Närrische Krönung: Boisheimer Prinzenproklamation voller Herz und Helau

Am gestrigen Abend bebte das Dülkener Bürgerhaus unter dem Ruf der Boisheimer Karnevalsgesellschaft, als die Ki Ka Kai a 1902 e. V. zur feierlichen Proklamation des neuen Prinzenpaares einlud. Die fulminante Veranstaltung versprach das Herz jedes Karnevalisten höher schlagen zu lassen … und hielt ihr Versprechen in jeder Minute.
Von RS-Redakteurin Nadja Becker und Martin Häming

Dölke/Bossem – Unter der humorvollen Moderation von Marco Dillikrath und Jonas Günther sowie Patrick Jacobs (die an diesem Abend ein Vorstandspraktikum auf der Bühne absolvierten) startete das karnevalistische Spektakel mit den Vierstadtmusikern. Der Saal voll besetzt, ja, wenn die „Rote Welle“ ruft, dann kommen die Jecken gerne zusammen.

Foto: Rheinischer Spiegel/Martin Häming

Bevor jedoch die neuen Tollitäten offiziell inthronisiert wurden, verabschiedete sich das bisherige Prinzenpaar Michael und Yvonne. Mit einem lachenden und einem weinenden Auge wurden die beiden, die die Boisheimer Karnevalsgesellschaft durch die vergangene Session geführt hatte, von der Narrenschar verabschiedet.

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Mit tosendem Applaus und musikalischer Begleitung durch die Vierstadtmusiker zog schließlich das neue Prinzenpaar mit weißen und roten Rosen ein (mehr als 15 Minuten genossen sie das Bad in der Menge): Helmut III. und Ilka I. wurden von der Garde und einem fröhlichen Empfangskomitee begleitet und von der Menge mit Begeisterung empfangen. Begleitet werden sie in dieser Session von Uwe Keimer als Prinzenführer und Hans Linden als Prinzessinenführer. Die feierliche Inthronisierung durch Ortsbürgermeister Rainer Thielmann und der stellvertretenden Bürgermeisterin Simone Gartz brachte das Dülkener Bürgerhaus zum Beben und bot allen Anwesenden Jecken einen glanzvollen Höhepunkt des Abends.

Foto: Rheinischer Spiegel/Martin Häming

Prinzessin Ilka I., gebürtige Viersenerin, wurde am 1. November 1969 geboren und verbrachte ihre Kindheit in ihrer Heimatstadt. Dort wuchs sie mit ihren Geschwistern auf und sammelte nach ihrem Schulabschluss 1989 vielfältige Berufserfahrungen. Ob im Kindergarten oder bei den Firmen Draftex und Wetzlich – Ilka brachte stets Engagement und Einsatzbereitschaft mit. Ihre wahre Berufung fand sie jedoch in ihrer Rolle als Mutter und Hausfrau, nachdem sie gemeinsam mit ihrem Mann Helmut ihre beiden Töchter, Jenny und Jessy, auf der Welt willkommen geheißen hatte.

Ihr Weg in den Karneval begann 2008, als ihre jüngste Tochter Jessy als Tanzmariechen beim „KV de Üüle“ auftrat. Aus Liebe und Fürsorge für ihre Tochter trat Ilka dem Verein bei und fand schnell selbst Gefallen am karnevalistischen Treiben. Spätestens in der Session 2015/2016, als sie als Mitglied der Garde des Dülkener Prinzenpaars Christian und Melanie Höchst aktiv war, wurde Karneval zur Herzensangelegenheit für die ganze Familie.

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Heute tanzt Ilka bei Ki Ka Kai in der „Arthrose-Gruppe“ und engagiert sich bei den Dreistadtmöhnen. Abseits des Karnevals widmen sie sich ihren kreativen Adern und bauen aus Lego fantasievolle Straßen und filigrane Kunstwerke. Wenn keine karnevalistischen Verpflichtungen anstehen, lieben es Ilka und ihr Prinz, mit Helmuts Bruder zu verreisen – besonders zieht es sie zu Freunden in die Türkei.

