In einer Audienz mit den Mitgliedern der Stiftung Centesimus Annus Pro Pontifice wies Papst Franziskus auf die große Bedeutung des Strebens nach dem Gemeinwohl hin. Erneut unter den geladenen Gästen war auch die Viersener Unternehmerin Iris Kater. Der Papst betonte bei diesem Treffen die Notwendigkeit die Gemeinschaft in den Mittelpunkt der sozioökonomischen Entwicklung zu stellen.
Von RS-Redakteurin Claudia-Isabell Schmitz
Rom/Viersen – Zum 30-jährigen Jubiläum waren die Mitglieder der weltweiten vatikanischen Stiftung Centesimus Annus Pro Pontifice in Rom zusammengekommen, um unter dem Leitwort „Die Erinnerung, um die Zukunft zu gestalten: Denken und Handeln in der Gemeinschaft“ die engagierte Arbeit mit Blick auf die katholische Soziallehre und Wirtschaft zu würdigen. Auch Papst Franziskus erkannte in seiner Rede während der Audienz im Vatikan den Einsatz an, „das heißt, die Soziallehre der Kirche zu studieren und zu verbreiten und zu zeigen, dass sie nicht nur eine Theorie ist, sondern zu einem tugendhaften Lebensstil werden kann, mit dem menschenwürdige Gesellschaften entstehen können.“
Die Zentralität der Person, des Gemeinwohls, der Solidarität und der Subsidiarität sind in diesen dreißig Jahren seien von den Mitgliedern „in konkrete Taten umgesetzt worden und haben die Herzen und Taten vieler Menschen infiziert“, erklärte Papst Franziskus weiter. Bereits 2013 prangerte er ein Wirtschaftsmodell an, welches Verschwendung produziert und das begünstigt, was man als „Globalisierung der Gleichgültigkeit“ bezeichnen kann. Viele der Mitglieder arbeiten im wirtschaftlichen Bereich, darunter auch Iris Kater, die stellvertretende Bundesvorsitzende der Katholiken in Wirtschaft und Verwaltung (KKV) aus Viersen, und wüssten genau wie wichtig und vorteilhaft es sei den Menschen in den Mittelpunkt zu stellen und die Arbeiter nicht herabzusetzen. Eine Realität die darauf abzielt Gutes für alle zu schaffen.
Bereits die Enzyklika Laudato si‘ hob den Schaden hervor, der durch das vorherrschende technokratische Paradigma verursacht wurde und schlug die Logik einer ganzheitlichen Ökologie vor, in der „alles miteinander verbunden ist“, „alles miteinander in Beziehung steht“ und die Umweltfrage untrennbar mit der sozialen Frage verbunden ist. „Sorge für die Umwelt und Aufmerksamkeit für die Armen stehen und fallen gemeinsam. Schließlich rettet sich niemand und die Wiederentdeckung der Brüderlichkeit und der sozialen Freundschaft ist entscheidend, um nicht in einen Individualismus zu verfallen der die Lebensfreude verlieren lässt“, unterstrich Papst Franziskus.
„Solidarität ist ein Wort, das nicht immer gemocht wird; […] aber es ist ein Wort, das viel mehr ausdrückt als ein paar sporadische Akte der Großzügigkeit. Es bedeutet Denken und Handeln im Sinne der Gemeinschaft, des Vorrangs des Lebens eines jeden gegenüber der Aneignung von Gütern durch einige. Es geht auch darum die strukturellen Ursachen von Armut, Ungleichheit, Mangel an Arbeit, Land und Wohnung sowie die Verweigerung von Sozial- und Arbeitsrechten zu bekämpfen. Es geht um die zerstörerischen Auswirkungen des Geldimperiums: Vertreibung, schmerzhafte Migrationen, Menschenhandel, Drogen, Krieg, Gewalt […]. Solidarität ist im tiefsten Sinne eine Möglichkeit, Geschichte zu schreiben.“
Gemeinschaftliches Denken und Handeln heiße also Raum für andere zu schaffen, sich eine Zukunft vorzustellen und für sie zu arbeiten, in der jeder seinen Platz in der Welt finden und seinen Raum haben kann. „Eine Gemeinschaft, die es versteht den Stimmlosen eine Stimme zu geben, ist das was wir alle brauchen“, ergänzte der Papst und ermutigte die Mitglieder weiterhin „im Sinne der Gemeinschaft zu denken und zu handeln“. (cs/KKV)