150 Jahre Karnevalsgesellschaft „Potz op“ Rheindahlen

Aus alten Überlieferungen ist zu entnehmen, dass sich die Karnevalsgesellschaft im Jahre 1873 gegründet hat. Sie hat im Laufe dieser Zeit auch viele Rückschläge erhalten, hat aber immer durchgehalten, so dass in diesem Jahr ein großartiges Jubiläum gefeiert werden konnte.
Bericht von RS-Redakteurin Marlene Katz

Micha Richter und Georg Mäurer

Mönchengladbach – Pünktlich um 14.11 Uhr zog Präsident Georg Mäurer mit dem gesamten Vorstand der Gesellschaft auf die Bühne der Aula des Gymnasiums Rheindahlen.

Zwei Jahre habe man auf diesen Augenblick gewartet, aber jetzt sei man da um zu feiern. Er begrüßte die Promis von Rheindahlen, die ihre Aufwartung zum 150. Jubiläum der Gesellschaft gemacht hatten.

So den 1. Bürger der Stadt, Oberbürgermeister Felix Heinrichs, in der Garde-Uniform der Prinzengarde der Stadt Mönchengladbach, den Ratsherrn Markus Spinnen, den Bezirksvorsteher Ulrich Mones, alle anwesenden Gesellschaften und besonders die Vertreter des Sommerbrauchtums. Weiter wurden alle Vorstandsmitglieder namentlich vorgestellt.

Mäurer war stolz darauf, dass man einen Marsch gefunden habe, den Rektor Krautwurst im Jahr 1883 für die Gesellschaft geschrieben habe.

Dieser Marsch wurde dem Kantor von Rheindahlen, Reinhold Richter, übergeben und an diesem Nachmittag wurde er erstmals von Richter am Klavier und von Elena mit ihrer Trompete präsentiert. Anschließend sangen alle das Potz op-Lied.

Mäurer begann seinen Rückblick in die Geschichte der Gesellschaft damit, dass in den letzten 25 Jahren viel passiert sei. Beim Treffen zur Erstellung des Festheftes, welches nur bei Jubiläen aufgelegt wird, sind viele Anekdoten aufgetaucht.

So nahm er Bezug auf einen Hausfrauennachmittag in Haus Dahlen, wo der Ausmarsch nur 30 Meter ist, aber hierfür habe man ¾ Stunde gebraucht. Oder er dachte an die dunkle Sektbar, wo sich viele kennen- und lieben gelernt haben.

Zur damaligen Zeit durfte noch in allen Gastlichkeiten geraucht werden und das waren ca. 50 – 60 % der Gäste, die Zigarren, Zigaretten und Pfeifen konsumierten. Es fand eine Veranstaltung bei Thelen in einem schmalen Saal statt und nach zwei Stunden konnte man sich nicht mehr sehen wegen des Rauchs.

In den Jahren 1980 bis 1985 traten die Flamingos in Rheindahlen auf und die Frauen der Gesellschaft sangen dann immer das Lied:
„Op dem Maat, op dem Maat stonn die Buure,
Decke Eier, fuhle Prumme, lange Muure.
Un die Lück, un die Lück, sin am luure,
op die Eier, op die Prumme, op die Muure“.

Die Flamingos hatten den Text aufgeschrieben, die Melodie noch im Kopf und haben daraus nach zwei Jahren ein schönes Lied gemacht. Hier das Lied

1994 wurden die Dahlener Pötzkes gegründet und 1987 die Dahlener Dröppkes. Im Jahr 2004 zum 650-jährigen Bestehen von Rheindahlen, zog die Gesellschaft in historischen Kostümen und das Kinderprinzenpaar in einer Kutsche mit.

Charly Jansen, Prinz 1982

Dann wurden von Mäurer zwei ganz besondere Menschen aus Rheindahlen geehrt. Zum einen Charly Jansen, der viel getan habe. Als Büttenredner habe er die lokale Politik so richtig auf die Schüppe genommen. Zum anderen Gisela Koeser, die 26 Jahre das Kinderprinzenpaar betreut und auch die Minigarde geprägt habe.

Mäurer könnte noch viel erzählen über Heimat, Brauchtum, Freundschaft und Zusammenhalt. Die Gesellschaft hat vieles erlebt aber auch überlebt und sie schauen nach vorne.

Sämtliche Sitzungen der Gesellschaft, die noch folgen, wurden aufgezählt und sie sind zuversichtlich für die nächsten 25 Jahre, dass sie dann wieder ein Jubiläum feiern können, denn sie haben immer ein offenes Tor für alle jecken Herzen.

Dann zog mit Minigarde zur Bühne gefolgt vom Kinderprinzenpaar der Gesellschaft, Clara und Angelo, die sich aber vorab unter die Gäste mischten und Rosen an diese verteilten.

Die Beiden begrüßten als Zwiegespräch und in Reimform die Gäste und erzählten jeweils ihren Lebenslauf und dass sie sich auf die Session freuen. Eine ganze Anzahl ihrer Orden wurde an verdiente Mitglieder der Gesellschaft verliehen.

