Mpox-Ausbruch: Eine Aussetzung der Pharma-Patente ist geboten

Die sozialmedizinische Hilfs- und Menschenrechtsorganisation medico international kritisiert den Umgang der Bundesregierung mit dem Ausbruch von Mpox-Viruserkrankungen in afrikanischen Ländern und fordert zur Aussetzung der Pharma-Patente auf.

Magazin – Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) hat nach dem massiven Ausbruch des Mpox-Virus in mehreren afrikanischen Staaten die höchste Alarmstufe ausgerufen. Es liegt, so die WHO, eine „gesundheitliche Notlage internationaler Tragweite“ vor.

„Damit sich die noch räumlich begrenzte Epidemie nicht in eine internationale Pandemie verwandelt, muss sich die Bundesregierung für eine Aussetzung der Pharma-Patente einsetzen“, fordert Anne Jung, Gesundheitsreferentin von medico international. „Zusätzlich erfordert die Lage ein rasches und solidarisches Teilen der existierenden Impfstoffreserven durch die Länder des Globalen Nordens. Nur so kann den derzeit Erkrankten und zukünftigen Infizierten schnell geholfen werden“, fügt sie an.

Die alternative Lobbygruppe Public Citizen hat recherchiert, dass die für Mpox-Impfstoffe eingesetzte Technologie zur Impfstoffproduktion bereits in mehreren Ländern des globalen Südens eingesetzt wird (z.B. für Masern-Impfstoffe) und die Kosten pro Dosis bei nur drei Euro liegen könnten. „Um das zu ermöglichen, sind ein Technologietransfer und das Teilen geistiger Eigentumsrechte erforderlich, wie dies z.B. mit offenen Lizenzen an die WHO machbar wäre“, zeigt die Gesundheitsreferentin auf. „Stattdessen“, kritisiert sie, „erleben wir die Fortsetzung einer Politik, die ökonomische Interessen über die Gesundheit der Menschen stellt. Diese Fehler nicht zu wiederholen, wäre ein wichtiger Schritt für eine globale Gesundheitspolitik auf Augenhöhe.“

Statt den potentiellen drei Euro kostet eine Impfdosis aktuell umgerechnet 90 Euro. Den Preis hat der dänische Pharmakonzern Bavarian Nordic, mit Niederlassungen auch in Deutschland, festgelegt, dem derzeit einzigen Produzenten von Impfstoffen gegen Mpox. „Dieser Einzelpreis ist viel zu hoch für die betroffenen krisen- und kriegsgeschüttelten Länder, darunter die Demokratische Republik Kongo, Uganda und Kenia“, so die medico-Gesundheitsreferentin weiter. Um der Epidemie Einhalt zu gebieten, werden derzeit zehn Millionen Impfdosen benötigt.

Vor Kurzem wies Entwicklungsministerin Svenja Schulze in einer Mitteilung darauf hin, dass die Weltgemeinschaft aus den Erfahrungen der Corona-Pandemie lernen solle – und rief zu Spenden von Impfdosen auf. „SPD und Grüne hatten sich im Bundestagswahlkampf für eine temporäre Aussetzung der Patente eingesetzt wie dies dringend von der Weltgesundheitsorganisation (WHO) empfohlen wurde. Das war mit der FDP nicht zu machen, obwohl sich unzählige Virolog:innen und zivilgesellschaftliche Gruppen weltweit hierfür einsetzten. Aus der Corona-Pandemie wissen wir, dass eine erfolgreiche Impfkampagne auf Spendenbasis nicht zum Erfolg führen kann“, so Jung abschließend. (opm)