Am 5. Februar beginnt vor der Großen Strafkammer des Landgerichts Mönchengladbach ein brisanter Strafprozess. Auf der Anklagebank sitzen drei Männer, darunter ein ranghoher Kriminalbeamter der Kreispolizeibehörde Viersen. Ihnen wird versuchte Erpressung, versuchte Strafvereitelung im Amt, Verletzung von Privatgeheimnissen und Bestechlichkeit in einem besonders schweren Fall vorgeworfen. Das Verfahren trägt das Aktenzeichen 21 KLs 6/24.
Kreis Viersen/Mönchengladbach – Die Angeklagten und ihre Verteidigung
Angeklagter: Matthias N. (62) aus Schwalmtal, Kriminalhauptkommissar
Verteidiger: Rechtsanwalt Bernd Kretschmann, Mönchengladbach
Angeklagter: Dogan H. (33) aus Viersen
Verteidiger: Rechtsanwalt Hagen Schwindt, Bonn
Angeklagter: Cemil K. (51) aus Mönchengladbach
Verteidiger: Rechtsanwalt Yücel Arslan, Kreuzau
Die Vorwürfe: Ein Polizist als Erpresser? Die Staatsanwaltschaft geht davon aus, dass der erste Angeklagte, Matthias N., seine amtliche Position missbraucht haben soll, um illegale Informationen weiterzugeben und sich finanziell zu bereichern.
Der Angeklagte zu 1) ist Kriminalhauptkommissar bei der Kreispolizeibehörde Viersen und bearbeitet Vorgänge der Eigentumskriminalität.
Im September 2020 soll er mit seinem Handy über WhatsApp ein Foto an den 2. Angeklagten geschickt haben, welches einen Teil eines Ausdrucks einer Vorgangsübersicht aus dem polizeilichen Vorgangsbearbeitungssystem zu einer Strafanzeige zeigte. Hierin sollen auch persönliche Daten der Zeugen und Anzeigenerstatter zu sehen gewesen sein. Auf Nachfrage des 2. Angeklagten habe der 1. Angeklagte mitgeteilt: „Man sieht sich immer 2 Mal, bei denen im Büro soll eingebrochen und 1 Laptop gestohlen worden sein. Da das nun mein Bereich und meine Stadt ist sag ich doch mal nett guten Tag.“
Der 1. Angeklagte soll aus einer unbekannten Informationsquelle, einen Hinweis erhalten haben, dass ein Zeuge, den der Angeklagte für ein Mitglied der Hells Angels hielt, eine Cannabisplantage betreibe und regelmäßig mit höheren Bargeldbeträgen aus den Niederlanden einreise. Dennoch habe der Angeklagte weder Schritte unternommen, um etwaige Betäubungsmittelverbrechen des Zeugen zu verhindern noch habe er ein Ermittlungsverfahren eingeleitet. Stattdessen sollen die drei Angeklagten gemeinsam den Plan gefasst haben, den Zeugen unter Druck zu setzen und von ihm „Schweigegeld“ einzufordern, welches anschließend unter den drei Angeklagten aufgeteilt habe werden sollen. Die Angeklagten 2) und 3) hätten gleichzeitig verhindern wollen, dass sie wegen ihrer eigenen Beteiligung an der Cannabisplantage des Zeugen ebenfalls bestraft werden könnten.
Plangemäß habe der 1. Angeklagte daraufhin im Dezember 2021 ein Treffen mit dem Zeugen in Viersen organisiert. Dort habe er dem Zeugen im Beisein des 2. Angeklagten alte Polizeifotos des Zeugen gezeigt und geäußert, dass das Bundeskriminalamt den Zeugen im Blick habe und 80.000 Euro sowie danach monatlich 10.000 Euro verlange. Der Zeuge habe darauf mitgeteilt, jedenfalls nicht zur monatlichen Zahlung von 10.000 Euro bereit zu sein.
Der 1. Angeklagte habe daraufhin in unterschiedlichen Informationssystemen der Polizei nach weiteren Erkenntnissen über den Zeugen gesucht, um ihn weiter unter Druck setzten zu können.
Im Januar 2022 habe der 1. Angeklagte einem nicht eingeweihten Kollegen per dienstlicher E-Mail einen Hinweis „aus sicherer Quelle“ gegeben, wonach der Zeuge mindestens eine Plantage betreue und wöchentlich mit hohen Bargeldbeträgen aus den Niederlanden einreise. In einer weiteren E-Mail habe der Angeklagte zudem mitgeteilt, dass der Zeuge hochwertige Uhren besitze, die bei seinem Antreffen einzuziehen seien, da er Sozialleistungen beziehe. Außerdem habe der Angeklagte gegenüber anderen nicht eingeweihten Kollegen angeregt, den Zeugen polizeilich zu überprüfen.
Der Zeuge habe auch in der Folge nicht das verlangte „Schweigegeld“ gezahlt.
Die nächsten Verhandlungstermine wurden bereits angesetzt:
11. Februar 2025, 09:15 Uhr, Saal A 227
12. Februar 2025, 09:15 Uhr, Saal A 227
18. Februar 2025, 09:15 Uhr, Saal A 227
19. Februar 2025, 09:15 Uhr, Saal A 227 (sk/opm)