Der Hohe Busch bebte – nicht etwa unter schweren Maschinen oder lautem Motorsägengeheul, sondern unter Pauken, Trompeten und ekstatischem Jubel.
Von RS-Redakteurin Claudia-Isabell Schmitz und Martin Häming
Viersen – Am vergangenen Sonntag wurde der sonst so friedliche Viersener Waldrand zum Schauplatz einer jecken Sommerekstase trotz nächlichem Sturzregen: „Op Jück & Remmidemmi“ – das Open-Air-Fest der besonderen Art – lud zur ausgelassenen Wald-und-Wiesen-Karnevalsparty. Und Viersen kam, feierte, tanzte, lachte. Von Anfang an.
Bereits am frühen Nachmittag strömten kostümierte Jecken mit Glitzer im Gesicht, Strohhüten auf dem Kopf und Konfetti in den Taschen auf das weitläufige Areal des Hohen Buschs. Bunte Fahnen flatterten und die Stimmung: von Beginn an ausgelassen. Karneval im Sommer? In Viersen kein Widerspruch, sondern ein Versprechen.

Christoph Jinkertz alias DJ Budda, bekannt von After-Zoch-Partys und Trallafitti-Spektakeln, eröffnete das Spektakel an den Turntables, durch das Programm führte gekonnt als Moderator DJ Chris. Mit einem Mix aus Karnevalsklassikern, Trash-Dance und modernen Partybeats zog er das Publikum sofort auf die Tanzfläche – oder besser: auf die Wiese. In kurzen Pausen zwischen den Bandauftritten sorgte er zuverlässig dafür, dass keine Sekunde Langeweile aufkam. Budda drehte an den Plattentellern, die Jecken drehten durch.

Dann marschierten sie ein – neun gestandene Musiker in hellblauen Trikots, schwarzen Shorts und mit einer Energie, die jeden Waldlauf alt aussehen ließ: Die Rhythmussportgruppe. Mit sportlichem Groove-Pop, Funk-Rock und einer Performance, die jedem Fitnesskurs Konkurrenz macht, brachten sie den Takt in die Beine der Zuschauer. Die Musiker sprinteten musikalisch durch ein Set voller Tempo, Blech, Beat und Brass. Mitreißend. Bewegend. Und dabei immer charmant in Bewegung. Die Fan-Kurve vor der Bühne? Dauerhüpf-Modus.

Mit kurzen blauen Hosen und großen Songs folgte Planschemalöör. Kölsch, cool und mit einer ordentlichen Prise 90er-Nostalgie spielten sie sich in die Herzen des Publikums. Frontmann Juri und seine Jungs – Mathis, Pierre und Alex – präsentierten nicht nur ihre Hits „Heimat“, „Keinen Millimeter“ und „Stadt, die immer laach“, sondern auch ihre Sessionshymne „Eat Sleep Alaaf Repeat“. Der Hohe Busch wurde zur Tanzfläche, zum Wohnzimmer, zum kölschen Veedel im Grünen.

Der nächste musikalische Streich: Fiasko. Das Quartett – Daniel, Dirk, Henning und René – feierte ihr Jubiläumsjahr mit einem energiegeladenen Set, das zwischen Indie, Pop, Ballade und augenzwinkerndem Partysound oszillierte. Songs wie „Leider Widder eskaliert“ oder „För dich“ rissen das Publikum mit – bodenständig, euphorisch und musikalisch facettenreich. Für einen Moment schien selbst der Himmel über Viersen im Takt zu wippen.

Und dann: Druckluft. Zwölf Musiker, ein Sound, der nicht nur laut, sondern beeindruckend war. Die Bonner Brass-Performanceband spielte sich in Ekstase – und mit ihnen das Publikum. Trompeten, Saxophone, Gitarren, Gesang – alles auf Volldruck. Von Bonn über Köln bis Viersen: Wer einmal ein Konzert dieser Ausnahmeformation erlebt hat, weiß, dass Stillstand keine Option ist. Mit Klassikern, Coverhits und jeder Menge Charisma sorgten sie für den absoluten Höhepunkt des Festivals. Der Wald bebte, das Gras vibrierte – und manch ein Eichhörnchen dürfte sich noch immer wundern.

Zum Abschluss übernahm noch einmal DJ Budda. Mit Sonnenuntergang im Nacken, kühlen Drinks in der Hand und Konfettiresten auf dem Shirt wurde getanzt, gelacht und umarmt. Bis in den frühen Abend hinein ließ Viersen das „Op Jück & Remmidemmi“-Festival ausklingen – beseelt, verschwitzt und glückselig.
Das Open Air Hoher Busch 2025 war weit mehr als ein Sommertag mit Musik. Es war ein Fest der Lebensfreude, eine bunte Ode an den Karneval – mitten im Grünen. Viersen hat gezeigt: Karneval braucht keinen Februar. Nur gute Musik, ein bisschen Wahnsinn, viel Herz und Menschen, die feiern wollen. Der Hohe Busch? Der tanzt noch immer. (cs)
