„Was gehen uns die Toten an?“ Schüler brachten in Dülken die Vergangenheit in die Gegenwart

Mit Einbruch der Dunkelheit flackerten zahlreiche Grablichter auf dem Dülkener Friedhof an der Arnoldstraße am Abend vor Allerheiligen. Zu einer bewegenden Gedenkveranstaltung hatten die Schüler des Erasmus-von-Rotterdam-Gymnasiums und der VVV Dülken eingeladen, bei der auch der einsetzende Regen das beklemmende Gefühl bei einer Reise in die Vergangenheit nicht wegwaschen konnte.
Von RS-Redakteur Leo Dillikrath

Viersen-Dülken – Erster Weltkrieg, Zweiter Weltkrieg. Vergangenheit? Haben wir nichts gelernt? Erneut fallen die Bomben, erneut sterben tausende Unbeteiligte. Der Fehleinschätzung, dass die Bösen immer die anderen sind, sind die Schüler des Grundkurses Geschichte und der Klasse 10 des Erasmus-von-Rotterdam-Gymnasiums schnell bei einem Besuch des Kreisarchives in Dülken auf die Schliche gekommen.

„Es ist was anderes, wenn man die Hakenkreuzfahnen am eigenen Rathaus wehen sieht“, erklärte ihnen Archivar Dr. Habersack als Leiter des Kreisarchivs. Ein Blick Archive des Standesamtes machte die Schrecken des Krieges und das Leid überdeutlich. So starben bei einem einzigen Bombenangriff 44 junge Menschen, die sich im Dülkener HJ-Heim aufhielten – entweder durch die Bomben oder später im Dülkener Krankenhaus an schwersten Verletzungen.

Foto: Rheinischer Spiegel/Leo Dillikrath

Die Gedenkveranstaltung an den vier Grabfeldern auf dem Dülkener Friedhof wurde so nicht zu einer Pflicht, nicht zu einem anonymen Vollziehen des Totengedenkens, sondern zu einer eigenen Verbundenheit mit der Geschichte. 324 Grabstellen weißt der Friedhof an der Arnoldstraße aus. 324 Seelen, die für die meisten bereits in Vergessenheit geraten sind.

Das schreckliche Kriegsgeschehen in der Ukraine und zuletzt in Israel nahmen jedoch nicht nur die Schüler des Erasmus-von-Rotterdam-Gymnasiums zum Anlass an die Opfer von Krieg und Gewalt zu erinnern. Begleitet wurden sie von Mitgliedern des VVV Dülken, darunter der Vorsitzende Dr. Arie Nabrings, und interessierten Zuhörern, die die Gebete, Gedichte und den von Schülern geschriebenen Dialog zum Angriff am 03.12.1944 schweigend verfolgten. (ld/Nadja Becker)

Foto: Rheinischer Spiegel/Leo Dillikrath

Ein Kommentar

  1. Eine lobenswerte Aktion. Vielen Dank für die Arbeit. Es ist wirklich ein Lichtblick in einer traurigen Zeit.
    Jürgen Zauner

    Menschen, die nicht auf ihre Vorfahren zurückblicken,
    werden auch nicht an ihre Nachwelt denken.
    Edmund Burke (1729-1797)

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