Die Narrenmühle ist eine Bockwindmühle mit Segelgatterflügeln, Steertflügelnachführung und – als Seltenheit – mit ziegelummauertem Ständer (Bock) im Viersener Stadtteil Dülken am linken Niederrhein an der südostwärts verlaufenden Rheindahlener Straße.
Von RS-Redakteurin Claudia-Isabell Schmitz und Hartwig Hören (Senator der Dülkener Narrenakademie)
Viersen-Dülken/Sehenswürdigkeiten – Erbaut wurde die Holtzmühle, wie die heutige Narrenmühle eigentlich hieß, nicht von dem Pächter Johann Holtz, der war längst tot, sondern von seiner Witwe, Wittib Holtz. So steht es im 2. kleineren Kammrad der Narrenmühle geschrieben. Sie hatte nach dem Tod ihres Mannes Petrus Mühlen geheiratet, der 1724 die 1. sogenannte Narrrenmühle, die Tränkenmühle, in der Nähe der heutigen Paul-Weyers-Schule gelegen, 1724 in Erbpacht erhalten hatte.
Diese Mühle wurde bereits 1505 errichtet. Hier fand das närrische Treiben der Dülkener Bevölkerung bis ca. 1880 statt. Am 9.11.1800 wurde sie zwar von einem Orkan umgeworfen, jedoch mit Hilfe des französischen Staates wieder aufgebaut. Am 2.10.1880 brannte sie ab und wurde nicht mehr aufgerichtet. Bis 1937 gab es, nach bisherigen Erkenntnissen, kein weiteres närrisches Treiben der Dülkener Bevölkerung an einer Mühle. 1908 erfolgte dann der Ankauf der Stadt Dülken.
1912 wurde die Mühle um 1,80 Meter gehoben und ein Museum eingerichtet. Die Mühle gilt als Wahrzeichen von Dülken. 1937 wurde die Mühle an die Narrenakademie der „Berittenen Akademie der Künste und Wissenschaften“ („Academia Equestris Artium et Scientiarum“) abgegeben, die von da an im unteren Teil weiterhin ein Narrenmuseum unterhält und im oberen Teil, im sogenannten „Weisheitssaal“, ihre Sitzungen abhält. Am 11. November jedes Jahres treten die Mitglieder der Narrenakademie (früher vornehmlich Akademiker, Kaufleute und Stadträte) ihren Narrenritt auf hölzernen Steckenpferden um die Windmühle an und eröffnen damit die Dülkener Karnevalssession. Der Ritt um die Narrenmühle kann als Tradition bis ins 18. Jahrhundert zurückverfolgt werden, wird aber bereits von Anbeginn Praxis der Berittenen Akademie gewesen sein. Alte Orden, Fahnen, Hüte und Bücher, die dies belegen, werden im Museum der Mühle aufbewahrt.
Die Narrenakademie hat eine lange Tradition. Vor mehr als 450 Jahren zur Zeit des mehr als drei Jahre dauernden, auf Veranlassung von König Sigismund abgehaltenen Konstanzer Konzils (1414-1418) verkündete Herzog Adolf II., dass „…nun die Bürger unserer getreuen Stadt Dülken des Narrentums nicht länger ledig gehen wollen und eine bürgerliche Akademie gründen.“ Erst um 1554 fand die proklamierte Gründung der „erleuchteten Monduniversität“ („Illuminata universitas lunaris“) tatsächlich statt, an der Hofnarren zu akademischen Graden kommen konnten. (cs)
Das Narrenmuseum ist von Mai bis September jeden Sonntag zwischen 11:00 und 12:00 Uhr geöffnet. Darüber hinaus können individuelle Besichtigungstermine vereinbart werden (narrenakademie.de)