Gab es Vorfälle mit einem mehrfach verurteilten Kaplan in St. Notburga? Bistum Aachen ruft Betroffene sexualisierter Gewalt auf sich zu melden

Das Bistum Aachen bittet, dass sich Betroffene sexualisierter Gewalt melden in Zusammenhang mit dem verstorbenen Pfarrer Hans Peter Menke. Menke war während der Tatzeiträume Kaplan an St. Notburga, Viersen-Rahser, und Pfarrer von St. Josef in Traar. Der Pfarrer wurde zu Lebzeiten mehrfach verurteilt. 

Viersen – Das Bistum Aachen setzt die Aufarbeitung sexualisierter Gewalt durch Priester und andere kirchliche Beschäftigte konsequent fort und veröffentlicht jetzt die Namen von 53 Tätern und mutmaßlichen Tätern sexualisierter Gewalt gegen Minderjährige und Schutzbefohlene. „Wir möchten Betroffenen Mut machen, sich mitzuteilen“, so Bischof Dr. Helmut Dieser am Mittwoch in Aachen. „Mit der Nennung der Namen gehen wir dabei weiter voran. Wir stehen auf der Seite der Betroffenen und stellen uns den Verbrechen, die von Priestern und anderen in der Kirche Beschäftigten in der Vergangenheit begangen worden sind.“ Insgesamt zehn Täter/mutmaßliche Täter stehen in einem Bezug zu Viersen.

Betroffene, Zeitzeugen und alle, die zur Aufklärung beitragen können, können sich an die Hotline des Bistums Aachen wenden. Die entsprechende Telefonnummer und Angaben zur Erreichbarkeit finden Sie am Ende des Aufrufs.

Pfarrer Hans Peter Menke – Täter

Der im Jahr 2005 verstorbene Pfarrer Hans Peter Menke wurde 1978 wegen „wegen sexuellen Missbrauchs eines Kindes in Tateinheit mit sexuellem Missbrauch eines Schutzbefohlenen und homosexuellen Handlungen“ zu einer Freiheitsstrafe von 1 Jahr auf Bewährung verurteilt. Menke war im Tatzeitraum Pfarrer von St. Josef in Krefeld-Traar. Noch während der Bewährungsfrist setzte ihn das Generalvikariat des Bistums zur Aushilfe und als Pfarrverwalter ein. Ausweislich der Personalunterlagen sind die Gemeinden St. Pankratius und St. Barbara offen über das Vorleben Menkes informiert worden. Ziel war, den Pfarrer in ein dichtes Netz der sozialen Kontrolle einzubinden, um weitere Taten zu verhindern.

Im Jahr 1991, an seiner nächsten Station als Pfarrvikar von St. Pius X in Mönchengladbach-Ueddingen, wurde Pfarrer Menke wegen sexueller Belästigung eines Minderjährigen zu einer Geldstrafe in Höhe von 8.100 DM verurteilt. Menke musste die Pfarrstelle niederlegen und nach Aachen ziehen. Als Subsidiar an St. Foillan wurde Hans Peter Menke im Jahr 2002 erneut wegen eines sexuellen Übergriffs gegen einen Jungen angezeigt. Gegen eine Geldauflage von 1.500 Euro wurde dieses Strafverfahren eingestellt. Menke wurde in den Ruhestand versetzt. Bischof Mussinghoff verbot Menke alle Kontakte zu Kindern und Jugendlichen und untersagte ihm die Ausübung aller priesterlichen Dienste. Nach dem Tode Menkes wurden dem Bistum Aachen auch Beschuldigungen sexualisierter Gewalt gegen Menke aus Anfang der 1960er- und Mitte der 1970er-Jahre bekannt. Menke war während der Tatzeiträume Kaplan an St. Notburga, Viersen-Rahser, und Pfarrer von St. Josef in Traar.

