Er ist richtig groß und richtig stark: Einen Lkw-Motor hat das Überbetriebliche Ausbildungszentrum (ÜBA) der Kfz-Innung Krefeld geschenkt bekommen. Die angehenden Mechatroniker lernen so die besondere Technik kennen.
Krefeld – Bis vor einiger Zeit war der MAN-Motor noch in einer 40-Tonner Sattelzugmaschine auf den Straßen unterwegs. 440 PS leistet das Triebwerk, etwa 23 Liter Diesel genehmigt es sich auf hundert Kilometer. Rund 280.000 Kilometer hat der Motor auf dem Buckel, was kein Alter ist im Lkw: „Laufleistungen von 800- bis 900.000 Kilometern sind nicht selten“, weiß Tobias Jurich von MAN-Krefeld. Er berichtet, dass der Kunde dennoch einen neuen Motor haben wollte.
„Wir haben den Motor dann für unsere eigenen Ausbildungszwecke angeschafft“, sagt Jurich. MAN Krefeld bildet regelmäßig aus, sechs junge Leute erlernen hier den Beruf des Kraftfahrzeugmechatroniker mit dem Schwerpunkt Nutzfahrzeugtechnik. Aber da der Alltag in der Werkstatt sehr stressig sei, habe man sich entschieden, den acht Jahre alten Motor dem Überbetrieblichen Ausbildungszentrum an der Hansastraße zur Verfügung zu stellen. „Hier haben die Jungs mehr davon“, erklärt Jurich.
Markus Pierkes vom Unternehmen DocBrummi aus Willich-Neersen sorgte dann dafür, dass der Motor mit einem Neuwert von über 40.000 Euro für Schulungen genutzt werden kann: Er montierte ihn auf einen von Auszubildenden im Rahmen eines Projekts gebauten und frisch lackierten Motorträger und transportierte ihn nach Krefeld. Der Träger lässt sich rollen, so bleibt die Konstruktion mit einem Gesamtgewicht von knapp einer Tonne transportabel.
Nun können die Auszubildenden des Krefelder und Kreis Viersener Kfz-Handwerks an dem Motor die Besonderheiten der Kraftstoffversorgung und der Abgasnachbehandlung sowie viele weitere technischen Merkmale kennenlernen. „Schon im ersten Ausbildungsjahr nehmen sie die Maschine auseinander und bauen sie anschließend wieder zusammen“, erläutert ÜBA-Leiter Wolfgang Mennen. Die angehenden Kfz-Mechatroniker verbringen während ihrer dreieinhalbjährigen dualen Ausbildung zwei bis drei Wochen pro Lehrjahr in der Überbetrieblichen Ausbildung. In der ÜBA werden wichtige Inhalte vermittelt und vertieft; sie ergänzt die Ausbildung im jeweiligen Betrieb.
Etwa 15 Prozent der angehenden Kfz-Mechatroniker in Krefeld und im Kreis Viersen entscheidet sich für die Fachrichtung Nutzfahrzeugtechnik, das sind rund 16 pro Jahr. Ihnen allen und den Ausbildungsbetrieben tun MAN und DocBrummi mit ihrem Engagement etwas Gutes: „Sie werden hier bestmöglich auf den Beruf vorbereitet, und davon wiederum profitieren die Fachbetriebe“, sagt Obermeister Dietmar Lassek von der Kfz-Innung Krefeld. Er bedankte sich bei Tobias Jurich und Markus Pierkes herzlich für ihr Engagement. Lassek freut sich über die engen Kontakte zwischen den Unternehmen und der ÜBA und die damit verbundene gute Rückkopplung aus der Praxis in die Überbetriebliche Ausbildung. So hat die ÜBA kürzlich auf Initiative des Autohauses Essers und mithilfe von Förder- und Eigenmitteln einen Subaru-Crosstrek mit neuester Hybridtechnik erhalten. Auch zwei optische Achsvermessungen und vier weitere digitale Diagnosegeräte konnten angeschafft werden, um die Ausbildung im Kfz-Handwerk auf neuestem Stand zu gewährleisten.
Den neuen MAN-Lkw-Motor hat Auszubildender Tom Kadagies bereits kennengelernt. „Das ist ist schon ein ordentlicher Brocken“, schmunzelt er, und Marlene Konietzny ergänzt: „Wir haben die Abgasseite abgebaut und konnten so sehen, wie der Turbolader beschaffen ist.“ Auch ihren Kollegen Nikolai Nikolic und Yu Veseljoski macht das Arbeiten an dem Nutzfahrzeug-Triebwerk viel Spaß: „Es ist toll, weil alles so groß ist.“
Nicht nur groß, sondern in gewisser Weise auch einzigartig: „So einen Motor hat sonst niemand. Ich wüsste keine andere Überbetriebliche Ausbildung, die über diese Möglichkeit verfügt“, betont ÜBA-Leiter Wolfgang Mennen. (opm)

Foto: Kreishandwerkerschaft
