Mit Trompetenklängen schunkelten die Süchtelner Jecken in die Nacht hinein

Für die karnevalistische Neuauflage der beliebten Galasitzung im Josefshaus hatte sich der Süchtelner Festausschuss erneut ein abwechslungsreiches Programm auf die Fahne geschrieben. Neben den begeisternden Auftritten der heimischen Gewächse eroberten dabei Künstler den Saal, die vom Publikum gerne gefeiert wurden.
Von RS-Redakteurin Ebru Ataman und Martin Häming

Soetele – Ein vollbesetztes, ausverkauftes Josefshaus, das Publikum in bester Feierlaune. Perfekt für das neue Dreamteam des Süchtelner Karnevals, Lara Böhmer und Detlef Belk, die bereits gemeinsam zum zweiten Mal charmant und mit viel Witz durch die Galasitzung des Süchtelner Festausschusses als Sitzungspräsidenten führten.
In dieser Woche war das Saalbauteam fleißig gewesen, die Orden der vergangenen Prinzenpaare zierten die Wände. Schwarz-gelbe Luftballons säumten den Raum, Musiknoten die Tische – passend zum diesjährigen Motto: „Ob jo-e oder schleite Tied, tosahme sengen wörr en Fastelooves Leed“. Dieses wirft auch auf dem Jahresorden einen Blick auf die Flutkatastrophe und die Verbundenheit der Süchtelner zum Ahrtal.

Foto: Rheinischer Spiegel/Martin Häming

Bereits zur Begrüßung versprach Detlef Belk ein buntes und für die Jecken nicht immer bekanntes Programm – schließlich hatte Belk im Vorfeld einen bunten Reigen aus Künstlern zusammengestellt, die bisher auch durchaus selten auf den Bühnen der Gesamtstadt zu sehen waren. Unter sie mischten sich passend die Darbietungen der Süchtelner Vereine. Der Abend versprach bereits zu Beginn etwas Besonderes zu werden und er hielt sein Versprechen bis zum Abschluss weit nach Mitternacht.

Foto: Rheinischer Spiegel/Martin Häming

Den Einzug der Gesellschaft mit Ex-Prinzen, Prinzengarde und dem Ohrwurm „Steh auf, mach laut“ führen die Brook Müerkes mit ihrem Kinderprinzenpaar Paul I. und Kerstin I. an, die in dieser Session als einziges Prinzenpaar in Süchteln den Bühnenmoment genossen.

Die Reihen der zahlreichen Gäste, darunter auch das Boisheimer Prinzenpaar der Ki Ka Kai a, Uwe I. und Claudia I., sowie die Vierscher Tollitäten, Lothar II. und Regina I., haben die Nachwuchstollitäten längst ins Herz geschlossen. Im gleißenden Rampenlicht wussten die Brook Müerkes mit ihren Prinzen- und Gardetänzen geübt zu verzaubern und konnten mit ihren acht Gardetänzerinnen ohne viel Applaus nicht von der Bühne, auf der die umfassende Begrüßungsrunde der Sitzungspräsidenten startete.

Foto: Rheinischer Spiegel/Martin Häming

An sie schlossen sich die virtuosen Auftritte der Süchtelner Tanzgarden an. Trainiert von Laura Schwoll und Sina Otten bewiesen die acht jungen Damen der Süchtelner Jungendgarde dabei nicht nur, dass sie die traditionellen Gardeschritte bis ins kleinste Detail verinnerlicht haben, sie zeigten auch, dass der karnevalistische Nachwuchs in Süchteln auf einem stabilen Fundament steht.

Die Karawane zog weiter und ihr Beifall schwappte über in den Tanz der großen Süchtelner Tanzgarde, die mit über fünfzehn Tänzerinnen fast neidische Blicke auf sich zogen – nein, so grazil hoch bekam nur selten einer der Anwesenden sein Bein. Trainerin Lara Hetscher, Solomariechen bei der KG Rot-Weiss Feste Zons 1966 e.V., konnte stolz sein auf ihre Truppe.

