Die Tanzgarde Alt Viersen 2020 setzt sich für Gewaltprävention nicht nur im Karneval ein

Körperliche oder sexualisierte Gewalt betrifft längst alle Geschlechter und die steigenden Zahlen bekannter Fälle sind warnend. Niemand weiß wie hoch die Dunkelziffer ist, weshalb Aufklärung wichtiger denn je ist. Hier ist deshalb auch der Verein Tanzgarde Alt Viersen 2020 aktiv.
Von RS-Redakteurin Nadja Becker und Fotograf Martin Häming

Viersen – Es ist ein Herzensthema der Tanzgarde Alt Viersen 2020: Die Gewaltprävention und ganz besonders die Gewaltprävention im Karneval, weshalb der Verein am vergangenen Wochenende auf die alarmierenden Zustände im Bereich Gewalt gegen Frauen aufmerksam machte.

„Wir, als Verein Tanzgarde Alt Viersen 2020 e.V., haben uns Gewaltprävention auf die Fahne geschrieben, da wir zum einen selbst betroffene Mitglieder haben (körperliche Gewalt, sexualisierte Gewalt und cybergrooming bei Minderjährigen), zum anderen besteht unser Verein hauptsächlich aus Frauen und Mädchen, und selbstverständlich solidarisieren wir uns mit allen anderen Frauen und Mädchen“, so der Verein, dessen Mitglieder in der Viersener Innenstadt informierten. Hierzu hatte die Tänzerin Fiona einen passenden Flyer entworfen, zu dem die Passanten trotz des kalten Wetters gerne ins Gespräch kamen. Das Besondere: Für diese Kampagne hatte sich die Tanzgarde vom Karneval linker Niederrhein, als Dachverband, extra die Erlaubnis eingeholt das Ornat außerhalb einer karnevalistischen Veranstaltung zu tragen, was üblicherweise nicht erlaubt ist.

Foto: Rheinischer Spiegel/Martin Häming

Hinzu kam bereits im Vorfeld die Fortbildung „Augen auf“ des Bistums Aachen zum Thema Gewaltprävention für den Vorsitzenden Marcus Hunziger, die zweite Vorsitzende Tanja Adrion, die beiden Jugendschutzbeauftragten Birgit Hunziger und Bianca Buschhausen sowie für Trainerin Amelie Hunziger und Gardekapitänin Fiona Wynia, um entsprechend geschult zu sein, Gefahren zu erkennen, Gespräche zu führen und Gewalt abzuwenden.

Dazu passt ebenfalls die Kampagne „Luisa ist hier“ in Zusammenarbeit mit dem Kreis Viersen und dem Frauenzentrum Viersen e.V., bei der die Tanzgarde Alt Viersen 2020 als Kooperationspartner aktiv ist. Bislang gab es nur Kooperationspartner im Bereich Gaststätten, ab jetzt gibt es die Kampagne auch auf Karnevalsveranstaltungen und ganz besonders im Straßenkarneval.

Foto: Tanzgarde Alt Viersen 2020 e. V.

„Gerade wir als Tanzgarde wissen genau, wie schnell man im Karneval auch unbewusst bedrängt wird. Hier ein zu langer Blick, hier ein blöder Spruch durch einen alkoholisierten Mitmenschen, vielleicht noch einen Kommentar über den kurzen Tanzrock, da fängt Gewalt schon an“, erklären die Mitglieder. Wer sich belästigt oder bedrängt fühlt, wer sich nicht sicher fühlt oder bedroht wird, der kann sie ansprechen.

„Wir kümmern uns dann darum, dass die Person sicher aus der Situation gebracht wird. Die Frage „Ist Luisa hier?“ dient als Code. So muss kein Betroffener Einzelheiten erklären, sondern wir wissen sofort, da ist Gefahr in Verzug.“
Aus diesem Grund hat sich die Tanzgarde Alt Viersen 2020 entschieden im Ornat Flyer zu verteilen. Die Mädchen und Frauen sollen die Mitglieder gleich so sehen wie sie im Karneval gekleidet sind, damit sie im Notfall direkt erkannt werden.

„Damit das Thema weitergetragen werden kann, sind wir im Hintergrund noch weiter tätig und freuen uns, voraussichtlich ab Mitte Januar, selbst Präventionsschulungen für Vereine und Interessierte anbieten zu können“, unterstreicht der Vorstand der Tanzgarde.

Wer mehr wissen oder sich der Tanzgarde anschließen möchte, kann ganz einfach über die Social-Media Kanäle oder die Vereins-Webseite Kontakt aufnehmen. Es besteht auch die Möglichkeit per E-Mail an vorstand@tav2020.de oder termine@tav2020.de. (nb)

Foto: Rheinischer Spiegel/Martin Häming