn die Rückgabe für Konsument:innen einfacher wird. Diese Hypothese testet die Umsetzungsallianz jetzt: Bei insgesamt zehn Unternehmen an 14 Standorten in Rostock, Düsseldorf, Berlin und Hamburg können Mitarbeiter:innen im Oktober ihr Mehrweg-Geschirr, das sie beim Essen in der Mittagspause genutzt haben, einfach am Empfang zurückzugeben. Die Mikro-Logistik im Hintergrund wird von ProjectTogether gesteuert. Mit dabei sind ubisoft, ZALANDO, Freshfields, Spielfeld Co-Working Berlin, SIXT und die Berliner Senatsverwaltung für Umwelt.
  • „Reallabor: Rückgabe im öffentlichen Raum in München“: Die Umsetzungsallianz bereitet ein Reallabor vor, das voraussichtlich im Januar 2024 die Rückgabe im öffentlichen Raum erproben wird. In der zwölf-monatigen Testphase soll ausgelotet werden, ob eine verbesserte Rückgabeinfrastruktur einen Effekt auf die Nutzungsquote von Mehrweg hat. Das Besondere: Die Automaten, die dabei vom Schweizer Start-up kooky aufgestellt werden sollen, akzeptieren erstmals Behältnisse der drei großen Mehrwegsysteme RECUP, Vytal und Relevo zugleich, was die Rückgabe deutlich vereinfacht.
  • Kampagne „#MehrMehrweg“: Das Bündnis startet am 10. Oktober seine Digital-Kampagne #MehrMehrweg. Mit einem Kampagnen-Film, Storys über die positiven Effekte von Mehrweg und eine am 24. Oktober startende Mehrweg-Challenge sollen Verbraucher:innen zur Nutzung von Mehrweg motiviert werden.
  • Partner:innen der Umsetzungsallianz aus ganz Deutschland starten im Rahmen der Kampagne zudem eigene Aktionen. Die Stadt Würzburg initiiert beispielsweise im Rahmen von #MehrMehrweg eine Rückruf-Aktion. Alle Bürger:innen sind dazu aufgerufen, überfüllte Schränke zu entlasten und ihre Mehrwegbehältnisse ins Rathaus zurückzubringen. Der Kreis Viersen am Niederrhein führt eine Mehrweg-Challenge für Sportvereine unter dem Motto „Mehr(weg)bewegt“ durch. Weitere Aktionen sind in Planung.

Zum Start der Mehrweg-to-Go-Offensive äußert sich André Pietzke vom Mehrwegverband Deutschland: „Mit #MehrMehrweg möchten wir zeigen, dass Mehrweg keine Einschränkung, sondern ein Gewinn für uns alle ist. Mehr Lebensqualität, mehr Verantwortung und viel Mehrwert. Zusammen mit zahlreichen Kommunen und Unternehmen zeigen wir, wie der zirkuläre Wandel im To-Go-Bereich gelingen kann. Denn oft gibt es sie schon, die wegweisenden Lösungen. Jetzt machen wir sie sichtbar und damit zugänglicher!“ (opm)

Foto: Kathrin Tschirner/WWF/NewStandar