Auf dem Gelände Am Kuhbaum im Hardter Wald entsteht das Paul Moor-Atelier: Der Caritasverband errichtet hier ein Kunst- und Werkatelier, das von Schülerinnen und Schülern der benachbarten Paul Moor-Schule und von externen Gruppen genutzt werden kann. Es soll zum Ort der Begegnung werden, geplant sind inklusive Workshops und Kunstprojekte.
Mönchengladbach – Bis Herbst 2021 war auf dem Gelände neben der Paul Moor-Schule der frühere heilpädagogische Caritas-Kindergarten untergebracht. Im Zuge der Umwandlung in eine inklusive Kita bezog die nun deutlich größere Einrichtung einen Neubau an der Urftstraße in Rheydt. In dem alten Kindergartengebäude betreute der Caritasverband zwischenzeitlich eine Eltern-Kind-Gruppe für geflüchtete Menschen aus der Ukraine. Das Projekt wurde in Absprache mit der Stadt im Sommer beendet.
„In den Sommerferien konnten wir die Baustelle für das Paul Moor-Atelier einrichten und bereits den Teilabriss des alten Kindergartengebäudes durchführen“, berichtet Caritas-Vorsitzender Dr. Christof Wellens. In den kommenden 14 bis 16 Monaten werden das Paul Moor-Atelier mit rund 190 Quadratmetern sowie ein zusätzlicher Lehrraum für die Paul Moor-Schule mit Nebenräumen (rd. 125 qm) und eine Wohnung für den Haustechniker (über 90 qm) entstehen. Die Gebäudeteile werden durch einen bedachten, begrünten Laubengang verbunden, der mit mobilen Präsentationswänden ausgestattet wird. So entsteht ein rund 200 Quadratmeter großer Ausstellungsraum. „Mit diesem Areal öffnen wir uns für die Stadtgesellschaft“, erläutert Schulleiterin Marion Middendorp.
Die Paul Moor-Schule ist eine Förderschule mit dem Förderschwerpunkt Geistige Entwicklung. Hier werden derzeit 130 Kinder und Jugendliche im Alter von sechs bis etwa 22 Jahren mit geistigen und körperlichen Behinderungen und unterschiedlichen Förderbedarfen unterrichtet. Bereits in der Vergangenheit hat die nach dem 1977 verstorbenen Schweizer Heilpädagogen Paul Moor benannte Schule Kunstprojekte durchgeführt. Die Schülerinnen und Schüler können das neue Atelier künftig kreativ nutzen, gerne auch inklusiv mit anderen Klassen von anderen Schulen oder Künstlern. „Das Paul Moor-Atelier soll zum Ort der Begegnung werden“, sagt Caritas-Geschäftsführer Frank Polixa.
In dem früheren Kindergartengebäude soll eine „cleane Atelieratmosphäre“ geschaffen werden, wie Architekt André Grosch vom Büro Grosch-Rütters erläutert. Die Decken-Holzbalken bleiben sichtbar, der Boden wird gespachtelt, und statt der alten Fenster werden bodentiefe eingebaut. Sie schaffen auch optisch die Verbindung nach draußen – denn hier befindet sich ein kleines Amphitheater direkt am Waldrand. „Das ist die Bühne, auf der Theater- oder Musikaufführungen stattfinden können – auch von externen Gruppen“, sagt Marion Middendorp. Ihr Stellvertreter Jörg Frank ergänzt, dass es bereits Anfragen von Künstlern gebe, die mit den Schülerinnen und Schülern arbeiten möchten.
„Für uns als Schule ist diese Maßnahme ein Geschenk“, freut sich Marion Middendorp. Die Förderschule in katholischer Trägerschaft legt seit Langem einen Akzent auf tiergestützten Unterricht. Nun komme mit dem kulturellen Schwerpunkt ein weiteres besonderes Merkmal hinzu. Damit verbunden wird eine Erweiterung sein. Ab 2025 kann die Paul Moor-Schule 13 statt bisher 12 Klassen aufnehmen und ist dann auch in der Mittelstufe dreizügig.
„Es ist nicht ganz einfach, ein über 50 Jahre altes Gebäude wieder in eine Nutzung zu bekommen, zumal die wirtschaftlichen Voraussetzungen in diesem Fall eine Herausforderung darstellen“, erläutert Caritas-Geschäftsführer Polixa. Der Caritasverband bezuschusse die Schule jährlich mit einem sechsstelligen Betrag. „Wir haben uns seit vielen Jahrzehnten der Aufgabe verschrieben, Heranwachsende mit einem Handicap möglichst gut zu unterstützen“, betont der Geschäftsführer. Der Bau des Paul Moor-Ateliers ist einschließlich Einrichtung mit rund 1,1 Millionen Euro veranschlagt.
Großen Wert legt der Caritasverband auf eine energetisch gute und nachhaltige Bauweise. So werden die neuen Gebäudeteile mit Wärmepumpe beheizt. Dazu hat die Caritas einen Antrag auf Förderung bei der Bafa gestellt. Darüber hinaus wurden Anträge auf Unterstützung bei verschiedenen Stiftungen eingereicht. Und: „Wir haben bereits einige Spenden für unser Projekt erhalten“, berichtet Polixa. Weitere Spenden sind sehr willkommen (Konto der Paul Moor-Schule: DE31 3105 0000 0000 0273 91).
Ein erstes Kunstwerk ist übrigens in den künftigen Atelierräumen bereits entstanden: Für die Caritas-Wallfahrt während der Mönchengladbacher Heiligtumsfahrt waren in den Einrichtungen des Caritasverbandes 40 unterschiedlich gestaltete Stoffbänder kreiert und in der Paul Moor-Schule miteinander verwoben sowie durch eine goldene Spur verbunden worden. Das kreative Gemeinschaftswerk wandert derzeit durch die Einrichtungen der Caritas. (opm)
Foto: Caritas