Erfolgreiches GRD-Schutzprojekt: 10 Tonnen Geisternetze weniger in der Ostsee

Im Herbst 2019 startete die Gesellschaft zur Rettung der Delphine e.V. (GRD) mit regelmäßigen Geisternetzbergungen zum Schutz der marinen Artenvielfalt in der Ostsee.

Umwelt – Knapp vier Jahre später hat der Münchner Delfinschutzverein insgesamt 10.000 Kilogramm der tödlichen Altlasten aus der Fischerei geborgen und damit ein wichtiges Zwischenziel erreicht. Sigmar Solbach, 1. Vorsitzender der GRD, dankt allen Beteiligten für ihren aufopferungsvollen Einsatz. Große Bereiche vor der Küste von Rügen sind mittlerweile frei von Geisternetzen, nichtsdestotrotz bleibt viel zu tun.

Leidenschaftlicher Einsatz an einer ehemaligen Fahrwassertonne

Mit einem neunköpfigen Team ehrenamtlicher Sporttaucher:innen war die GRD Ende August vor Rügen im Einsatz, um herrenlose Fischernetze aus der Ostsee zu bergen. Diese Altlasten der Fischerei töten über Jahrzehnte unaufhörlich und unerbittlich weiter: Rund 136.000 Delfine, Wale, Seehunde sowie Millionen an Vögeln, Fischen und Meeresschildkröten fallen den Geisternetzen jährlich weltweit zum Opfer. Aufgabe der aktuellen Bergungsmission war es daher einmal mehr, so viele Netze und Netzteile wie möglich unschädlich zu machen. Die Wettersituation vor Ort erschwerte die Arbeiten der Taucher:innen allerdings erheblich.

Primäres Ziel des Bergungsteams um Einsatzleiter Wolfgang Frank war eine ehemalige Fahrwassertonne, rund acht Kilometer vor dem Königsstuhl im Nordosten der Insel entfernt. An zwei Tagen steuerten Tauchboot und Begleitschiff die in 30 Metern Tiefe liegende Tonne an, die mit ehemaligen Fischernetzen geradezu überzogen ist. Trotz großem Einsatz der Tauchteams gelang es in mehreren Tauchgängen nicht, die Tonne von den Geisternetzen frei zu schneiden. Ungünstige Windverhältnisse erschwerten die Arbeiten der Sporttaucher:innen zusätzlich. Aktuell ist geplant, das Netz beim nächsten Bergungseinsatz Ende September aus der Ostsee zu entfernen.

10 Tonnen Geisternetze unschädlich gemacht

Erfolgreich war die jüngste Bergungsmission der GRD dennoch, schließlich wurde einerseits viel Vorarbeit an der Fahrwassertonne geleistet, andererseits konnte am Freitag ein vier Meter langes Schleppnetz geborgen werden. Dieses Relikt aus DDR-Zeiten lag vor dem Sassnitzer Hafen in einer Tiefe von neun Metern und hat ein Gewicht von rund 300 Kilogramm. Zusammen mit den 9.780 Kilogramm an Geisternetzen, welche die GRD in den vergangenen vier Jahren bergen konnte, übersprang die GRD im Rahmen des Schutzprojekts „FÜR MEER LEBEN“ jetzt die symbolische Marke von 10.000 Kilogramm.

Sigmar Solbach, 1. Vorsitzender der GRD: „Seit rund vier Jahren arbeiten wir mit unseren Unterstützern hart daran, zumindest einen kleinen Teil der todbringenden Geisternetze aus der Ostsee zu bergen. Mit der Bergung am vergangenen Wochenende haben wir nun insgesamt zehn Tonnen geborgen, die jetzt kein Unheil mehr unter den Meeresbewohnern anrichten können. Ich bin mächtig stolz auf unsere Truppe. Ich danke allen, die sich so aufopferungsvoll dafür eingesetzt haben.“

In hohem Maße verantwortlich für dieses positive Zwischenergebnis nach vierjährigem Einsatz vor Rügen ist Geisternetzexperte Wolfgang Frank, der bei jedem Einsatz die Leitung innehatte. „Geisternetze zu bergen ist eine Herzensaufgabe und Herausforderung zugleich. Sie rettet Leben und erfordert Mut sowie einen körperlich anspruchsvollen Einsatz. Ich bin sehr stolz darauf, mit vielen verschiedenen ehrenamtlichen Tauchteams der GRD über 10.000 kg Geisternetze aus der Ostsee geborgen zu haben.“ Mit Sorgenfalten auf der Stirn blickt Wolfgang Frank auf die Gesamtsituation und nimmt die Politik in die Pflicht: „Leider gibt es noch viel zu viel zu tun und wir dürfen uns auf unseren bisherigen Erfolgen nicht ausruhen. Zudem müssten meiner Meinung nach die Kosten für das Bergen herrenloser Fischernetze eine staatliche Aufgabe werden, sonst werden wir die Vermüllung niemals in den Griff bekommen!“ (opm)

Foto: GRD Gesellschaft zur Rettung der Delphine e.V.Fotograf/Chris Till