Wenn im Morgentau Spinnweben wie verlorene Haarnetze alter Frauen in den Sträuchern und Büschen hängen, dann ist Altweibersommer. In der Natur öffnen sich die Herbstblumen: Astern, Sonnenhut und Fetthenne zaubern ein letztes Farbenspiel vor dem Winter in die Landschaft.
Natur & Umwelt/Ratgeber – „Jetzt beginnt eine bunte Jahreszeit; für die Wildtiere ist es auch eine arbeitsreiche Zeit“, sagt Eva Goris, Pressesprecherin der Deutschen Wildtier Stiftung. „Sie sammeln jetzt Nahrungsvorräte für den Winter.“
Die einen gehen dabei nach Plan vor und füllen die Speisekammern in ihren Bauten, die anderen sind eher unorganisiert und helfen dabei der Natur. Eichhörnchen, Waldmaus, Tannen- und Eichelhäher gehören zu den „vergesslichen Gärtner“. Sie verstecken u. a. Eicheln, Bucheckern, Zapfen, Haselnüsse und Kastanie in der Absicht, geheime Nahrungsdepots für die karge Winterzeit anzulegen. „Doch am Ende finden sie nicht alle ihre Verstecke wieder und werden so ungewollt zu Landschafts- und Naturgestaltern“, sagt Goris. Was nicht gefunden und gefuttert wird, wächst im nächsten Frühjahr zu einem neuen Pflänzchen heran.
Dieser natürliche Prozess wird „Naturverjüngung“ genannt. Die vergesslichen Gärtner erfüllen eine wichtige Aufgabe für das Ökosystem. So sorgt die Waldmaus ganz nebenbei auch dafür, dass Pilzsporen verbreitet werden. Sie transportiert diese im Fell. Auch für die Vermehrung von Waldfrüchten wie Brombeeren und Blaubeeren ist die Waldmaus zuständig. Die Früchte stehen auf ihrem Speiseplan; am Ende des Verdauungsprozesses gelangen die Samen über den Kot in den Waldboden, um erneut zu keimen.
Noch bis in den Oktober hinein ist der Tisch für die Wildtiere gut gedeckt, Bucheckern und Haselnüsse sind jetzt reif. Sie fallen auf den Waldboden und können dort von den vergesslichen Gärtnern aufgesammelt und versteckt werden. „Fliegende Förster wie der Eichelhäher spielen so bei der natürlichen Verjüngung des Waldes eine Rolle.“ (opm)