Nachlass Ernst Klusen ab sofort im Kreisarchiv Viersen zugänglich

Ab sofort ist im Kreisarchiv Viersen der Nachlass von Ernst Klusen für die Öffentlichkeit zugänglich. Im Nachlass finden sich neben wenigen persönlichen Dokumenten, zahlreiche Werke von Ernst Klusen wie Manuskripte seiner Veröffentlichungen, Kompositionen und Überlegungen zu musikwissenschaftlichen Themen.

Viersen-Dülken – Darüber hinaus sind auch ausführliche berufliche Korrespondenzen, Zusammenstellungen verschiedener Volkslieder und Sonderdrucke von Klusens Veröffentlichungen Teile des Nachlasses. Die Nachlassbibliothek ist in die Bibliothek des Kreisarchivs eingegliedert worden.

Als langjähriger Musiklehrer und Chorleiter am Humanistischen Gymnasium in Viersen haben ihn viele ältere Viersener Bürgerinnen und Bürger noch selbst erlebt. Sein Name ist bis heute eng mit dem kulturellen Erbe Viersens verbunden: Der Förderpreis für junge Künstlerinnen und Künstler sowie Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler der Stadt Viersen wurde ihm zu Ehren benannt und auch der kleine Saal der Festhalle trägt seinen Namen: der Ernst Klusen Saal.

Prof. Dr. Ernst Klusen hat als Autor von etwa 80 Aufsätzen und zahlreichen Büchern sowie durch diverse Vorträge eine bedeutsame Arbeit in der Volksliedforschung geleistet. Diese spiegelt sich vor allem in Werken wie „Volkslied – Fund und Erfindung“ (1969) und „Singen. Materialien zu einer Theorie“ (1989) wider, welche die musikalische Volkskunde in Deutschland maßgeblich geprägt haben. Klusen ist mit Auszeichnungen wie dem Rheinlandtaler des Landschaftsverbandes Rheinland (1977) und dem Benediktpreis der Stadt Mönchengladbach (1978) geehrt worden.

Der Musikwissenschaftler, Komponist, Musikpädagoge und Volksliedforscher Ernst Klusen ist 1909 als Sohn einer Musikerfamilie in Düsseldorf geboren worden. Seine Jugendzeit hat er, nach dem frühen Tod seines Vaters, bei seiner Familie in Krefeld verbracht. Hier ist er erstmals durch die Jugendbewegung mit dem Volkslied in Kontakt gekommen. Ernst Klusen hat nach seinem Abitur 1927 Musikwissenschaft und Germanistik an der Universität zu Köln studiert sowie parallel dazu Schulmusik an der Kölner Musikhochschule. Bereits während seines Studiums bestreitet Klusen seinen Lebensunterhalt durch musikalische Aktivitäten wie Klavier- und Orgelspiel, aber auch durch Musikkritiken und Chorleitung.

Durch die politischen Entwicklungen 1933 war Ernst Klusen gezwungen, seine erste Dissertation über den jüdischen Komponisten Gustav Mahler zurückzuziehen. Nach Studienaufenthalten in Wien und Prag, reichte Klusen 1941 seine zweite Dissertation über das Volkslied im niederrheinischen Dorf am Beispiel der Gemeinde Hinsbeck bei Ludwig Schiedemair an der Universität Bonn ein.

Nach dem Studium ist Ernst Klusen zunächst als Musikerzieher in Krefeld tätig gewesen, bevor er seinen Lebensmittelpunkt nach Viersen verlagert hat. Dort ist Klusen als Studienrat am Humanistischen Gymnasium tätig gewesen, wo er 1939 das Niederrheinische Volksliedarchiv gegründet hat.
Nach seinem Kriegsdienst ist Klusen ebenfalls maßgeblich an der Gründung und Leitung der Volkshochschule in Viersen beteiligt gewesen. Ab 1962 bis 1976 hat er als Professor für Musikerziehung an der Pädagogischen Hochschule Neuss gelehrt. Er hat das Institut für Musikalische Volkskunde in Deutschland initiiert und sich in verschiedenen musikwissenschaftlichen Gremien engagiert.
Ernst Klusen ist 1988 in Bad Segeberg verstorben, doch sein Erbe lebt weiter. Sein Nachlass wurde 2010 von seinen Nachkommen an das Stadtarchiv Viersen übergeben, das 2017 in das Kreisarchiv Viersen integriert worden ist.

Der Nachlass Ernst Klusen (N136) ist vollständig verzeichnet und kann im Archivportal NRW online unter www.archive.nrw.de durchsucht sowie im Lesesaal vom Kreisarchiv Viersen eingesehen und genutzt werden.

Das Kreisarchiv ist wie folgt geöffnet:
Montag – Mittwoch: 9:00-16:00 Uhr
Donnerstag: 9:00-18:00 Uhr
Freitag: 9:00-14:00 Uhr (opm)

V.l.n.r.: Dr. Michael Habersack, Leiter des Kreisarchivs Viersen, Ann-Christin Thole, Mitarbeiterin des Kreisarchivs Viersen und Ingo Schabrich, Kreisdirektor und Kulturdezernent des Kreises Viersen. Foto: Kreis Viersen