Stille Krise im Jemen: 60 Prozent weniger Hilfsgelder als noch vor fünf Jahren

Der Jemen erhält rund 60 Prozent weniger Hilfsgelder als noch vor fünf Jahren – und dies, obwohl in dem von Bürgerkrieg und Wirtschaftskrise gebeutelten Land eine der größten humanitären Krisen der Welt stattfindet. Das ergab ein Vergleich der UN-Hilfspläne für den Jemen von 2019 und 2023 durch Save the Children.

Welt – Zwei Drittel der jemenitischen Bevölkerung – 21,6 Millionen Menschen, darunter elf Millionen Kinder – werden nach Angaben der Vereinten Nationen in diesem Jahr humanitäre Hilfe benötigen. Trotzdem sind die Mittel, die Staaten im Rahmen des UN-Hilfsplans für den Jemen zur Verfügung gestellt haben, von umgerechnet 3,44 Milliarden Euro im Jahr 2019 auf 1,32 Milliarden Euro in diesem Jahr (Stand September 2023) zurückgegangen – ein Minus von mehr als 60 Prozent. Die auf der UN-Geberkonferenz im Februar gemachten Zusagen deckten kaum ein Drittel des tatsächlichen Bedarfs im Jemen. Viele Regierungen haben die Mittel außerdem immer noch nicht vollständig ausgezahlt.

„Für die jemenitischen Kinder war die Großzügigkeit der Geber in den vergangenen Jahren lebenswichtig. Wenn jetzt nichts geschieht, lassen wir eine ganze Generation im Stich“, warnt Rama Hansraj, Länderdirektorin von Save the Children im Jemen.

Am drastischsten fallen die Kürzungen im Vergleich von 2019 mit 2023 bei Kuwait mit fast 99 Prozent weniger finanziellen Mitteln für den UN-Hilfsplan im Jemen aus, dicht gefolgt von den Vereinigten Arabischen Emiraten mit 98 Prozent und Saudi-Arabien mit 90 Prozent. Großbritannien stellt im Fünf-Jahres-Vergleich 86 Prozent weniger Geld bereit, gefolgt von Dänemark mit fast 80 Prozent. Deutschland als viertgrößter Geber bleibt um rund 60 Prozent hinter seinen 2019 geleisteten Zahlungen zurück, sollten bis Jahresende keine weiteren Gelder fließen.

Angesichts dieser Finanzierungskrise ruft Save the Children zusammen mit 97 internationalen und lokalen Partnern dringend zum Handeln auf. Vor allem für die Bereiche Kinderschutz und Bildung fehlen die erforderlichen finanziellen Mittel.

„Die Kürzungen der Hilfsgelder wirken sich dramatisch auf die Situation von Kindern aus. Sie zahlen einen hohen Preis, weil ihnen sauberes Wasser, genügend zu essen und eine ausreichende medizinische Versorgung für eine gesunde Entwicklung fehlen“, sagt Florian Westphal, Geschäftsführer von Save the Children Deutschland, der vor Kurzem den Jemen besuchte. „Ich habe gesehen, was die Hilfe aus Deutschland und anderen Ländern für Kinder im Jemen bewirkt – etwa durch den Bau von Brunnen und Schulen oder psychosoziale Unterstützung. All diese Fortschritte werden durch die vorgesehenen Kürzungen in den Etats für Entwicklungszusammenarbeit und humanitären Hilfe gefährdet. Ich habe große Sorge, dass dies vor allem in Ländern wie dem Jemen den entscheidenden Unterschied machen wird. Gerade jetzt sollte die Bundesregierung in ihrer Unterstützung nicht nachlassen.“

Save the Children setzt sich seit 1963 dafür ein, das Leben von Kindern und Familien im Jemen zu verbessern, unter anderem mit Projekten in den Bereichen Kinderschutz, Bildung, Gesundheit, Ernährungssicherheit sowie Wasser, Sanitärversorgung und Hygiene. Mit Projekten in neun von 23 Gouvernements ist Save the Children die größte im Land tätige internationale Nichtregierungsorganisation. (opm)

Foto: jones814/Pixabay

2 Kommentare

  1. Bei allem Leid, Elend und den Wirtschaftskrisen in der Welt:

    Es fließen Jahr für Jahr Milliarden für „humanitäre Zwecke“ in all diese Länder, weltweit, so auch an die meisten arabischen Länder und Palästinenser, Israel, Iran, Irak usw.
    Sogar etliche Milliarden an „Entwicklungshilfen“, auch an Länder wie China, Indien, Indonesien und viele andere.
    „ENTWICKLUNGSHILFE“ an Atommächte???? WOFÜR???

    Fakt ist, dass alle Staatsführer der eben erwähnten, ihre Völker in Armut und Hunger leben lassen.
    Wohin es führt, wenn die Milliarden fließen und fließen, sehen wir auch jetzt wieder in der aktuellen Situation in Israel.

    Eigenartiger Weise ist allen „erbärmlichen“ und Krisen/Bürgerkriegen gebeutelten Staaten eines gemein:

    Trotz allen Elends ist Geld für Paläste und Waffen stets im Überfluss vorhanden.
    Die „Zahlstaaten“ finanzieren so, auf kurz oder lang, ihren eigenen Untergang.

  2. Warum müssen wir für die weltweite Verelendung, Ignoranz und Zerstörung, meist verursacht durch autokratische, diktatorische und Menschen verachtende Volksführer, gerade stehen.

    In diesem Zusammenhang gibt’s ja täglich reichlich Spendenaufrufe und die genannten Zahlungen westlicher Staaten usw.
    Nur ein Bruchteil dieser Gelder kommt bei dem ursächlichen Zweck an.
    Darüber hinaus machen die erwähnten „Staatsoberhäupter“ lustig weiter, entwenden einen Großteil der fließenden Gelder für eigene Zwecke und ignorieren das Elend des eigenen Volkes.

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