Bald keine Sonntagsbrötchen mehr – Stinges setzt klares Zeichen gegen Personalknappheit

Die Landbäckerei Stinges beendet zum 1. November 2022 (Allerheiligen) ihre Sonntags- und Feiertagsöffnungen. Mit der Entscheidung, an Sonn- und Feiertagen nicht mehr zu öffnen, setzt die Landbäckerei Stinges aus Brüggen-Lüttelbracht ein klares Zeichen gegen Personalknappheit und die 7-Tage-Woche.

Region – „Unsere Verkäuferinnen und Verkäufer haben aufgrund der kräftezehrenden Coronazeit und der seit zweieinhalb Jahren angespannten Personalsituation zahlreiche Überstunden angesammelt. Viele von ihnen mussten immer wieder für ihre KollegInnen einspringen und waren überlastet. Das geht an die Substanz“, schildern Inhaber und Geschäftsführer Willi uns Leo Stinges den Hauptgrund für diesen überraschenden Schritt.

Die Bäcker-Brüder sind sich einig, dass ihr Verkaufspersonal, aber auch die in der Logistik und Produktion Beschäftigten einen festen freien Tag in der Woche brauchen, den sie mit ihren Familien oder Partnern verbringen können statt auf der Arbeit. „Wir sind eine Familienbäckerei. Die Gesundheit und Zufriedenheit unserer Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter geht vor, denn ohne sie läuft bei uns gar nichts“, fügt Leo Stinges hinzu, der in der Landbäckerei für die Produktion verantwortlich ist.

„Früher war es in Handwerksbetrieben gang und gäbe, einen freien Tag in der Woche zu haben. Bei Bäckern und Friseuren war es der Montag“, erinnert sich Willi Stinges. „Wir wollen den Sonntag wieder zum Familientag machen und den Beschäftigten vor allem im Verkauf, die zu 98 Prozent auch sonntags arbeiten, Zeit zum Verschnaufen geben.“

Preiserhöhungen allein nicht zielführend
„Im Übrigen können wir auch die extrem gestiegenen Energie- und Rohstoffkosten nicht gänzlich mit Preissteigerungen auffangen und auf unsere Kunden abwälzen. Mit der Schließung unserer Fachgeschäfte an Sonn- und Feiertagen versuchen wir diese Mehrkosten besser in den Griff zu bekommen“, führt Willi Stinges einen weiteren Aspekt an. Leo Stinges dazu: „Brot und Brötchen in Handwerksqualität dürfen keine Luxusgüter werden. Billigbackwaren der Industrie und der Discounter gibt es zuhauf. Wir sind ein traditionsreiches Brotland. Echte Bäcker-Backwaren müssen in Deutschland bezahlbar bleiben.“

Bäckereien sehr personal- und energieintensiv
„Als Unternehmer, die für über 850 Mitarbeitende Verantwortung tragen, müssen wir strategische Entscheidungen immer auch aus Sicht unserer Beschäftigten treffen“, weiß Willi Stinges. „Wir gelten zwar als starke Arbeitgebermarke, tun uns aber trotzdem bei der Personalsuche schwer. Auch weil immer weniger Menschen sonntags arbeiten wollen. Daran ändern auch Zuschläge und eine bessere Bezahlung nichts. Wie kaum eine andere Handwerksbranche sind Bäckereien besonders personal- und energieintensiv.“

Und aus Kundensicht?
„Klar, denken wir auch an unsere Kundinnen und Kunden, die nur ungern auf ihre Sonntagsbrötchen von Stinges verzichten wollen. Wenn unsere Entscheidung gegen den Sonntagsverkauf vielleicht zunächst unpopulär klingt, letztendlich wird sie für die meisten nachvollziehbar sein“, sind sich Willi und Leo Stinges sicher. Natürlich haben die beiden Bäckermeister bereits vorgesorgt: „Unsere Land-und Spezialbrötchen eignen sich super, um diese auch am nächsten Tag bei 160 Grad Umluft für 3 bis 4 Minuten kurz aufzubacken.“

Fachkräfte und Quereinsteiger willkommen
Wer sonntags frei haben und trotzdem im Bäckerhandwerk arbeiten möchte, kann sich schnell und ganz einfach online bei der Landbäckerei Stinges bewerben (stinges.de/karriere). (opm)

V. l. n. r. Willi Stinges, Jeanette Breuer, Iris Kremer, Jennifer Viethen, Leo Stinges – Foto: Landbäckerei Stinges & Söhne GmbH