Aus vergangener Zeit: Kapelleneinweihung in Wanlo

Am Sonntag, 17. März 2013, zwei Tage vor dem Namensfest des Hl. Josefs, war es soweit. Die erneute Einsegnung der nun renovierten St. Josefs Kapelle konnte stattfinden. Der Kirchenchor Wickrath, in dem auch viele Wanloer singen, stimmte mit den Wanloern Bürgern das Lied „Heiliger Josef hör uns flehen“ an.
Vom RS-Redakteur Heinz-Josef Katz

Kapellchen ALT

Mönchengladbach-Wanlo – Peter Schürmans moderierte gekonnt die Einsegnungsfeier. Er begann mit den Worten: „Wir der RentnerArbeitsTruppWanlo, kurz RATW genannt, freuen uns, daß Sie heute morgen die abgeschlossene Renovierung und erneute Einsegnung der Josefs-Kapelle hier in Wanlo feiern wollen.

Wir haben uns hier an einer Stelle von christlicher, ja historischer Bedeutung versammelt. Viele von uns haben hier schon oft im Rahmen feierlicher Prozessionen gebetet.

Mit Sicherheit hat hier 1667 schon eine Kapelle gestanden. Das jetzt renovierte Bauwerk war in einem recht heruntergekommenen Zustand und bedurfte dringend einer umfangreichen Restauration.

Die Männer des RATW’s nahmen sich der Sache an und arbeiteten von Juli bis November meistens jeweils 3 Vormittage in der Woche an dem Projekt. Unterstützt von fachkundigen Handwerkern, die auf Teile ihres Lohns verzichteten und mit Unterstützung von großherzigen Sponsoren sollte das Werk gelingen. Auf den beiden Erinnerungstafeln an den Eckpfeilern zur Straßenseite sind die Namen der Beteiligten festgehalten“.

Die Baumaßnahmen:

* Die Fundamente mußten ergänzt werden, da die Mauern auf gestampftem Lehm errichtet worden waren. Stück für Stück wurden frostsichere Betonfundamente gegründet.

* Die seitlichen Mauern wurden durch mehrere senkrecht eingebohrte Anker stabilisiert, die oberen Mauerreihen neu aufgemauert.

* Die irgendwann einmal oberflächlich nachgearbeiteten Fugen mußten möglichst tief freigestemmt und neu ausgefugt werden. Das war eine sehr zeitaufwendige Arbeit.

* Der ursprünglich mit den beiden Seitenmauern verzapfte mittlere Balken war stark verrottet und konnte seine Stabilisierungsaufgabe nicht mehr erfüllen. Hier wurde hinter dem Balken ein kräftiger Zuganker mit den rechts und links sichtbaren Ankerplatten eingebaut.

* Der mittlere Balken wurde von zahlreichen Farbschichten und früheren Reparaturversuchen mit Holz und Metall befreit. Jetzt zeigt er in seiner Inschrift  wieder deutlich die Namen der Kapellenerbauer >BERTRAM HEINRICHS UND TRINGEN ECKEN<.

* Das mit rheinischem Schwemmstein realisierte Gewölbe wurde mit zwei Längsbalken und Zugstangen vorne und hinten nach dem Prinzip einer Ringankerung stabilisiert.

* Der historische Fliesenboden wurde vorsichtig ausgebaut und die darunterliegende Schlacke durch einen Beton-Estrich ersetzt.

* Weiter restauriert wurden: Dachstuhl, Dach, Gittertür, der gesamte Innenraum, der Wetterhahn und die gesamte Außenanlage. Zur Außenanlage muß erwähnt werden, daß das Blaupflaster in ehrenamtlicher Arbeit von dem über 80jährigen Wanloer Erwin Kisjack fachmännisch, nach altem Verlegemuster, ausgeführt wurde.

* Der Eingangsbalken stammt mit ziemlicher Sicherheit aus dem Jahre 1667. Obwohl aus Eiche war hier an eine Restaurierung nicht mehr zu denken. Die vielen, außen aufgebrachten Farbschichten, hatten dem Balken sehr zugesetzt. Er ist aber, da historisch, in der Mitte der Kapelle zu sehen.

Dann kam der große Augenblick: Fred Brücher, der Initiator des RATW’s und Koordinator dieser Restaurierungsarbeit, der auch viele Sponsoren aktivieren konnte, schloß das restaurierte, schmiedeeiserne Gittertor auf. Dann bat er das Ehepaar Heyll, auf deren Grund und Boden die Kapelle steht, die Schlüssel wieder zu übernehmen.