Foto: Rheinischer Spiegel/Martin Häming

Wer mittanzen möchte sollte für die Jugendgarde 10 – 15 Jahre alt sein, für die große Garde über 15 Jahre und für den Showtanz über 14 Jahre. Der Kontakt erfolgt modern über Facebook oder Instagram (@tanzgarden_des_fsk) sowie per Mail (tanzgarde-suechteln@gmx.de).

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Für die kölsche Rockabilly-Band CAPP wirkte die Bühne im Nachgang schon fast zu groß. Der „Club für anonyme und bekennende Bekloppte“ sorgte für unterschiedlichste Meinungen des Publikums bei einem Mix aus Heimathymnen und modernen Tanznummern überwiegend in echt kölscher Sproch durch CABB-Sänger Guido Krutwig, der erstmal klarstellte: „In Süchteln sind die Engel daheim.“ Heute wie damals, Satire gehört dazu, denn die Band begann 2013 mit „Jommer ein rauche“ als Jux zum Gaststätten-Rauchverbot.

Foto: Rheinischer Spiegel/Martin Häming

Das letzte Scheinwerferlicht vor den Ehrungen gebührte der Süchtelner Prinzengarde, deren Mitglieder jedoch in diesem Jahr erneut das Tanzbein lieber ruhen ließen und die Scheinwerfer auf Solomariechen Sina Otten, übrigens im neuen Glitzerkostüm, richteten.

Akrobatische Sprünge vermischten sich mit traditionellen Tanzschritten, formten ein Bild der besonderen Art und haschten den gewünschten Erfolg in Form von jubelnden Klatschsalven ein. Ihre Zugabe wurde kurzerhand zum mitreißenden „Dreier“ mit Christina Keimer und Fiona Belvers in den rot-weißen Farben der Ki Ka Kai a Boisheim.

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Wie auch in Dülken suchen die Süchtelner übrigens einen Prinzen, eine Prinzessin, ein Dreigestirn etc. zum Mitreisen für die kommende Session, weshalb die Prinzengarde fleißig warb und hofft, dass diese hohe Ehre im nächsten Jahr wieder besetzt werden kann.

Foto: Rheinischer Spiegel/Martin Häming

Apropos Ehre, denn schließlich sollen die nicht vergessen werden. Mit dem Hausorden zur 5-jährigen Mitgliedschaft wurden ausgezeichnet: Barbara Scheunemann, Charlotte und Christoph Braun, Marie Hünnekes, Kaisa Eberlein, Anika Flocken, Annika Gekeis, Lisa Penski, Maresa Stappen, Laura Schwoll, Sina Otten und Dominik Kallen.

Bereits seit 25-Jahren sind Marcel Puller, Wolfgang Genenger und Helmut Kallen Mitglied des Festausschusses Süchtelner Karneval. Eine lange Zeit, an die mit zwei Urkunden gedacht wurde. Die für Helmut Kallen wird nachgereicht, schließlich bereitet er mit dem Süchtelner Vorsitzenden, Nicolai Rattay, eben diese Urkunden vor und das Geheimnis wäre vorab entdeckt worden.

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Für die höchsten Ehrungen waren in diesem Jahr KLN-Präsident Karl Schäfer und Vizepräsidentin Christiane Glasmacher zu Gast, die mit großer Freude zwei Verdienstorden des Bundes Deutscher Karneval e. V. übergeben konnten. Der Karnevalsverband Linker Niederrhein e.V. (KLN) ist einer von 35 Regionalverbänden im BDK und wurde im vergangenen Jahr närrische 11 Jahre alt. Gefeiert wird das Jubiläum, mit Blick auf die Coronazeit, allerdings erst in dieser Session.

