Der Brachter Wald begeistert Wanderer und Radfahrer mit einer faszinierenden Artenvielfalt

Eine unberührte Heidelandschaft zieht sich durch das rund 1.250 Hektar große Naturschutzgebiet Brachter Wald, welches auf dem ehemaligen Munitionsdepot der Britischen Rheinarmee entstanden ist. Ein 32 Kilometer langes Wander- und Radwegenetz wurde für Erholungssuchende angelegt, welches vorbei an Moorfröschen, Heidschnucken und Feldgrillen, Feldlerche, Grauer Glockenheide, Ziegenmelkern oder Keulenbärlapp führt.
Von RS-Redakteurin Nadja Becker

Brüggen-Bracht/Niederrhein Die nährstoffarmen Flugsandböden, welche während der letzten Eiszeit aus dem Maastal in den Brachter Wald verweht wurden, bieten die Grundlage für eine faszinierende Artenvielfalt, wie sie in Nordrhein-Westfalen nur selten zu finden ist.

Von 1948 bis 1996 gehörte das Gebiet zum ehemals größten Munitionsdepot Westeuropas und war der Britischen Rheinarmee unter der NATO zugehörig. Bereits ein Jahr vor der Aufgabe des Brachter Depots wurde das Gebiet einstweilig sichergestellt und konnte fünf Jahre später als Naturschutzgebiet ausgewiesen werden.
Zwei Drittel des rund 1.250 Hektar großen Mosaiks sind heute im Besitz der NRW-Stiftung. Die restlichen Flächen gehören der kommunalen Wirtschaftsförderungsgesellschaft des Kreises Viersen und werden seit dem Kauf 1998 von der Biologischen Station Krickenbecker Seen betreut.

Foto: Rheinischer Spiegel

Umzäunt von 22 Kilometern Zaun entwickelte sich in dem Sperrbezirk über fast fünfzig Jahrzehnte hinweg eine Heidelandschaft mit einer vielfältigen Tier- und Pflanzenwelt, während rund 200 Hallen, Lagerplätze, Verladebahnhöfe, Sprenggruben und 15 km Schienennetz die bis zu 45.000 Tonnen Munition schützten, die hier eingelagert waren. Durch die militärische Nutzung wurde in dem heutigen Naherholungsgebiet, das Teil des Naturraums Schwalm-Nette-Platte ist und zum EU-Vogelschutzgebiet gehört, kein intensiver Ackerbau betrieben, wodurch sich das Gebiet heute durch eine besondere Artenvielfalt auszeichnet.

Nach der Aufgabe des Depots wurden nach und nach die Hallen sowie Gleise demontiert und die Straßen zurückgebaut. Bereits seit 1997 ist das Gelände durch sechs Eingänge für die Öffentlichkeit zugänglich. Einige Relikte des Kalten Krieges sind allerdings bis heute erhalten, so bestimmen nicht nur die sechs bis acht Meter hohen Wälle das Gebiet, ebenfalls Löschteiche, Reste der Bahnhöfe und Lagerhallen erinnern an die bewegte Geschichte.

Foto: Rheinischer Spiegel/Nadine Ehms

Das riesige Heidegebiet ist in Nordrhein-Westfalen mittlerweile eine Seltenheit, so wurden im Laufe der Zeit die Heideböden aufgeforstet oder durch Düngung in Acker- und Weideland umgewandelt. Selten bietet sich daher die Möglichkeit, ein solch großes Gebiet, wie an der niederländischen Grenze, zu erleben. Damit ein Spaziergang oder eine Radtour durch das Gebiet Brachter Wald/Brachter Depot möglich sind, wurden ein 32 Kilometer langes Wander- und Radwegenetz angelegt, welches von vier Routen geprägt wird. Diese wurden so angelegt, dass die Natur sich weiterhin entfalten kann – ein Besuch ist daher nur auf den markierten Wegen erlaubt.

Foto: Rheinischer Spiegel

Interessant ist dabei der ca. 100 Meter lange Holzbohlenweg, der durch den grünen Rundwanderweg über einen ehemaligen Splitterschutzwall führt und einen Blick auf den Bereich freigibt, auf dem Bomben und Munition gelagert wurde. Damhirsche, Koniks, Rinder und Schafe haben hier ein Zuhause gefunden. Sie sind die natürlichen Pfleger, die dafür sorgen, dass die Heide nicht mit Bäumen und Sträuchern zuwächst. Wer länger am Niederrhein verweilt, dem empfiehlt sich ebenfalls ein Besuch der Krickenbecker Seen und des Elmpter Schalmbruchs, welches direkt an den Brachter Wald angrenzt.

Foto: Rheinischer Spiegel

Der „Weiße Weg“ mit einer Länge von 16 Kilometern erschließt den größten Teil des Naturschutzgebietes. Über jeden der Zugänge erreichbar, ist er ideal für eine Fahrradtour. Wer den Galloway-Rindern zusehen möchte, die im Norden des Naturschutzgebietes weiden, der findet über den „Blauen Weg“ sein Ziel. Er quert ein 300 Hektar großes Areal, während im Südosten die acht Meter Hohe Aussichtsplattform auf dem „Roten Weg“ lockt und der Holzbohlenweg auf dem „Grünen Weg“ eine Sicht auf die umliegenden Heidewege und Wälle freigibt. (nb)

Foto: Rheinischer Spiegel/Nadine Ehms

Ein Kommentar

  1. Ein interessanter Bericht, leider funktioniert der angegebene Link nicht.
    „Eine Karte mit allen Wander- und Radwegen sowie der Anfahrt stellt die NRW-Stiftung als pdf bereit.“
    Wäre hilfreich, wenn die Verlinkung überprüft und nachgebessert würde.
    Beste Grüße
    Ulrike M.

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