Athen: Geschichte erleben in den Ruinen der Hadriansbibliothek

Drei Stockwerke hoch, Platz für über 20.000 Schriftrollen. Die verwitterten Säulen der Hadriansbibliothek in Athen lassen nur erahnen, wie beeindruckend das Bauwerk einst war.
Von RS-Redakteurin Sofia Papadopoulou

Athen/Griechenland – Müsste die Geschichte Orte eröffnen, denen der kunstbegeisterte und belesene Kaiser Hadrian während seiner Herrschaft (117 – 138) besondere Aufmerksamkeit schenkte, dann kann sich Athen sicher sein genannt zu werden. Gerne besuchte der Philhellene die aufstrebende Stadt und hinterließ als Zeugnis seiner Zuneigung mehrere von ihm gestiftete Gebäude. Das berühmte Hadrianstor, die Erweiterung der Römischen Agora oder die Vollendung des Tempels des Olympischen Zeus, mit dessen Bau bereits im 6. Jahrhundert begonnen wurde, zählen zu den historisch belegten Errungenschaften seiner Amtszeit.

Foto: Rheinischer Spiegel

Unter diese fällt zudem die Hadriansbibliothek, deren Ruinen ganzjährig zu besichtigen sind und deren Ausgrabungen weiterhin andauern. Im Jahre 132 erbaut, fiel das imposante Gebäude bereits 267 dem Einfall der Heruler (ein (ost)germanischer Stamm) zum Opfer. Im späteren Verlauf in die Athener Stadtmauer einbezogen, war es ein römischer Statthalter, der 412 die Bibliothek wiederherstellen ließ.

Im 5. Jahrhundert ergänzte eine frühchristliche Kirche den Innenhof, die im 7. Jahrhundert einer dreischiffigen Basilika wich. Auch diese ist längst vergangen, so diente der Platz im 11. Jahrhundert als Ort für die Megali-Panagia-Kirche, die 1885 durch einen verheerenden Großbrand vernichtet wurde.

Foto: Rheinischer Spiegel

Für die Hadriansbibliothek selbst wurde ein 100 x 70 m großer Peristyl (ein rechteckiger Hof) geschaffen, der 100 Säulen aus phrygischem Marmor umfasste. Ein Innenhof und die Bibliothek mit Lese- und Vortragssälen in der Nähe des heutigen Monastiraki-Platzes in der Innenstadt ist auch als Athener Universität bekannt. Archäologen gehen davon und, dass das Gebäude dreistöckig angelegt war, zwei Etagen sind bis heute erhalten, die mehr als 20.000 Schriftrollen beherbergten. In der Innenmauer des Ostflügels sind Nischen zu finden, die der Aufbewahrung der Dokumente dienten.

Ein weiterer Tipp ist die ehemalige Tsisdarakis-Moschee in direkter Nachbarschaft der Bibliothek. Erbaut 1759 ist hier die Keramikabteilung des Volkskundemuseums zu besichtigen. (sp)

(3 Areos, Monastiraki, 105 55, Monastiraki/Psirí, odysseus.culture.gr)

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