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Ein lautes „Soetelsche Muure Soat“ gebührte dabei zwei Urgesteinen des Karnevals mit Daniela Erkes. Schon seit Kindheitstagen dabei – zunächst bei der Straßengemeinschaft Kirchstraße und später bei den Brook Müerkes – ist sie mittlerweile 22 Jahr Mitglied des Festausschusses Süchtelner Karneval, war in der Zugleitung aktiv und als 2. Geschäftsführerin die erste Frau unter dieser Männerriege.

Die Ex-Prinzessin wurde mit dem BDK-Verdienstorden in Silber ebenso ausgezeichnet wie Klaus Dohmesen. Der Ex-Prinz ist seit 36 Jahren Mitglied des Festausschusses und 2004 Mitbegründer der Prinzengarde Süchteln.

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Der Start in die zweite Halbzeit gebührte ebenfalls heimischen Gewächsen. Dass die Süchtelner Tanzgarde nicht nur traditionell kann, zeigte ihr Showtanz auf. In diesem Jahr entführte die Showtanz-Gruppe mit Trainerin Katrin Hünnekes als Stewardessen auf eine Reise um die Welt bis hin zur Kirche im Dorf. Die Tanzschritte der laut geforderten Zugabe waren zwar schon in Viersen bekannt – nach diesem Abend kann auch das Süchtelner Publikum mittanzen, welches in einen stimmgewaltigen Chor „Country Roads, take me home, to the place I belong“ einstimmte.

Eher seltener auf den Viersener Bühnen schloss sich „Ne Spätzünder“ an, der dem einen oder anderen vielleicht noch als „De Jummibotz“ bekannt ist. Geangelt wurde also nicht mehr, dafür hatte der gebürtige Kölner Frank Friedrichs die Gummihose gegen eine rote Weste eingetauscht und durfte ohne Zugabe nicht von der Bühne. Schade nur, dass der Saal nicht überall ruhig war, denn der Künstler hätte es sich verdient, als er von Klimaklebern, Veganern und der kölschen Diskussion zum „lecker Mädche“ berichtete.

Foto: Rheinischer Spiegel/Martin Häming

Das Highlight des Klamauks war der einzige Redner an diesem Abend, der mit den letzten beiden Programmpunkten musikalisch sein erfolgreiches Ende fand. „Fünf Männer, ein Motto: Jecken dieser Welt vereinigt Euch!“ – die Ganz-Jahres-Spaß-Band Jeck United ist nicht unbekannt in der Region, schließlich gründete sie sich 2015 aus fünf Männern im Krefelder Jazzkeller tatsächlich auch während einer Karnevalsveranstaltung und waren auch schon in Süchteln gerne zu Gast.

Sie übergaben nach ihrer Performance, von „Du bist Geilste auf der Welt“, über „Du bist ne süße Pappnas“ bis „Höppe, höppe, höppe“ sowie ihrem neuen Lied „Bütz mich“ im Rammstein-Stil und Zugabe „Wer schwankt hat mehr vom Leben“ mit dem 2. Vorsitzenden des Festausschusses Gregor Mackes, das energiegeladen feiernde Publikum an einen einzelnen Trompeter.

Foto: Rheinischer Spiegel/Martin Häming

Nur einer? Tatsächlich ist Markus Rey bisher immer eher im Duo aufgetreten. Eigentlich kennen die Vierscher ihn nämlich nur in einer Combo mit seinem Bruder und dann als „Die Jungen Trompeter“. Nun allerdings startet der Musiker nach über zwanzig Jahren gemeinsamer Auftritte alleine durch und hat nebenbei zudem in Kerpen die Gaststätte „Zum Trompeter“ eröffnet.

Mit ihm wurde die Galasitzung zur Mitsing- sowie Schunkelparty und ohne eine Zugabe war ein Abschluss an diesem Abend nicht möglich, der traditionell mit der Süchtelner Hymne erst nach Mitternacht ausklang. (ea)

Foto: Rheinischer Spiegel/Martin Häming