Es wurde dann eine kleine Schunkelpause eingelegt, da sich das Kinderprinzenpaar umziehen musste, um an dem Tanz der Minigarde ebenfalls teilzunehmen. Diese zeigte dann, was sie trotz der Pandemie so gelernt hatten.

Als erster Gratulant wurde der 1. Bürger der Stadt von Vizepräsident Micha Richter auf die Bühne gebeten und zwar Oberbürgermeister Felix Heinrichs.

Dieser gratulierte ganz herzlich und führte für ihn drei wichtige Punkte auf.

  • 1. Er sei im selben Jahr wie Richter geboren und zwar 1989, aber seine Haare seien schon grau
  • 2. Jetzt wisse er auch, warum die Gesellschaft graue Sakkos trage. In den 60-iger Jahren wurde so viel geraucht und das hat die Sakkos eingefärbt
  • 3. Auch habe er sich mit der Geschichte der Gesellschaft beschäftigt und festgestellt, dass diese 1952 aufgehört habe, ein großes Prinzenpaar zu stellen und zwar im Interesse des gesamtstädtischen Karnevals. Das war eine super Aussage und ihr hattet den richtigen Riecher.

Anschließend überreichte er einen Umschlag der Stadt mit dem Hinweis, feiert in fünf Jahren wieder, dann ist das ein karnevalistisches Jubiläum nur mit einer eins davor und ihr bekommt vom Oberbürgermeister wieder einen Umschlag. Für Heinrichs war dies das 14. Jubiläum in diesem Jahr.

Der Orden des Oberbürgermeisters wird nur an sehr verdiente Karnevalisten verliehen und das waren an diesem Tag der Vorsitzende der Gesellschaft Wolfgang Eßer und der zweite Vorsitzende Moritz Haberland.

Wolfgang Eßer und Moritz Haberland (Mitte)

Die Tanzgarde, ein Eigengewächs der Gesellschaft, zeigte einen phantastischen Tanz, bei dem Spagat und andere Figuren nicht fehlten.

Dann folgte der große Aufmarsch des Prinzenpaares Stefan und Niersia Bianca nebst Hofstaat, dem MKV-Vorsitzenden Gert Kartheuser, dem MKV-Geschäftsführer Dirk Weise sowie dem KLN-Präsidenten Karl Schäfer mit seiner Geschäftsführerin Caren Schmitter.

Mäurer begrüßte alle und freute sich, dass sie zum Jubiläum gekommen seien und dass jetzt Karneval gefeiert werden könne bis Aschermittwoch.

Für Prinz Stefan und Prinzessin Bianca war es eine besondere Ehre in Rheindahlen zu sein. Sie haben noch viel vor bis zum Ende der Session. In ihrem Leben gebe es besondere Momente wofür man das als Prinzenpaar mache. Man hat wenig Schlaf, wenig Essen, aber das nimmt man in Kauf, denn man weiß wofür man Karnevals feiert und auch dafür lebt.

Kartheuser dankte für die Einladung und dass sie gerne gekommen seien. Das Jubiläum von 150 Jahren sei eine Riesenhausnummer. Die Gesellschaft sei 1873 gegründet worden und das ist kein närrischer aber ein selten runder Geburtstag und das sei auch geschichtsträchtig. Die kurze Liste der Verantwortlichen zeigt von Kontinuität und Miteinander. Weiter solle es Spaß machen, denn ohne Spaß ist eine Vereinsarbeit nicht möglich.

Im Moment wachsen die Sorgen der Menschen, aber eine karnevalistische Veranstaltung kann die Menschen aufmuntern und ihnen zu einem Lachen verhelfen. Um Menschen gehe es auch bei der Potz op und hierfür sprach Kartheuser seinen Dank aus. Er wünschte, dass das Engagement sich nicht verringere, nahm Bezug auf die bisherige Tradition und bat sie in die Zukunft zu blicken, damit es auch so weiter gehe.

Als Geschenk hatte Kartheuser das MKV-Emblem in Edelstahl hinter Glas mitgebracht, gefertigt von Bernd Gothe.

Schäfer wollte keinem die Schau stehlen, denn Kartheuser hatte schon alles gesagt und er schloss sich diesen Worten an. Gleichzeitig überreichte er ebenfalls ein Geschenk und das KLN-Emblem, ebenfalls aus Edelstahl und ebenfalls von Bernd Gothe hergestellt.

Karl Schäfer mit Georg Mäurer

Ohne ihr Lied Nr. 3 kam das Prinzenpaar nicht von der Bühne und Prinzessin Bianca war entzückt, dass ein paar Mädchen der Minigarde vor der Bühne ebenfalls die Choreographie der Beiden mitmachten.

Mäurer war anschließend so begeistert vom Rock der Prinzessin, so dass er sie nochmals bat sich zu drehen, was diese auch gerne bereitwillig tat.

Anschließend erfolgte die Gratulationscour der anwesenden Gäste und Karnevalsgesellschaften, die bei dieser Gelegenheit den Jubiläumsorden der Gesellschaft verliehen bekamen.