Prinz Helmut III., am 11. Februar 1970 in Dülken geboren, (und nun mit einem Zepter … ein Akkuschrauber aus Holz gekrönt) ist das jüngste von sechs Geschwistern und wuchs in einer Kneipenfamilie auf. Früh lernte er die Wertschätzung der Geselligkeit kennen, was ihn später dazu veranlasste, in der Gastronomie Fuß zu fassen. Nach seiner Schulzeit begann Helmut seine berufliche Laufbahn bei der Firma Brandenburg, bevor er von 1993 bis 1995 als Kneipenbesitzer im „Zum alten Indianer“ selbstständig tätig war. Heute ist er mit seiner eigenen Firma, die sich auf Fenster-, Türen- und Terrassendachinstallationen spezialisiert hat, erfolgreich in der Region aktiv.

Foto: Rheinischer Spiegel/Martin Häming

Seine Begeisterung für den Karneval entflammte 2008, als seine Frau und Tochter dem „KV de Üüle“ beitraten. Was zunächst als begleitender Zuschauer begann, entwickelte sich schnell zur aktiven Teilnahme, und Helmut wurde Mitglied des Vereins. Ob als Showtänzer, Vorstandsmitglied oder bei Moderationen – Helmut brachte sich mit seiner ganzen Energie ein. Seine Auftritte beim Rosenmontagszug und die Rolle als Gardist in der Session 2015/2016 beim Dülkener Prinzenpaar Christian und Melanie Höchst festigten seine Leidenschaft und nährten den Wunsch, einen Tag selbst als Prinz zu regieren.

Mittlerweile ist Helmut auch bei der Karnevalsgesellschaft Ki Ka Kai a aktiv und als kreatives Vorstandsmitglied bekannt. Seine originellen Ideen und sein Humor sorgen regelmäßig für Highlights im Vereinsleben, besonders bei seinen Auftritten mit der „Räd Män Group“ auf der Damensitzung.

Foto: Rheinischer Spiegel/Martin Häming

Die Geschichte von Ilka und Helmut begann 1993 in Helmuts eigener Kneipe. An einem geselligen Abend lernte das spätere Prinzenpaar einander kennen, doch zunächst ließ Ilka den charmanten Wirt abblitzen. Doch Helmut gab nicht auf und stellte ihr ein klares Ultimatum: „Entweder wir trinken morgen zusammen Kaffee, oder du brauchst nicht mehr zu kommen.“ Diese Entschlossenheit beeindruckte Ilka, und die beiden wurden ein Paar. Bald darauf zog Ilka bei ihm ein, und bereits am 9. September 1994 gab sie sich im „Dülkener Dom“ das Jawort.

Das Ehepaar Uhing wurde durch ihre beiden Töchter Jenny und Jessy bereichert und konnte im Oktober 2023 sogar ihr erstes Enkelkind, Erik, willkommen heißen. Ihre Liebe zum Karneval teilt die beiden auch auf persönliche Weise. Helmut träumte schon lange vom Prinzenamt, und nach anfänglichem Zögern konnte auch Ilka überzeugt werden. Ein Mädelsurlaub in der Türkei brachte die Wende, als zwei Freundinnen, beide ehemalige Karnevalsprinzessinnen, sie darin bestärkten, die Rolle als Prinzessin anzunehmen.

Foto: Rheinischer Spiegel/Martin Häming

Die Entscheidung für das Prinzenamt gipfelte in einer unvergesslichen Überraschung auf dem Sommerfest der Ki Ka Kai a. Ilkas Kinder hatte ein T-Shirt entworfen, das sie nach ihrer Rückkehr aus der Türkei auf dem Fest trug. Vor versammelter Festgesellschaft drehte sie sich zu Helmut um und enthüllte die Rückseite des T-Shirts: „Willst du… mein Prinz sein?“ Helmuts Antwort kam prompt und voller Freude – ein klares „JA!“.