Mia und Wilfried Heyll

Brücher begann seine Rede mit: „Liebe Mia, lieber Wilfried. Vor etlichen Jahren wurde das Grundstück, auf dem die Josefs-Kapelle errichtet ist, als Vermächtnis an Euch übertragen und dadurch seid ihr auch ungewollt Besitzer einer Kapelle geworden“.

Überliefert ist, daß sich bereits seit 1535 auf diesem Gelände eine Kapelle befindet, die zu mittelalterlichen Zeit „Hylgen Hus“ [heiliges Haus] genannt wurde. Seit dem 2. Juni 1667, so sagt es jedenfalls der alte und morsche Türbalken, gibt es diese Kapelle, die von der Familie Heyll, mit der umgebenen Grünanlage, liebevoll gepflegt wurde.

Jahrhunderte lang spielte dieses Bauwerk im kirchlichen Leben von Wanlo eine große Rolle. Hier wurde von den Nachbarn z.B. vor der Fronleichnamsprozession ein Altar errichtet und liebevoll geschmückt. Die Nachbarn, aber auch die Wanloer Bürger, identifizierten sich mit dem „Kapellchen“.

Die Witterungseinflüsse setzten der Bausubstanz arg zu. Eine Restaurierung, wie sie der RATW nun, mit dem Einverständnis der Eigentümer, vollbracht hat, wäre nicht zumutbar gewesen.

Der desolate Zustand blieb den Mitgliedern des RATW‘s nicht verborgen. Da diese Kapelle Wanloer Kulturgut ist, schritten sie zur Tat.

Alfred Brücher und Konrad (Konni) Hermanns

Im Juni 2012 holte Fred Brücher die Türschlüssel ab und die Männer begannen mit der Arbeit, die, zur Freude aller, zum Jahresende erfolgreich beendet werden konnte.

Zur Inneneinrichtung erläuterte Brücher: „Schauen wir einmal in den Innenbereich der Kapelle, so sehen wir auf einem neuen, dunklen Schiefersockel im hinteren mittleren Bereich den Namensgeber der Kapelle, den hl. Josef. Rechts davon steht die restaurierte Figur der Hl. Maria, die auf dem linken Arm das Jesuskind trägt und in der rechten Hand eine Birne hält. daher wird diese Figur in Wanlo „Biere-Maria“ genannt.

Auf der linken Sockelseite steht eine neue Figurengruppe, in deren Mittelpunkt der sterbende Josef dargestellt ist. Auf der rechten Innenwandseite befindet sich ein sehr alter, handgeschnitzter Rosenkranz aus Frankreich. Die beiden letztgenannten Gegenstände sind eine Schenkung von dem Altwanloer Konrad Hermanns, der jetzt als Rentner in der Eifel wohnt.

Die linke Innenwandseite wird durch ein Holzkreuz mit Metallkorpus, einem Weihwasserbehälter und zwei integrierten Kerzenhaltern mit Kerzen geschmückt. Vor dem Sockel stehen zwei massive Kerzenleuchter mit Wachskerzen“.

An der nördlichen Außenwand befinden sich zwei Erinnerungstafeln. Eine ist mit den Namen der Mitglieder des RATW und die zweite Tafel listet die Personen und Unternehmen auf, die sich an den Kosten der Renovierung beteiligt haben. Zur Außenanlage gehört nun auch eine schöne Holzbank, damit man an der Kapelle sich ausruhen oder meditieren kann.

Die alten Schlüssel wurden „vergoldet“ an Mia und Wilfried Heyll mit den Worten „Dem Bauwerk möge allzeit Frieden, Glück und Gottes Segen beschieden sein“ übergeben.

Hiernach sang der Kirchenchor „Zu Dir schick ich mein Gebet“. Pfarrer Josef Venedey aus Erkelenz-Granterath, der seit drei Jahren Pensionär ist und vorher von 1982 bis 2010 Pfarrer an St. Josef in Rheydt war, segnete die Josefs-Kapelle, im besonderen der neu hinzugefügten Teilen.

