Vor den Mitgliedern der päpstlichen Stiftung Centesimus Annus Pro Pontifice sprach Papst Franziskus im Vatikan zum Thema „Integratives Wachstum zur Beseitigung der Armut und zur Förderung einer nachhaltigen Entwicklung für den Frieden“. Zu den weltweiten Teilnehmern der richtungsweisenden Konferenz zählte ebenfalls die Viersener Unternehmerin Iris Kater.
Von RS-Redakteurin Nadja Becker
Viersen/Vatikan – „Integratives Wachstum zur Beseitigung der Armut und zur Förderung einer nachhaltigen Entwicklung für den Frieden“ nahmen in diesem Jahr die Mitglieder der päpstlichen Stiftung Centesimus Annus Pro Pontifice näher in den Blick, die sich erneut in Rom zu ihrer jährlichen Konferenz versammelt hatten. Bei der abschließenden Papstaudienz erinnerte der Heilige Vater daran das „Übel der Spekulation“ zu bekämpfen, indem die Menschen in ihrer Würde respektiert werden.
„Eine echte Entwicklung muss ganzheitlich ausgerichtet sein und darf nicht alleine die Gewinnmaximierung sehen“, so die Viersener Unternehmerin Iris Kater und stellvertretende KKV-Bundesvorsitzende (Katholiken in Wirtschaft und Verwaltung), die zu den ausgewählten Mitgliedern der CAPP-Stiftung gehört und in diesem Jahr im Petersdom Hoffnung mit der deutschen Fürbitte einbrachte. „Das heißt, dass das Wirtschaftswachstum immer inklusiv auch die Förderung jedes einzelnen Mitarbeiters oder Kunden einbeziehen muss. Persönlich folge ich hier dem klaren Impuls des Heiligen Vaters, dass der Stil eines Friedensrichters gesucht werden muss.“ In diesem Zusammenhang betonte die Firmenchefin insbesondere die Bedeutung des ethischen Wirtschaftens.
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„Inklusives Wachstum findet seinen Ausgangspunkt in einem Blick, der nicht auf sich selbst gerichtet ist, frei vom Streben nach Gewinnmaximierung. Armut wird nicht mit Wohlfahrtsstaatlichkeit bekämpft, nein, sie wird auf diese Weise ‚betäubt‘, aber nicht bekämpft“, so Papst Franziskus. „Wie ich in Laudato si‘ sagte: ‚Den Armen mit Geld zu helfen, muss immer ein vorübergehendes Mittel sein, um Notsituationen zu bewältigen. Das eigentliche Ziel sollte sein, ihnen durch Arbeit ein Leben in Würde zu ermöglichen‘. Das Tor ist die Arbeit: Das Tor zur Würde des Menschen ist die Arbeit.“ Wenn sich nicht alle für eine bessere Arbeitspolitik für die Schwächsten einsetzen, fördere dies eine weltweite Kultur der Verschwendung. Der Reichtum wächst und neue Armut entsteht.
Deshalb erfordere die Zukunft eine neue Sichtweise, und jeder sei auf seine Weise aufgerufen, diese andere Sichtweise der Welt zu fördern, ausgehend von den Menschen und Situationen, die er in seinem täglichen Leben erlebt. „Wir sind alle Brüder und Schwestern, und ich habe nicht das Recht als Führung eines Unternehmens meine Mitarbeiter herabzusetzen“, ergänzte Iris Kater. „Wir dürfen nicht vergessen, dass jeder Mensch mit Respekt und Sorgfalt behandelt werden muss.“
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Die Stiftung Centesimus Annus könne die wichtigen Überlegungen, die während der diesjährigen Konferenz einen Weg in einen Dialog gefunden haben, durch die Bekehrung des Blicks eines jeden Menschen zurückweisen. „Der demütige Blick eines Menschen, der in jedem Mann und jeder Frau, die er oder sie trifft, einen Bruder und eine Schwester sieht, deren Würde geachtet werden muss, bevor man mit ihnen Geschäfte machen kann. Er ist ein Bruder, eine Schwester, ein Mensch; er kann ein Kunde sein.
Nur mit diesem Blick können wir gegen die Übel der gegenwärtigen Spekulation kämpfen, die die Winde des Krieges nähren. Niemals auf jemanden herabzusehen, ist der Stil eines jeden Friedensstifters. Es ist nur erlaubt, dies zu tun, um sich selbst aufzurichten“, sagte Franziskus, der den Teilnehmern abschließend für ihre Arbeit dankte: „Ich halte Ihren Beitrag zur Soziallehre der Kirche für sehr wichtig, vor allem auf der Ebene der Rezeption, denn Sie tragen dazu bei, sie bekannt zu machen und zu verstehen. Aber ich würde auch sagen, auf der Ebene der Vertiefung, denn Sie lesen sie „von innen“, aus der komplexen wirtschaftlichen und sozialen Welt heraus, und so können Sie diese Lehre ständig mit der Realität vergleichen, einer Realität, die immer in Bewegung ist, die sich ständig verändert.“
Die päpstliche Stiftung Centesimus Annus Pro Pontifice arbeitet im Sinne der gleichnamigen Enzyklika von Papst Johannes Paul II., die in 1991 erschienen ist. Diese zieht Verbindungen zum „Rerum novarum“, einem 100 Jahre zuvor veröffentlichten päpstlichen Sozial-Lehrschreiben von Papst Leo XIII. Das „Rerum novarum“ wird als Manifest der katholischen Soziallehre mit ihren Grundprinzipien der Personalität, Solidarität und Subsidiarität angesehen. (nb)
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