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Die Proklamation wurde also nicht überraschend von einem karnevalistischen Feuerwerk begleitet (wofür Künstler Detlef Belk die passende Musik einspielte), in dem hochkarätige Darbietungen und karnevalistische Evergreens verschmolzen. Die Tanzgarden der Ki Ka Kai a, die Karos-Band, die sowohl „Kölsche Leedscher“ als auch Partykracher darbot, und die Fidele Sandhasen, die mit ihrem Gardetanz begeistert waren, waren nur einige der Highlights. Die humorvolle Einlage von Serhat Dogan, der als Redner eine heitere Note setzte, lockte zusätzliche Lachsalven hervor.

Die Töchter des neuen Prinzenpaares, Jennifer und Jessica (Jenny und Jessy), berührten das Publikum mit einer liebevollen Gesangseinlage. Auch die Hitfluencer aus Hamburg, bekannt für ihre mitreißenden Show- und Coverauftritte, und die Klötschköpp brachten das Publikum in Bewegung. Mit Hits aus Schlager, Pop und kölschem Rock sorgt sie für eine unvergessliche Stimmung im Saal.

Foto: Rheinischer Spiegel/Martin Häming

Doch alles der Reihe nach, denn der eine oder andere Programmpunkt will noch einmal extra erwähnt sein … Seit 2011 begeistern „Die Karos“ ihr Publikum in NRW, Rheinland-Pfalz und darüber hinaus. Mit ihrem vielseitigen Sound – von kölschen Tönen bis zu Partyhits – und einer energiegeladenen Bühnenpräsenz schaffen sie unvergessliche Musikmomente. Die Band besteht aus Gründungsmitglied Rainer am Bass, Frontmann Mike am Mikrofon, Andreas an den Tasten, Stephan an der Gitarre und Frank am Schlagzeug. Jeder bringt sein einzigartiges Talent ein und sorgt gemeinsam dafür, dass ihre Musik die Herzen der Zuhörer höherschlagen lässt.

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Nach dem Auftritt der Damen nutzte auch Serhat Doğan die ausgelassene Stimmung. Geboren am 8. Juli 1974 in Köln, ist er ein deutscher Schauspieler und Komiker. Aufgewachsen in der Türkei, kehrte er 2004 nach Deutschland zurück und begann, trotz anfänglich fehlender Deutschkenntnisse, eine Karriere als Bühnenkünstler. Bekannt für seine humorvollen Soloprogramme wie Danke, Deutschland! – geschrieben von seinem Schwager, dem Grimme-Preisträger Moritz Netenjakob – beleuchtet er charmant das Leben als Migrant. Doğan trat in verschiedenen TV-Shows auf, darunter Rent a Pocher, und erhielt 2023 den „Bottroper FrechDAX“-Preis für seine humoristische Arbeit.

Foto: Rheinischer Spiegel/Martin Häming

Vergessen wollen wir auch nicht die Fidelen Sandhasen … denn sie sind schließlich eine renommierte Kölner Tanzgruppe, die seit ihrer Gründung 1995 die Herzen vieler Karnevalsfreunde und Tanzsportbegeisterter erobert hat. Ursprünglich als Tanzcorps der Karnevalsgesellschaft „Fidele Sandhasen Oberlar“ in Troisdorf gegründet, entwickelten sich die Fidelen Sandhasen 2010 zu einem eigenständigen Verein und verlegten ihren Sitz nach Köln, was ihnen seitdem das Prädikat „Kölsche Tanzgruppe“ verleiht.

