Gemeinsam mit Fridays for Future (FFF) rief auch die Vereinte Dienstleistungsgewerkschaft (ver.di) am Freitag zu einem globalen Klimastreik auf. Beide Gruppen nutzen die Aktionstage „Klimaneutralität“ nicht nur im Kreis Viersen um auf die Bedeutung des öffentlichen Personennahverkehrs im Kampf gegen die Klimakrise aufmerksam zu machen.
Von RS-Redakteur Dietmar Thelen
Viersen – In diesem Jahr steht der globale Klimastreik unter dem Motto ‚Klimagerechte Verkehrswende‘ – im Kreis Viersen ist er eingebettet in die Aktionstage „Klimaneutralität“. Um auf die Wichtigkeit ihrer Forderungen aufmerksam zu machen, hatten sich hierzu am Freitagmittag rund 100 Teilnehmer auf dem Viersener Ratshausmarkt versammelt. Fridays for Future Nettetal, die Parents for Future Kreis Viersen, ver.di oder der Deutsche Gewerkschaftsbund DGB waren in den verschiedenen Reden vertreten, die den Auftakt bildeten für einen Marsch entlang der Lindenstraße, Freiheitsstraße sowie Löhcenter bis hin zum Sparkassenvorplatz – begleitet von vier Einsatzwagen der Polizei.
„Unser Anliegen ist es, dass die Städte des Kreises Viersen bis zum Jahr 2030 klimaneutral sind, das heißt, dass in den Städten nicht mehr CO2 emittiert wird als durch entsprechende Maßnahmen auch wieder aufgefangen werden kann“, so Dr. Jens Helfer, der als erster das Mikrofon ergriff. „Um dies zu erreichen, brauchen wir insbesondere eine Energie- und Mobilitätswende. Der heutige Klimastreit der for Future-Bewegung schiebt die notwendige Mobilitätswende in den Fokus.“ Breite Zustimmung am Platz der Kinderrechte auf dem Rathausmarkt. Der Platz sei schließlich bewusst gewählt worden, denn die Klimakrise bedrohe insbesondere die Zukunft unserer Kinder und Enkel. „Wer Kinderrechte ernst nimmt, muss auch Klimaschutz ernst nehmen“, unterstrich der Klimaschützer. „Noch können wir versuchen die schlimmsten Auswirkungen der drohenden Klimakatastrophe abzumildern. Aber dazu müssen wir heute handeln – morgen ist es zu spät!“
Lützerath, die Blockade innerhalb der Entscheidungsträger zu klimapolitischen Maßnahmen im Verkehrssektor sind nur zwei Themenbereiche die angesprochen wurden. Die Fridays for Future fordern einen massiven Ausbau des öffentlichen Personennahverkehrs, eine gerechte Bezahlung und faire Arbeitsbedingungen für die Mitarbeitenden im ÖPNV, die Einführung eines Tempolimits von 100 km/h auf Autobahnen und 30 km/h innerorts, keinen weiteren Ausbau von Bundesautonahnen sowie einen Ausbau der Rad- und Fußwegeinfrastruktur. Zusammengefasst eine sozial-ökologische Verkehrswende, die nicht das Auto, sondern klimaneutrale Fortbewegungsmittel und den öffentlichen Personennahverkehr in den Mittelpunkt der Verkehrsplanung stellt.
„Des Weiteren fordern wir konsequente Maßnahmen für den Kreis Viersen. Über den Verkehrssektor hinausgehend betrifft dies vor allem die Bereiche Bauen und Energie. Unter anderem fordern wir deshalb eine sofortige Solarpflicht auf allen öffentlichen Dächern und Neubauten“, erklärten die Fridays for Future Nettetal und die Parents for Future Kreis Viersen. „Das gelingt nicht, wenn Firmen, die in unserem Kreis ansässig sind, mit ihren blauen Baggern am Tagebau Garzweiler buchstäblich die 1,5 Grad-Grenze einreißen.“
Forderungen, die weltweit am Freitag in ähnlicher Form und auch auf Landesebene gestellt wurden. „Wir treten heute auch ein für eine sozial faire Verkehrswende. Diese ist nur möglich, wenn deutlich mehr investiert wird in den ÖPNV und in die Jobs derjenigen, die an sieben Tagen in der Woche fast rund um die Uhr gerne für die BürgerInnen in diesem Land Mobilität sicherstellen“, so Andrea Becker, ver.di-Landesbezirksfachbereichsleiterin.
Die Vereinte Dienstleistungsgewerkschaft (ver.di) rief am Freitag die Beschäftigten zudem in sechs Bundesländern zu Warnstreiks in kommunalen Betrieben des öffentlichen Personennahverkehrs (ÖPNV) auf. Für diese Beschäftigten gilt der Tarifvertrag des öffentlichen Dienstes im Nahverkehr (TV-N), da die Unternehmen hier in kommunaler Hand liegen.
„Mit dem jetzigen Einkommen ist bereits die heutige Verkehrsleistung im ÖPNV nicht zu halten. Viele Beschäftigte kehren der Branche den Rücken, weil sie für die gleiche Bezahlung leichtere Arbeit mit weniger Stress und Belastung finden. Bis 2030 braucht NRW 20.000 neue Beschäftigte in der Branche. Da sind zusätzliche Leistungen im Rahmen der Verkehrswende noch nicht eingerechnet“, so Peter Büddicker, ver.di-Landesbezirksfachbereich Verkehr.
Die Aktionstage Klimaneutralität werden bereits am 4. März fortgesetzt. In der Lobbericher Fußgängerzone findet von 11 bis 15 Uhr eine Aktion unter dem Titel „Nettetal Klimaneutral 2030“ statt. Dort werden verschiedene Akteure Informationsstände aufbauen und über das Thema ‚Klimaneutralität‘ informieren. (opm/dt)