Mehrheitlich mit acht Nein-Stimmen und zwei Enthaltungen hat der Viersener Stadtrat den Bau eines sechsstöckigen Parkhauses hinter dem Viersener Bahnhof beschlossen. Während Pendler die neuen Parkplätze befürworten, sind Anwohner nicht begeistert.
Viersen – Der Neubau eines Parkhauses mit integrierter Fahrradstation sorgt für geteilte Meinungen und so sorgte die Entscheidung des Viersener Stadtrates nicht nur während der Sitzung für Diskussionen. Auch direkte Anwohner haben sich in sozialen Medien mittlerweile zu Wort gemeldet und befürchten einen Verlust der Wohnqualität.
Doch wofür genau hat der Stadtrat 38 Ja-Stimmen, acht Nein-Stimmen und zwei Enthaltungen abgegeben? Die Tagesordnung der Stadt Viersen gibt Aufschluss, denn nicht nur die Fördermittel für eine Fahrradstation sollen nun beantragt werden, auch die erforderlichen Haushaltsmittel für die Umsetzung eines Parkhauses in Höhe von 100.000 € sollen in den Haushaltsplan 2023 eingestellt werden. Der Großteil der benötigten Finanzmittel (6.962.000 €) ist erst in den Jahren 2024-2026 zu veranschlagen.
Der vorhandene P + R-Platz war bis zum Ausbruch der „Corona-Krise“ sehr stark ausgelastet und ist es auch heute wieder. Auch vor dem Hintergrund, dass nahegelegene Brachflächen aufgrund anstehender Baumaßnahmen nicht mehr zur Verfügung stehen werden, sollen die Parkplätze am Bahnhof Viersen aufgestockt werden.
2020 wurde eine erste Machbarkeitsstudie für ein Parkdeck mit integrierter Fahrradstation erstellt. Diese sah vor, über dem vorhandenen Parkplatz ein eingeschossiges Parkdeck zu errichten. Auf Basis einer Machbarkeitsstudie wurde zur Sondierung der Marktsituation und der Realisierbarkeit ein erstes Gespräch mit einem Systemhersteller von Parkdecks geführt. Hierbei stellte sich heraus, dass das vorhandene Raster des Parkplatzes und somit auch das geplante Raster des Parkhauses nicht kompatibel mit dem Rastersystem vieler Systemhersteller ist. Des Weiteren ging aus dem Gespräch die Überlegung hervor, anstelle eines zweigeschossigen Parkdecks ein kompakteres mehrgeschossiges Parkhaus zu bauen, um möglichst wenige der vorhandenen, noch in Förderbindung befindlichen Stellplatzfläche anzutasten. Darüber hinaus hat diese Variante den Vorteil, dass ein Teil des Parkplatzes während der Bauzeit nutzbar bleibt.
Durch den Neubau des Parkhauses im Split-Level-System über 6 Ebenen werden 229 neue Stellplätze geschaffen. Inklusive des Parkplatzes stehen nach der geplanten Baumaßnahme 443 PKW- Stellplätze zur Verfügung (vorher 307). Die Fahrradstation inklusive Werkstatt wird integriert in das Parkhaus in der unteren Ebene ebenerdig vorgesehen und kann mit mind. 220 Fahrradplätzen ausgestattet werden.
Eine Photovoltaikanlage auf dem Dach sowie eine Überdachung der oberen Ebene wurden in der Vorplanung und in der Kostenschätzung zunächst nicht berücksichtigt, da eine Förderung durch den VRR bislang nicht möglich ist. Das spätere Einarbeiten einer oben beschriebenen Konstruktion ist geplant, um die notwendige Stromversorgung der Fahrradstation, der Stellplätze für E-Autos sowie die Beleuchtung der Parkebenen über eine Photovoltaikanlage sicherzustellen. Diese sorgt auf dem oberen Parkdeck darüber hinaus für Schatten an heißen Sommertagen.
Für das Gesamtprojekt Parkhaus mit integrierter Fahrradstation am Bahnhof Viersen fallen laut Kostenschätzung des Büros studio 173 Gesamtkosten in Höhe von 7.051.000 € an. Der Kostenanteil des Parkhauses beläuft sich auf 5.774.200 €, der der Fahrradstation auf 1.276.800 €.
Von Seiten der Stadt Viersen wurde (auf Basis der Machbarkeitsstudie von 2020) ein Antrag auf Einplanung im 3-jährigen Sonderprogramm Neubau und Nachrüstung von P+R-Anlagen gestellt. Im Oktober 2020 hat die Stadt die Einplanungsmitteilung für 209 Stellplätze in Höhe von 2.612.947 € (100 % Förderung) erhalten. Das Fördervorhaben muss innerhalb von 3 Jahren bewilligungsreif sein. Voraussetzung dafür ist, dass der Finanzierungsantrag gestellt wurde, Fördervoraussetzungen vorliegen und Haushaltsmittel zur Verfügung stehen. Im 1. Quartal 2022 sollte der Finanzierungsantrag dem Fördermittelgeber vorliegen, um eine Realisierung der Baumaßnahme im Förderzeitraum zu gewährleisten. Zudem plant die Stadt Viersen Fördersätze durch den VRR ein.
Um den Finanzierungsantrag einreichen zu können, war die Ermittlung der Kosten erforderlich. Diese konnten durch die Mitarbeiter*innen der Verwaltung nicht geleistet werden. Daher wurde ein externes Planungsbüro mit der Bearbeitung der Leistungsphasen 1 und 2 beauftragt, um die Kosten für den Finanzierungsantrag zu erhalten.
Die P+R Anlage am Bahnhof Viersen wurde seinerzeit mit Fördermitteln des VRR erstellt. An dieser Maßnahme war die Entwicklungsgesellschaft der Stadt Viersen mbH beteiligt. Die Zweckbindungsfrist endet 2036. Für den Rückbau von ca. 106 Stellplätzen sind daher Rückzahlungen an den Fördermittelgeber zu erwarten, die im Zuge der Baumaßnahme mit dem Fördermittelgeber abzustimmen sind. (dt/Vorlage Stadt Viersen)

