Eine Reise zum Kolosseum – Willkommen am Amphitheatrum Novum

Bis heute ist das Kolosseum das größte je gebaute Amphitheater der Welt. Errichtet zur Belustigung des Kaiserhauses und der Einwohner, zählt das Bauwerk heute zu den berühmtesten Sehenswürdigkeiten Roms und dient als Appell gegen die Todesstrafe.
Von RS-Redakteurin Nadja Becker

Rom/Italien – In der römischen Geschichte ist nicht das Kolosseum das erste und einzige Amphitheater. Weit vor seiner Erbauung weihte Statilius Taurus 29 v. Christus das erste steinerne Bauwerk auf dem Marsfeld ein, welches 64 n. Christus beim Großen Brand von Rom vernichtet wurde.
Am selben Platz sorgte Kaiser Nero für einen hölzernen Ersatz, während am Südhang des Hügels Esquilin der Grundstein für eine neue Palastanlage, die Domus Aurea, gelegt wurde. Die weitläufigen Gärten bildeten in der Talsenke zwischen den Hügeln Oppius und Palatin den Standort des berühmten Kolosseums.

Kaiser Vespasian erlangte nach 72 n. Christus nach einem blutigen Kampf und Bürgerkrieg die Macht. Er gab das Gelände nicht nur den Römern zurück, er ließ das berühmte Kolosseum errichten, das Neros Bau um ein Vielfaches übertreffen sollte. Zwischen 72 und 80 n. Christus errichtet, untermauerte das steinerne Amphitheater die neue Herrscherdynastie der Flavier.

Foto: Rheinischer Spiegel

Finanziert fast vollständig aus der Beute des Jüdischen Krieges sowie mit dem im Jahr 70 geplünderten Tempelschatz von Jerusalem, so berichten die Überlieferungen, dass dem Bauwerk auf Wunsch von Vespasians Sohn und Nachfolger Titus dem ursprünglich dreigeschossigen Kolosseum eine vierte, massive Etage aufgesetzt wurde.
Geschichtsschreiber Cassius Dio berichtete von hunderttägigen Spielen zur Eröffnung, von Gladiatorenkämpfen, Tierhetzen oder nachgestellten Seeschlachten. Die meist enorm brutalen und grausamen Veranstaltungen wurden regelmäßig bei freiem Eintritt ausgetragen, dienten der Belustigung der bis zu 50.000 Zuschauer.

Achtzig Eingänge sorgten für ein gut durchdachtes Leitsystem, welches die Planer so anlegten, dass das Kolosseum in 15 Minuten gefüllt und in 5 Minuten geleert werden konnte. In den ersten Reihen saß selbstverständlich die obere Schicht, in der Nähe der kaiserlichen Loge in dem ellipsenförmigen Bauwerk. Das 156 Meter breite, 188 Meter lange und 48 Meter hohe Amphitheater war übrigens deshalb rund, damit niemand in einer Ecke Schutz suchen konnte.

Foto: Rheinischer Spiegel

Fast 450 Jahre wurde das Kolosseum als Arena genutzt, mit einer Pause von 217 bis 238, als ein Blitzschlag einen Brand ausgelöst hatte. Es gibt Schätzungen, dass bis zu 500.000 Menschen bei den „Spielen“ gestorben seien, andere Historiker widersprechen, denn meist gingen die Gladiatorenkämpfe nicht tödlich aus. Als die Christen Einzug in Rom erhielten lehnten diese die Spiele zwar ab, bis um 434/435 wurden sie zwar seltener, aber dennoch veranstaltet. Erst 523 zog die letzte Tierhetze Zuschauer an, zu wenig, was auf den Bevölkerungsrückgang innerhalb Roms zurückzuführen ist. Da zu dieser Zeit das Kolosseum bereits durch ein Erdbeben beschädigt war, galt dies trotz einiger Reparaturen als Schlusspunkt der Spiele.

Nach den Zerstörungen während der Rückeroberungskriege und nachdem kein Kaiser mehr in Rom regierte, verfiel das Amphitheater. Ab der zweiten Hälfte des 6. Jahrhunderts wurde das Bauwerk als Steinbruch genutzt. Weitere Schäden wurden durch Erdbeben in den Jahren 847 und 1349 verzeichnet. Der Verwendung als Baumaterials über die Jahrhunderte hinweg setzte erst Papst Benedikt XIV. im 18. Jahrhundert, im Jahre 1744, ein Ende. Zum einen glaubte er fest an die bis heute nicht belegte Abschlachtung von Christen im Kolosseum, zum anderen war das Amphitheater längst eine begehrte Sehenswürdigkeit.

Foto: Rheinischer Spiegel

Der Papst erklärte das Kolosseum zur Märtyrer-Stätte und ließ einen Kreuzweg mit Kapellen errichten. Seit 1964 nimmt der jeweilige Papst an jedem Karfreitagabend an einem Kreuzweg durch das Amphitheater teil. Mittlerweile ist das Kolosseum zudem bereits seit 1999 ein Monument gegen die Todesstrafe. Wenn irgendwo auf dieser Welt ein Todesurteil ausgesetzt wird oder ein Land die Todesstrafe abschafft erstrahlt das Amphitheater 48 Stunden lang in bunten Farben.

Erhalten am Eingang des Forums Romanum und in direkter des Kolosseums ist der frei zugängliche, dreitorige Konstantinsbogen, der wahrscheinlich ab 312 bis 315 zu Ehren des Kaisers Konstantin nach dessen Sieg bei der Milvischen Brücke errichtet wurde. Einige Archäologen sind sich sicher, dass mit dem Bau, für den ältere Reliefs und Säulen verwendet wurden, bereits 307 unter Maximus begonnen worden war. Gesichert ist, dass der Triumphbogen am 25. Juli 315, am Beginn des zehnten Regierungsjahres von Konstantin, geweiht wurde. (nb)