Pfarrer Josef Venedey ist übrigens gebürtiger Wanloer, was die meisten nicht wissen. Er ist im Februar 1945 im Hause „Zimmermanns“ auf dem Wanloer Markt geboren. Heute betreut er als „Rentner“ noch zehn Dörfer in Erkelenz-Süd und kommt auch gerne und oft nach Wanlo. Er hat noch drei ältere Geschwister.

Nach der feierlichen Einsegnung kam Peter Feron, als Vertreter des Stadtbezirks West, zu Wort. Er begann mit einem Zitat aus dem Buch von Heinz Habrich „Wegekapellen in Mönchengladbach“:

„Die Wegekapellen […] sind Zeugnis der Volksfrömmigkeit und des Honschaftsgeistes, der sich in noch weitgehend intakten Nachbarschaften als Sozialgemeinschaft zeigt […]. Dafür legt das Engagement der Menschen für die Erhaltung und Pflege […] beredtes Zeugnis ab. So gesehen sind die Wegekapellen Kostbarkeiten, die mit Recht […] Beachtung und Schutz verdienen.“

Was könnte man dieser Beurteilung heute noch hinzufügen (?),

– wenn er nicht gerade zu dieser Kapelle hier in Wanlo ausführen musste: „Die Kapelle ist in einem schlechten Erhaltungszustand und bedarf dringend der Instandsetzung.“

– wenn sich nicht gerade an dieser Kapelle hier in Wanlo in den letzten Monaten ein RATW immer wieder getroffen hätte um Zeugnis von einer intakten Nachbarschaft abzulegen.

– wenn nicht gerade diese Kapelle in den vergangenen Monaten wieder zu einer Kostbarkeit geworden wäre.

Peter Schürmans – Pfarrer Josef Venedey – Hans-Ludwig Hoffmann

Wir treffen uns heute hier zur Einsegnung einer dem hl. Josef geweihten Kapelle aus dem Jahr 1667. Im Jahr 2017 können wir uns hier also zum 350jährigen Jubiläum wiedertreffen und feiern. Und genau dies macht die intakte Nachbarschaft und Sozialgemeinschaft aus.

Gemeinsames Engagement und gemeinsame Arbeit für die kleinen Kostbarkeiten, die bereits viele Generationen vor uns gepflegt haben und die wir an die nachkommenden Generationen weitergeben sollten. Aber auch das gemeinsame Feiern und die gemeinsame Freude über das Erreichte. Die Josefs-Kapelle ist damit für mich auch zu einem Zeichen geworden.

Wenn wir heute zur Einsegnung zusammengekommen sind, dann ist dies auch ein Grund gemeinsam zu feiern. Gemeinsam denjenigen zu danken, die dies mit ihrer Arbeit ermöglicht haben und allen die dies unterstützt haben. Ich freue mich bereits darauf, mit Ihnen in fünf Jahren das 350jährige Jubiläum der Josefs-Kapelle hier in Wanlo zu feiern.

Mit der Sanierung der Josefs-Kapelle hat der RATW, der RentnerArbeitsTruppWanlo, seiner Heimat ein wunderbares Geschenk gemacht. Eine Kapelle, die wieder in neuem Glanz erstrahlt. Die damit eben auch zu einem Zeichen dafür wird, daß es sich lohnt, sich ehrenamtlich für die Gemeinschaft einzusetzen“.

Auch Hans-Ludwig Hoffmann vom Rittergut Wildenrath, selbst Sponsor, bedankte sich bei den anderen Sponsoren, aber besonders beim RATW. Zum Schluß betonte er, daß die Kuckumer Straße in Wanlo schon eine besondere Straße ist. Auf dieser Straße stehen zwei Kapellchen, die Josefs- und auf seinem Gut die Marien-Kapelle, die er selbst im Jahre 2006 errichtet hat.

Zum Schluß bedankte Peter Schürmans sich bei Pfarrer Josef Venedey, dem Kirchenchor Wickrath, unter der Leitung von Gregor Heidel, Peter Feron, Hans-Ludwig Hoffmann, besonders beim RATW mit dem Initiator Alfred Brücher, den vielen Wanloer Bürgern und natürlich den Sponsoren.

Hiernach lud Schürmans ins Pfarrheim ein. Fred Brücher hat eine Bildergalerie vom gesamten Bauverlauf angefertigt und möchte die präsentieren. Für Essen und Trinken sorgt dort „Cafe Jedermann“. Zum feierlichen Abschluß sangen alle das Lied: „Großer Gott wir loben dich“.