Stadt. Land. Queersen: Erster CSD im Kreis Viersen wird in der Viersener Innenstadt gefeiert

Am Sonntag, 16.6.2024, findet der erste Christopher Street Day im Kreis Viersen von 12-18 Uhr am Sparkassenvorplatz in Viersen statt.

Viersen – Das Motto des ersten CSDs lautet: “Stadt. Land. Queersen.” Organisiert wird diese Veranstaltung durch den neu gegründeten Verein „Kreis Queersen e.V.i.Gr.“. Der Verein hat sich im November 2023 gegründet, um Schutzräume, Aufklärungsarbeit, Empowerment-Arbeit und eben einen jährlich stattfindenden Christopher Street Day für die statisch gesehen 30T queeren Personen im Kreis Viersen zu machen und zu feiern. Dabei wird es einen Zug durch die Innenstadt Viersens geben, angefangen vom Gereonplatz (Aufstellungsort 12 Uhr) bis zum Sparkassenvorplatz. Künftige CSDs sollen nach Möglichkeit rotierend in allen Städten des Kreises Viersen stattfinden.

„Alle Vereine, Firmen, Institutionen und Personen die gerne mit uns ihre Stimme für ein „Mehr“ an Vielfalt im Kreis Viersen erheben möchten, sind herzlich willkommen sich sowohl aktiv als passiv am Vorhaben zu beteiligen. Wir wollen Infostände und ein Bühnenprogramm am Sparkassenvorplatz ermöglichen“, so der Verein. „Wir bitten dazu im Vorfeld um Kontaktaufnahme mit den Vorsitzenden, entweder telefonisch oder auch gerne per e-Mail: info@kreisqueersen.de.“

„Schon mal vom CSD gehört? Falls ja, denkt ihr sicherlich dabei an die Veranstaltungen in Städten wie Köln, die Jahr für Jahr über eine Million Menschen anziehen. Wie sieht es aber aus mit queeren Strukturen hier im ländlichen Raum? Hier in unserem Kreis Viersen? Gibt es Schutzräume für Queere Menschen hier im Kreis? Gibt es Räume in denen Gleichgesinnte sich treffen können um sich gegenseitig, vor dem Hintergrund gemeinsamer Herausforderungen, zu empowern? Gibt es Räume in denen queere Menschen zusammen kommen können, um sich und andere für queere Themen zu sensibilisieren?“, unterstreicht der 1. Vorsitzende des Vereins, David Nethen. „Gab es schon mal einen CSD, um gerade die Vielfalt dieser Community besonders hervorzuheben? Die Antwort ist leider nein: Dabei liegen gerade in den vielfältigen Communities unseres Kreises vielfach Antworten auf die Krisen unserer Zeit! Wie stärken wir Demokratie? Wie stärken wir Teilhabe? In dem wir unterschiedlichen Gruppen und Menschen in unserer Gesellschaft die Stimme stärken, ihnen Teilhabe und Repräsentationschancen ermöglichen und sie mit in die Gestaltung von Zukunft auf Augenhöhe einbeziehen! Genau dafür tritt der Verein Kreis Queersen ein – genau dafür wollen wir mit dem ersten CSD im Kreis Viersen ein Zeichen setzen! Ein Zeichen für Vielfalt, Akkzeptanz, Partizipation und Demokratie! Wir sind die vielfaltssensiblen Stimmen und Bürger*innen die nachhaltige Zukunftsschancen erst möglich machen!“

Ein fester Bestandteil in den Aktionen soll die Durchführung eines Christopher-Street-Days (CSD) sein, der jährlich wechselnd in den verschiedenen Städten und Gemeinden des Kreises stattfinden soll. Dieser findet erstmals in 2024 in der Stadt Viersen am 16.6.24 von 12-18 statt.