Mit über 300 Mitgliedern und Kooperationen mit Traditionsgesellschaften bringen die Fidelen Sandhasen leidenschaftliche Gardetanz-Performances auf die Bühne, sei es bei Karnevalsauftritten oder hochrangigen Tanzturnieren. In drei Altersgruppen – Jugendgarde, Juniorengarde und Aktivengarde – zeigen die Tänzerinnen und Tänzer Disziplin und Freude an der Bewegung. Die Aktivengarde ist besonders erfolgreich und hat seit 1998 zahlreiche Meistertitel des Bundes Deutscher Karneval errungen, darunter dreimal die Deutsche Meisterschaft. Die Fidelen Sandhasen stehen für eine bunte Mischung aus Tradition, Tanzsport und kölscher Lebensfreude und sind ein Aushängeschild des rheinischen Karneval.

Foto: Rheinischer Spiegel/Martin Häming

An den mitreißenden Auftritt der Fidelen Sandhasen schloss sich die Karnevals-Coverband De Kloetschköpp an, die in 2024 ihr 22-jähriges Bandjubiläum feiern. Die Idee entstand 2002, als eine Gruppe musikbegeisterter Karnevalisten davon träumte, beim Rosenmontagszug mit Live-Musik dabei zu sein. Aus diesem Wunsch heraus entwickelte sich die Band schnell zu einer festen Größe, bekannt für rockige Karnevalshits, mehrstimmigen Gesang und eine ungebremste Spielfreude.

Was als lokales Highlight in Wegberg begann, hat sich längst über die Region hinaus ausgebreitet. Heute spielen die acht Bandmitglieder bei zahlreichen Karnevalsveranstaltungen und überraschen ihr Publikum immer wieder mit einer vielseitigen Songauswahl. Die Kloetschköpp zählten Auftritte in der Kölner Karnevalsszene, etwa im Gloria Theater und Open-Air auf dem Severinskirchplatz, zu ihren größten Erfolgen. Selbst in Österreich sorgten sie beim Après-Ski am Kreischberg für kölsche Stimmung.

Das eigentliche i-Tüpfelchen, auch wenn sie nicht der letzte Programmpunkt waren, setzten dem Abend Jessy und Angie als eingespieltes Tanzpaar mit besonderen Verbindungen zum aktuellen Prinzenpaar auf. Jessy ist wie bereits erwähnt die Tochter von Prinzessin Ilka und Prinz Helmut, während Angie, ebenfalls fest in der Karnevalstradition verwurzelt, die Tochter des Prinzenführers Hans Linden ist. Beide begeisterten das Publikum nicht nur mit ihren Tanzschritten, sondern auch durch die familiäre Bindung, die den Karneval und die Freude am Feiern auf ganz besondere Weise lebendig machte.

Foto: Rheinischer Spiegel/Martin Häming

Und der Abschluss? Der gebührte der Band Hitfluencer, Hamburgs energiegeladene Party-, Show- und Coverband, die seit über zehn Jahren Bühnen zum Beben bringt. Die vier Musiker lieferten ein Feuerwerk aus aktuellen Chart-Hits und Klassikern. Mit Comedy, einem Augenzwinkern und jeder Menge Leidenschaft sorgten sie für ein einzigartiges Erlebnis, das den Abend gekonnt abrundete und die närrische Flamme nochmals anheizte.

Für Ilka I. und Helmut III. begann gestern Abend nicht nur eine neue närrische Regentschaft, sondern auch ein besonderes Jahr voller Jubiläen. Erst kürzlich feierte das Paar am 9. September sein 30-jähriges Ehejubiläum. Außerdem feierte die Prinzessin gerade erst ihren 55. Geburtstag und Prinz Helmut folgt im Februar, wenn er ebenfalls sein 55. Lebensjahr feiern wird. Zusammen mit den närrischen Höhepunkten, die ihnen als Prinzenpaar bevorstehen, verspricht dies eine unvergessliche Session für die Ki Ka Kai und alle Karnevalisten der Region. (nb)

Foto: Rheinischer Spiegel/Martin Häming