Ein Wespennest im Rolladenkasten, auf dem Dachboden oder in der Erde nahe des Hauses zu finden, ist für die meisten Menschen zunächst einmal eine unangenehme Überraschung. Doch nicht alle Wespen sind Störenfriede. Der Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) gibt Tipps, wie mit einem Nest umgegangen werden sollte.
Natur & Umwelt – Lästig für den Menschen sind nur zwei der heimischen Wespenarten: die Gemeine und die Deutsche Wespe. Sie werden von Nahrungsmitteln angelockt, kommen an den Essenstisch und werden aggressiv, wenn man sie verscheuchen will. Die anderen Arten interessieren sich nicht für den menschlichen Speiseplan und stören daher wenig. Sie sind nur aggressiv, wenn sie ihr Nest bedroht sehen. Zu diesen harmlosen Arten zählen beispielsweise die Feldwespe, die Mittlere Wespe sowie die Sächsische Wespe.
Verschiedene Wespen bauen verschieden. Die Nester der harmloseren Wespen sind meistens grau, frei hängend, bis fußballgroß oder im Fall der Feldwespen offen gebaut. Ab Mitte August sind die Behausungen zumeist verlassen. Die Nester der beiden aggressiveren Arten bestehen aus muschelförmig aufgebauten Lufttaschen und sind hellbraun oder grau. Sie können bis in den Winter besiedelt sein.
Wespennester dürfen nur in besonderen Fällen entfernt werden. Das ist im Bundesnaturschutzgesetz geregelt. Der BUND weist darauf hin, dass sie ein wichtiger Bestandteil unserer Ökosysteme sind, Pflanzen bestäuben und sich von Insekten wie Blattläusen ernähren. In den meisten Fällen macht es deshalb Sinn, sich mit den Untermietern zu arrangieren. Dafür ist es sinnvoll, Fenster mit Insektengitter zu versehen. Wenn Wespen trotzdem noch ins Zimmer kommen, dann oft entlang von Kabelöffnungen wie bei Zimmerdeckenlampen, Rohrleitungen oder Kaminzügen. Dort können sich kleine Spalten und Risse befinden. Da genügt es, das Loch zuzustopfen – mit Steinwolle, die keine Feuchtigkeit aufnimmt oder zur Not auch mit Toilettenpapier. Die Wespen sehen dann kein Licht mehr vom Zimmer aus und finden daher den Weg nicht ins Zimmer.
Im Freien ist es wiederum sinnvoll, Speisen gut abzudecken. Außerdem können mit Gewürznelken gespickte Zitronenscheiben auf dem Tisch helfen, da Wespen den Geruch nicht mögen. Weiterhin gut geeignet ist eine Fütterungsstelle zur Ablenkung mit Fallobst und/oder Zuckerwasser mit Apfelsaft in einer flachen Schale weit weg von der Terrasse.
Ist ein Nest von einer der harmloseren Wespen gebaut, gibt es auch die Möglichkeit, eine Blende als Sichtschutz unter dem Nest anzubringen. Dann sehen die Wespen keine menschlichen Bewegungen, fühlen sich nicht bedroht und lassen Menschen in Ruhe. Für eine Blende kann zum Beispiel mit zehn Zentimeter Abstand zum Nest Stoff wie ein altes Bettlaken gespannt und mit Klebeband fixiert werden. Alternativ kann ein kleines Brett montiert werden. Bei Erdnestern kann ein kleiner Tunnel aus Rohren gebaut werden, um den Ein- und Ausgang zu verlegen.
Für die Montage ist lange, dicke Kleidung wichtig, falls sich die Insekten gestört fühlen. Auch schnelle Bewegungen sollten vermieden werden. Da die Wespen dieser Arten aber nur bei Störungen direkt am Nest aggressiv reagieren, ist das Anbringen relativ ungefährlich. Kommt man dem Wespennest dennoch zu nahe und wird angegriffen, ist es wichtig, sich zügig aber ruhig und vor allem ohne schnelle, fuchtelnde Armbewegungen zu entfernen. Auf keinen Fall darf das Nest erschüttert werden.
Wenn ein Nest Menschen gefährdet, muss man sich an Experten wenden. Auf jeden Fall ist ein Umsiedeln gegenüber einem Vergiften durch Schädlingsbekämpfer vorzuziehen, informiert der BUND. Es ist nicht nur günstiger, sondern erhält die Wespen, die dann an einem anderen Ort weiterleben können. Adressen für eine Umsiedlung sind oft Umweltämtern und/oder Naturschutzbehörden der Städte und Landkreise sowie den örtlichen BUND- und anderen Naturschutzgruppen bekannt.
Für eine giftfreie Umsiedlung werden die umherfliegenden Tiere in einen Fangkasten eingesaugt, das Nest abgeschnitten und beides zusammen in einem Nistkasten weit entfernt wieder zusammenführt, so dass die Entwicklung dort so gut wie ungestört weitergehen kann. Die Kosten dafür betragen etwa 100 Euro für die Umsiedlung. (opm/BUND)