Die hohen Temperaturen in Verbindung mit falscher Fütterung lassen in der ganzen Region Teiche kippen. Nachdem aktuell direkt in drei Teichen in Willich tote Wasservögel gefunden wurden, schaltete sich der BUND ein.
Von RS-Redakteurin Nadja Becker
Willich/Kreis Viersen – Es ist ein sich ausbreitendes Problem, dass Teiche während der Sommermonate zu kippen drohen. Wenn der Nährstoffgehalt im Wasser zu hoch ist, dann kommt es zu einer explosionsartigen Vermehrung der Algen. Diese sterben ab, sinken zu Boden und sorgen für einen Sauerstoffmangel im Wasser. Allerdings sind es längst nicht mehr nur die Algen, die diese Problematik hervorrufen, ebenfalls das vermehrte Füttern mit Brot wurde zum wichtigen Faktor den Prozess zu beschleunigen.
Perfekte Voraussetzungen für das Botulinum-Toxin. Das Bakterium Clostridium botulinum findet in solchen Gewässern einen idealen Nährboden zur Ausbreitung. Das Problematische: Das Toxin sorgt bei den Tieren zu einer fortschreitenden schlaffen Lähmung der Muskulatur kopfabwärts, die auch eine sogenannte Schlinglähmung nach sich zieht, wodurch die Futter- und Wasseraufnahme letztendlich unmöglich wird.
Ob es an diesem Toxin liegt oder an der Geflügelpest, das muss aktuell in Willich herausgefunden werden, wo in den vergangenen Tagen in drei Teichen verendete Wasservögel gefunden wurden. Zwei dieser Teiche zählen zu der Kommune, einer liegt in privater Hand. Die Tier- und Umweltschützer schlagen Alarm und auch die Umweltschutzorganisation BUND Stadt und Kreis Viersen hat sich eingeschaltet. „Dass die Behörden tatenlos zusehen wie die Tiere elendig verenden, ist unvorstellbar“, so BUND-Vorsitzende Almut Grytzmann-Meister, die durch einen Anruf von Tierschützern aus Willich auf die aktuelle Situation hingewiesen wurde. „Weder von der Stadt Willich, noch von Seiten des Kreisveterinäramtes oder der Landestierschutzbeauftragten erfolgen ausreichende Maßnahmen zum Schutz der Tiere. Ganz im Gegenteil, es wird in aller Seelenruhe tatenlos zugeschaut.“
Sie ist nicht die Einzige, die ähnliche Vorwürfe gegenüber der Unteren Naturschutzbehörde, des Kreisveterinäramtes und der Inhaberin einer privaten Anlage äußert. Auch die Tönisvorster Tierschützerin Susan Mortazavi ist schockiert. Sie hatte bereits vor rund 14 Tagen den BUND auf den Sachverhalt aufmerksam gemacht, nachdem auf dem Konrad-Adenauer-Teich in Willich in der Innenstadt erneut tote Tiere gefunden wurden. Bereits im vergangenen Jahr war es hier zu einem umfassenden Sterben der Wasservögel gekommen. Die Stadt Willich hatte daraufhin in diesem Frühjahr den Teich entschlammt und neues Wasser eingefüllt – geholfen hat es nicht viel, denn die Wasseroberfläche ist mittlerweile wieder zu einem großen Teil von Algen bedeckt. Betroffen ist ebenfalls der Teich am Sport- und Freizeitzentrum in Willich, dem aktuell als erste Maßnahme Frischwasser zugeführt wurde.
Almut Grytzmann-Meister versuchte aufgrund dieser Information das Kreisveterinäramt zu erreichen, wo man ihr mit dem Hinweis auf den Datenschutz keine Auskunft geben wollte, wie die Umweltschützerin berichtet. Auch die Untere Naturschutzbehörde fühlte sich nach Angaben der Tierschützerin nicht zuständig, da es sich nicht um artenschutzrechtliche Tiere handele – ähnlich endete der Anruf bei der Landestierschutzbeauftragten. „Von dort aus gab es gar keine Reaktion“, unterstreicht Grytzmann-Meister.
Nachdem das Ordnungsamt Willich das Veterinäramt des Kreises Viersen über tote Wasservögel im Skatepark Willich an der Schiefbahner Straße informiert hat. Werden die Vögel nun auf Geflügelpest getestet. Ein weiterer Test an toten Tieren in einem privaten Teich verlief bereits negativ. Lediglich das Auffüllen des Teiches mit Frischwasser hätte die Behörde empfohlen, berichten die Tierschützer.
In Willich ist die Problematik rund um die Teiche bekannt, eine Umgestaltung mi einer kleineren Wasserfläche und mehr Tiefe ist bereits geplant. Allerdings warten die Arbeiten auf die Bewilligung von Fördermitteln, weshalb zunächst Schilder mit einem Fütterungsverbot von Wasservögeln aufgestellt werden sollen, denn der Verdacht liegt nahe, dass sich erneut Botulismus bei den Tieren ausbreitet. Das allerdings reicht den Tierschützern nicht aus. Der BUND ist sich sicher, dass nach den aktuellen Vorfällen die weiteren Totenfunde nicht lange auf sich warten lassen. Deshalb müsse sofort und umfassend gehandelt werden. (nb)