Als eine der bedeutendsten Städten gehört Mykene seit 1999 aus gutem Grund zum UNESCO-Weltkulturerbe, sind die zyklopische Ringmauer und das Löwentor archäologisch doch besonders herauszustellen. Legenden und Fakten verschwimmen zwischen den freigelegten Mauern und lassen einen Blick zu auf den Götterkult der Mykener, der zum Bestandteil der klassisch-griechischen Mythologie wurde.
Von RS-Redakteurin Claudia-Isabell Schmitz
Mykene/Griechenland – In vorklassischer Zeit gehörte Mykene zu den bedeutendsten Städten Griechenlands, hier kontrollierte man den Landweg zwischen dem südlichen Teil des Peloponnes und dem Isthmus von Korinth. Nach der Stadt, die auf der nördlichen Ebene von Argos auf einer Anhöhe lag, wurde die mykenische Kultur benannt. Die Stadt selbst erhielt einer griechischen Sage nach ihren Namen nach der Tochter des Flussgottes Inachos. Eine andere Überlieferung weist auf die Gründung der Stadt durch Perseus hin. Hier soll er gerastet und Wasser aus dem Hut eines Pilzes getrunken haben. Im Namen Mykene ist das altgriechische Wort Mykes (Pilz) enthalten. Möglich wäre allerdings ebenfalls die Legende um Perseus, dessen Schwertscheide sich hier gelöst haben soll und zu Boden fiel. Perseus sah dies als Zeichen und gründete hier eine Stadt.
Seit 1999 gehört Mykene zum UNESCO-Weltkulturerbe, erhalten und zu besichtigen sind unter anderem die Ruinen der Oberstadt mit der zyklopischen Ringmauer und dem Löwentor. Um 1250 v. Chr. erbaut, wurde das Tor, welches den Hauptzugang zur Burg bildete, nach dem Relief mit zwei Löwen benannt. Um 1350 v. Chr. entstand die Mauer, die um 1200 v. Chr. eine Verstärkung und Ausdehnung erhielt. Der mykenische Palast selbst ist nur wenig erhalten, ein Brand hat große Teile zerstört.
Die Ausgrabungen begannen im Jahr 1700 mit der Freilegung des Löwentors. Zeichnungen der Mauern entstanden 1729 durch den französischen Geistlichen Michel Fourmont. 1780 wurde das Schatzhaus des Atreus durch Louis Fauvel vermessen, 1802 war es Lord Elgin, als einer der ersten Engländer, der Grabungen in Mykene vornahm. Bis 1900 fanden immer wieder erneut Ausgrabungen statt, einer der Grabzirkel wurde erst 1950 erforscht.
In den zwei großen bedeutenden Grabzirkeln fanden sich Schlachtgräber mit reichen Grabbeigaben. Goldene Masken, Tongefäße, Schmuck aus Goldblech wurden neben meist männlichen Gebeinen gefunden. Zudem wurden neun Kuppelgräber entdeckt, die heute als Schatzhäuser bezeichnet werden. Die umfangreichsten Erkenntnisse zu den gefundenen Überresten sind dem deutschen Kaufmann und Archäologen Heinrich Schliemann zu verdanken, der 1876 mit umfangreichen Ausgrabungen auf der Suche nach dem Grab von Agamemnon in Mykene begann. Bereits 1874 hatte er mit Grabungen begonnen, die aufgrund fehlender Erlaubnisse von den Behörden gestoppt wurden. 63 Arbeiter legten im Herbst 1876 nicht nur einen in der Ilias erwähnten Versammlungsplatz frei, er fand zudem inmitten der Steinkreise reich ausgestattete Gräber und eine Totenmaske, die heute als Goldmaske des Agamemnon bekannt und im Archäologischen Nationalmuseum zu bewundern ist. Insgesamt dreizehn Kilogramm an Goldschätzen fand Schliemann, der von seiner Frau begleitet wurde.
Die weitläufige Unterstadt ist bis heute nur wenig erforscht, allerdings existiert hier immer noch ein kleines bewohntes Dorf mit Souvenirläden und einem Museum. (cs)