Papstwähler per Klick: Der Kardinal-Kompass für alle

Zwei junge Tüftler bringen mit dem „Kardinal-O-Mat“ das Konklave ins Wohnzimmer – spielerisch, digital und nicht ganz unumstritten.
Von RS-Redakteurin Sabrina Köhler

Magazin – Während sich im Vatikan alles auf das kommende Konklave vorbereitet, dürfen die allermeisten Gläubigen die Papstwahl wie gewohnt nur aus der Ferne verfolgen. Doch wer bisher dachte, dass das Ringen um den nächsten Pontifex allein den Kardinälen vorbehalten sei, wird nun eines Besseren belehrt – zumindest im Netz.

Mit dem „Kardinal-O-Mat“ bieten zwei digitale Tools interessierten Laien die Möglichkeit, virtuell selbst Teil des Heiligen Kollegiums zu werden. Nach dem Prinzip des bekannten Wahl-O-Maten beantworten Nutzer eine Reihe von Thesen zu Themen wie Frauenpriestertum, Zölibat oder Kirchenfinanzen. Das Ergebnis: Eine persönliche Rangliste der Kardinäle, mit denen man am meisten übereinstimmt – und die man selbst wohl zum Papst wählen würde, wenn man denn dürfte.

Die Idee dazu kam unabhängig voneinander dem Schweizer Theologiestudenten Luca Naudszus und dem niedersächsischen Webentwickler Tim Kneisel. Beide programmierten jeweils einen eigenen Kardinal-O-Maten – unter den Adressen kardinalomat.de und kardinal-o-mat.de ist das spirituelle Matching-Tool abrufbar.

Doch bei aller digitalen Spielfreude gibt es auch Kritik: Grundlage beider Anwendungen ist die Datenlage der US-amerikanischen Seite College of Cardinals Report, betrieben vom konservativen Sophia Institute Press, einem Verlag, der sich regelmäßig kritisch gegenüber Papst Franziskus positioniert. Beobachter werfen daher die Frage auf, wie objektiv und repräsentativ die Kardinalsbewertungen tatsächlich sind.

Fest steht: Der Kardinal-O-Mat ist ein Beispiel dafür, wie moderne Medien spirituelle Prozesse greifbarer machen – wenn auch nicht ohne theologische und politische Fallstricke. Wer selbst in die roten Schuhe eines Kardinals schlüpfen möchte, kann sich spielerisch durch die Wahlmöglichkeiten klicken – und vielleicht ganz neue Perspektiven auf die Kirche von morgen gewinnen. (sk)

Petersdom Rom
Foto: Rheinischer Spiegel