Die Zunahme von ernährungsbedingten Erkrankungen ist in Industriestaaten ein großes Problem. Wie lässt sich das Risiko für diese Krankheiten reduzieren und welche Ernährungsmythen sind Unsinn?
Service – Superfoods: Weitgehend unnötig
Die Bezeichnung Superfood ist ein Werbetrick, um exotische und vor allem extrem teure Produkte auf unseren Teller zu bringen. Oft verbunden mit übertriebenen Health Claims versprechen die Anbieter Gesundheit durch einzelne Zutaten, obwohl Ernährung ein Zusammenspiel zahlreicher Komponenten ist und nicht zuletzt die Zusammensetzung der Grundbausteine ein wichtigerer Faktor ist als die Exzellenz isolierter Zutaten. Als Superfood werden vor allem Früchte, Samen und Pflanzen bezeichnet, die hohe Gehalte an Vitaminen, Spurenelementen und sekundären Inhaltsstoffen bieten. Doch statt auf teure Südfrüchte oder getrocknete Beeren aus Asien zu setzen, empfehlen Experten frisches Obst aus lokalem Anbau, denn viele heimische Lebensmittel können nach den Maßstäben der Industrie ebenfalls als Superfood gelten.

Sekundäre Inhaltsstoffe bleiben wichtig
Dennoch sind Substanzen, die nur in wenigen Lebensmitteln vorkommen, wichtig für unsere Gesundheit. So tragen Antioxidantien und Polyphenole wie sie zum Beispiel in Traubenkernen oder Rotwein vorkommen, viel dazu bei, uns vor Gefäßerkrankungen, Krebs oder Infektionen zu schützen. In ernährungswissenschaftlichen Studien ist die Traubenkernextrakt Wirkung gut belegt. In unserem Körper entstehen freie Radikale, die zur Zellalterung beitragen und zahlreiche weitere Probleme auslösen. Unterstützt man nun den Organismus bei der Regulation dieser Substanzen, kann er sie auch gezielter einsetzen, um Krankheitserreger oder sogar Krebszellen abzuwehren. Die Freisetzung von Radikalbildnern gehört zu den effektivsten Immunmechanismen, die uns zur Verfügung stehen.
Man sollte nur nicht den Fehler begehen, den Wert nur auf diese Stoffe zu legen oder zu glauben, dass man eine ungesunde Basisernährung durch Kauf von Superfoods oder Ergänzungsstoffen ausgleichen kann. Wichtig ist eben die richtige Balance. Sogar Menschen, die viel Wert auf gesunde Ernährung legen, können in eine Falle tappen und lebensmittelbezogene Zwangsstörungen entwickeln.
Basis-Mix an Energiebausteinen
Wichtig für zahlreiche moderne Zivilisationskrankheiten sind nicht Vitaminmangel oder zu wenige Sekundärstoffe in der Nahrung. Entscheidender ist die Zusammensetzung der Energielieferanten Zucker, Fett und Protein. Hier gibt es große Qualitätsunterschiede: So ist raffinierter Zucker problematischer als komplexe Kohlehydrate, die nur langsam verdaut werden und dadurch den Blutzucker konstant halten können. Auch bei Fetten ist die Zusammensetzung wichtig: Einige Fettsäuren kann unser Körper nicht selbst herstellen und ist deswegen auf eine Zufuhr aus hochwertigen Quellen angewiesen. Dazu zählen zum Beispiel Pflanzenöle, fettiger Fisch und Nüsse. Selbst beim Eiweiß ist wichtig, welche Balance der einzelnen Aminosäuren vorherrscht.
Mangelerkrankungen selten
Zwar gibt es besonders bei den Vitaminen D und B12 eine breite Unterversorgung in der Bevölkerung, akute Mangelerkrankungen sind dennoch in Mitteleuropa extrem selten und dann fast immer die Folge von extrem einseitiger ungesunder Ernährung. Wer sich abwechslungsreich ernährt und auf einen Anteil an frischen Zutaten, vor allem Gemüse und Obst achtet, muss sich kaum Sorgen um seine Vitaminversorgung machen. Die DGE bezeichnet nur Vitamin D als Sonderfall, bei dem insbesondere die Exposition zu direktem Sonnenlicht einen wichtigen Anteil zur Bildung des aktiven Nährstoffs leistet. Für Menschen, die wenig draußen aktiv sind, kann hier eine Supplementation hilfreich sein.
Fazit
Unsere Ernährungsgewohnheiten werden schon in der Kindheit geformt. Die alte Formel: Wenig weißer Zucker, lieber hochwertiges Fett und abwechslungsreiche gemüsereiche Ernährung ist für die meisten Menschen ausreichend. Bei Ergänzungsmitteln und Superfoods sollten Verbraucher lieber kritisch hinterfragen, wie gut die Studienlage zur Wirksamkeit ist. (opm)