Landwirte im Kreis Viersen planen erneut eine Lichterfahrt – Vielleicht zum letzten Mal

Immer wieder liest man aktuell von Absagen der beliebten Veranstaltung „Ein Funken Hoffnung“, die nach der Corona-Pandemie nun mit verschiedenen Auflagen von Sicherheit bis Musiknutzung kollidiert und für wachsende Kosten sorgt. Im Kreis Viersen allerdings wollen die Landwirte noch einmal fahren und hoffen, dass der Funke überspringt.

Kreis Viersen – „Die Tage werden immer kürzer. Die Blätter fallen, der Herbst ist da. Wir Landwirte haben unsere Ernte zum größten Teil eingefahren, das Getreide und Heu ist geerntet, der Mais gehäckselt, die Kartoffelernte in vollem Gange und die Rübenkampagne ist auch gestartet. Nach der Ernte ist vor der Ernte.
Gerade wird der Grundstein für die nächstjährige Ernte gelegt, die Felder werden neu bestellt. Gerste, Roggen, Weizen und vieles mehr“, so der Zusammenschluss LSV Viersen-Krefeld, der in diesem Sinne auf die Ernährungssicherheit hinweisen möchte – ein Begriff der vielen nicht mehr bekannt sei.

„Wie auch, angesichts der schier unerschöpflichen Regale in unseren Discountern. Die deutsche Landwirtschaft wird gerade ausgeblutet. Die politischen Rahmenbedingungen passen nicht mehr zum Umfeld. Wir produzieren hier im Lande unsere gesunden Lebensmittel zu höchsten Standards und Qualitäten. Umweltschutz und Tierwohl werden hier großgeschrieben.
Und was macht der Lebensmitteleinzelhandel? Er kauft weltweit zum günstigsten Preis ein. Standards spielen dann keine Rolle mehr …nur die Marge zählt … und Regionalität erst recht nicht“, unterstreichen die beteiligten Landwirte, denn mit deutscher, regionaler Qualität werben und Billigprodukte aus dem Ausland verkaufen sei seit Jahren bereits Realität, und gegen die Auslandswaren können die Landwirte nicht konkurrieren. Deshalb gehen die Landwirte seit Jahren auf die Straße.

Dann kam die Coronazeit: Kontaktverbote, Ausgangssperren, Isolation. „In dieser schweren Zeit hatten die Leute wieder viel Zeit zum Nachdenken. Das haben auch wir Landwirte gemerkt. Die Angst vor der Fremde, die Angst vor dem Ungewissen, all dieses änderte das Kaufverhalten der Bürger und das konnten wir hier in der Landwirtschaft deutlich merken. Regionales war plötzlich gefragt. Als Landwirt warst du auf einmal wieder systemrelevant.“

Um dieses wichtige Zusammenspiel zwischen Landwirtschaft und Kaufverhalten zu verdeutlichen, wurde der „Funken Hoffnung-ohne Bauern geht es nicht“ ins Leben gerufen und die Lichterfahrten waren geboren. Mit Schildern wie „Niemand soll es je vergessen, Bauern sorgen für das Essen“, „NO Farmer-No Food – 5 vor 12“ und vielen anderen Bannern machten die Bauern auf sich und ihre Lage aufmerksam. Überall im Land wurden diese friedlichen Trecker-Demos angemeldet und durchgeführt. In dieser Zeit kontaktlos den Leuten eine Freude machen, mit den Traktoren und der weihnachtlichen Beleuchtung einen Funken Hoffnung rüberbringen, das war das Ziel. Ein voller Erfolg!

Jubelnde Leute am Straßenrand, leuchtende Kinderaugen, Altenheime, Pflegeeinrichtungen und Krankenhäuser wurden angefahren – Eine gelungene Aktion, die bei den Zuschauern und den Akteuren gut ankam. Doch Zeiten ändern sich und Corona ist in den Hintergrund gerückt, Normalität ist wieder eingekehrt.

„Drei Mal haben wir bis jetzt einen Funken gebracht. Aus heutiger Sicht können wir sagen, der Funke ist bei vielen nicht übergesprungen. Leider! Das Kaufverhalten spiegelt dieses deutlich wider. Regionales ist nicht mehr in“, so die Initiatoren im Kreis Viersen und Krefeld. „Wir haben lange überlegt ob und wie es hier mit der Lichterfahrt weitergeht. Nicht nur die steigenden Auflagen in der Landwirtschaft, sondern sogar Flächenenteignungen durch 4%ige Zwangsstillegungen werden durchgezogen und vieles mehr! Trotz allem haben wir den Entschluss gefasst, dass wir noch einmal in die Planung für eine weitere Lichterfahrt in unserer Gegend gehen werden. Eins steht jetzt schon fest: Sie wird wahrscheinlich nicht mehr so groß wie die letzten Jahre. Bedingt durch das Höfesterben, das in Deutschland rasant weiter geht. Die Hoffnung stirbt zuletzt! Wir sind aktuell in der Planung. Sobald wir weitere Details wissen, werden wir darüber informieren.“ (nb/opm)

Foto: Rheinischer Spiegel/Rita Stertz