Den Besucher*innen wird dabei ein abwechslungsreiches Bühnenprogramm angeboten. Darüber hinaus werden Vereine, Verbände, Firmen und Parteien eingeladen, um mit Infoständen über ihre jeweiligen Angebote und Programme zu informieren. Neben einem „CSD-Dorf“ mit den verschiedensten Infoständen wird es auch ein Bühnenprogramm mit einem Mix an Informationen und Unterhaltung geben.

„Hier würden wir uns sehr über eine Unterstützung der Geschäftswelt im Kreis Viersen freuen, es wäre da natürlich als allererstes sehr schön, den Regenbogen in vielen Schaufensterdekorationen wiederzufinden. Je mehr wir gemeinsam im Vorfeld für die Veranstaltung werben, umso mehr Besucher werden den Weg zur Veranstaltung und dann hoffentlich auch in die Geschäfte und die Gastronomie finden. Jeder Betrieb signalisiert damit übrigens auch, dass er für Vielfalt, Toleranz und Akzeptanz steht“, so Nethen. „Natürlich ist die Durchführung einer solchen Veranstaltung auch finanziell eine Herausforderung, gerade für einen kleinen, frisch gegründeten Verein. Einnahmen wollen wir daher über die Durchführung einer Tombola erzielen und wären für Sach- oder Geldspenden sehr dankbar. Selbstverständlich wird auf die Unterstützung im Vorfeld und während der Veranstaltung in geeigneter Form hingewiesen. Für alle Fragen zum Verein und zum CSD stehen wir natürlich jederzeit gerne zur Verfügung, gerne auch zu einem persönlichen Gespräch. Sie erreichen uns per Mail unter info@kreisqueersen.de.“

Seinen Ursprung hat der CSD in der Schwulen- und Lesbenbewegung in der Christopher Street in New York. In der Nacht zum 28. Juni 1969, in Zeiten des sozialen Umbruchs, wurden die Gäste der Schwulenbar „Stonewall Inn“ bei einer Razzia Opfer politischer und polizeilicher Willkür. Zwar war man die Schikanen gewohnt, jedoch war es der berühmte Tropfen, der das Fass zum Überlaufen brachte. Diese Nacht veränderte das Gesicht der Schwulenbewegung in den USA und wurde zu einem heftigen mehrtägigen Widerstand gegen Diskriminierung und Gewalt. Dieser wird als Wendepunkt im Kampf für Gleichberechtigung betrachtet und wird heutzutage weltweit bei Christopher Street Days und Gay Prides gefeiert. Trotz des gesellschaftlichen Fortschritts der letzten Jahrzehnte gibt es noch viele Lebensbereiche, in denen Menschen, aufgrund ihrer sexuellen Orientierung oder geschlechtlichen Identität benachteiligt werden. Es gibt noch immer Ungerechtigkeiten in rechtlichen Bereichen, wie etwa dem Ehe- und Adoptionsrecht.

„Auch hier muss das Thema der Selbstbestimmung mit in den Vordergrund genommen werden. Diskriminierung und Ausgrenzung finden heutzutage oftmals nicht offen ausgetragen statt, sondern unterschwellig, wodurch sie eben noch sehr präsent sind. Auch die Zahl der Gewalttaten gegen queere Personen nimmt seit Jahren wieder kontinuierlich zu. Solange auch nur eine Person sich fürchten muss, auf Grund des Aussehens, Auftretens oder Lebensweise diskriminiert, beschimpft oder körperlich angegriffen zu werden, geht das uns allen an. Solange es abschätzige Blicke gibt, wenn zwei Männer sich auf der Straße küssen, solange sich Transgender in öffentlichen Toiletten vor anderen Menschen rechtfertigen müssen, solange Eltern beschämt reagieren, wenn sie von der Homosexualität ihres eigenen Kindes erfahren, solange sexuelle Orientierung nicht im Grundgesetz vor Diskriminierung geschützt wird, solange wir nicht Familien gründen dürfen wie heterosexuelle Paare, ja, genau so lange gehen wir auf die Straße. Laut und unbequem!“ (opm)