Die biographischen Stationen im Überblick
18.11.1932 geboren in Mönchengladbach
1960 Kaplan St. Notburga, Viersen-Rahser
1962 Kaplan St. Johann Baptist, Aachen-Burtscheid
1967 Kaplan St. Dionysius, Übach-Palenberg
1967 Unterrichtserlaubnis Neusprachliches Gymnasium, Übach-Palenberg
1970 Pfarrer St. Josef, Krefeld-Traar
1973 Stellvertretender Dechant Dekanat Krefeld-Nord
09.01.1978 Verhaftung auf frischer Tat
02.02.1978 Beurlaubung wegen der Einleitung staatsanwaltschaftlicher Ermittlungen
06.03.1978 Verzicht auf die Pfarrstelle St. Josef, Krefeld-Traar
18.04.1978 Verurteilung Landgericht Krefeld wegen „sexuellen Missbrauchs eines Kindes in Tateinheit mit sexuellem Missbrauch eines Schutzbefohlenen und homose-xuellen Handlungen (§§ 52, 56, 174 Abs. 1 Nr. 1, 175 Abs. 1, 176 Abs. 1 StGB)“ zu einer Freiheitsstrafe von 1 Jahr auf Bewährung
10.07.1978 zur Aushilfe St. Pankratius, Inden-Altdorf, und St. Barbara, Inden-Schophoven
1978-1982 Pfarrverwalter St. Barbara, Inden-Schophoven
1978-1990 Pfarrverwalter St. Pankratius, Inden-Altdorf
1982 zugleich Pfarrverwalter St. Clemens, Inden
28.10.1990 Pfarrvikar St. Pius X, Mönchengladbach-Uedding
1991 Anzeige wegen sexueller Übergriffe gegen einen Minderjährigen
Dez. 1991 Strafbefehl in Höhe von 8.100 DM wegen sexueller „Beleidigung“
23.01.1992 Verzicht auf Pfarrstelle St. Pius X
1992 Subsidiar St. Foillan, Aachen; Mitarbeit Dekanat Aachen-Mitte
2002 Anzeige wegen eines sexuellen Übergriffs gegen einen Minderjährigen
Bischöfliche Auflagen: Kein Kontakt zu Kindern und Jugendlichen, keine Seelsorge, keine priesterlichen Dienste
15.4.2002 in den Ruhestand versetzt wegen sexueller Übergriffe, Ausübung aller priesterlicher Dienste untersagt (Zelebrationsverbot, Verbot, die Beichte abzunehmen)
2003 Einstellung des Strafverfahrens gegen eine Geldauflage von 1.500 Euro nach § 153a StPO
03.01.2005 verstorben

Sollten Sie in diesem oder einem anderen Fall betroffen sein oder Angaben dazu machen können, nehmen Sie gerne Kontakt mit der Hotline des Bistums auf: Hotline des Bistums Aachen 0241 452-225 oder nutzen das Online-Formular unter www.missbrauch-melden.de
Die Hotline ist montags, dienstags, mittwochs und freitags von 9:00 bis 16:00 Uhr erreichbar. Donnerstags von 16:00 bis 20:00 Uhr. Ihre Angaben werden vertraulich behandelt und es stehen Ihnen geschulte Kontaktpersonen zur Seite.

Hinweis: Dieser Aufruf enthält die dem Bistum Aachen Stand 30. September 2023 zur Person bekanntgewordenen Beschuldigungen. Diese basieren entweder auf den rechtskräftigen Feststellungen eines weltlichen oder kirchlichen Gerichts; dann wird die Bezeichnung „Täter“ verwandt. Sofern gegen die Person mindestens ein positiv beschiedener Antrag auf Anerkennung des Leids wegen des Zufügens sexualisierter Gewalt gegen Minderjährige oder Schutzbefohlene als plausibel bewertet wurde, wird der Beschuldigte als „mutmaßlicher Täter“ bezeichnet. Grund dafür ist, dass derartige Beschuldigungen nicht mit der erforderlichen Gewissheit feststehen, um den Beschuldigten als „Täter“ bezeichnen zu können. (opm/Bistum Aachen)

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