192 marode Tanker transportieren weltweit russisches Öl und bedrohen die Umwelt. Von den 192 Schiffen sind 171 in den vergangenen zwei Jahren einmal oder öfter durch die deutsche Ostsee und das Seegebiet der Kadetrinne in der Mecklenburger Bucht gefahren.
Magazin – Alle Tanker sind überaltert, viele weisen technische Mängel auf, haben zeitweise ihr automatisches Identifizierungssystem abgeschaltet oder Ladung auf See an andere Tanker übergeben – ein besonders riskantes Manöver. Bei einer Havarie in der Kadetrinne wäre die gesamte deutsche Ostseeküste in Gefahr. Alle Tanker sind unzureichend gegen die Folgen einer Ölpest versichert – für die Beseitigung von Schäden müssten die Steuerzahlenden aufkommen.
Zudem stehen die Tanker bislang auf keiner Sanktionsliste. So kann die russische Regierung mit ihnen Rohöl exportieren und damit den Angriffskrieg gegen die Ukraine finanzieren. Greenpeace hat eine Liste der 192 gefährlichsten Öltanker der russischen Schattenflotte recherchiert ( LINK zur Liste), die heute veröffentlicht wurde. „Diese Schrott-Tanker müssen als erstes auf die EU-Sanktionsliste“, fordert Thilo Maack, Meeresbiologe von Greenpeace. „Die Bundesregierung muss schnell handeln und eine drohende Katastrophe verhindern. Eine Mehrheit der Bevölkerung unterstützt unsere Forderung nach mehr Sicherheit für die Ostsee.“
Laut einer repräsentativen Umfrage von Verian vom 25. bis 27. September befürworten 87 Prozent der 1005 Befragten eine Lotsenpflicht. Viele Tanker fahren derzeit ohne ortskundige Unterstützung durch schwer zu navigierende Gebiete mit hohem Verkehrsaufkommen. 84 Prozent der Befragten befürworten ein Verbot der Durchfahrt für Tanker, die nicht ausreichend versichert sind, um für die Schäden eines Ölunfalls aufzukommen. Den Transport von russischem Öl mit Tankern entlang der deutschen Küste sehen 71 Prozent als großes und sehr großes Problem an ( LINK zur Umfrage)
GPS-Bojen belegen Ölgefahr für deutsche Ostseeküste
Welche Folgen eine Havarie vor der deutschen Küste und eine Ölpest haben kann, hatte Greenpeace bereits Ende August und Anfang September mit GPS-Bojen untersucht. Dafür setzten die Umweltschützer:innen mit Sendern versehene Bojen entlang der Tankerroute aus. Die dokumentierten Bewegungen der Bojen zeigen, wie sich ein Ölteppich vor der deutschen Küste ausbreiten würde. Eine Datenanalyse der Schiffsbewegungen belegt zudem, dass viele der Tanker durch Naturschutzgebiete wie die Kadetrinne und den Fehmarnbelt fahren. An einzelnen Tagen wurden bis zu drei große Öltanker gleichzeitig vor der deutschen Küste beobachtet, die zusammen mehrere hunderttausend Tonnen Öl transportieren können. „Die Bundesregierung muss handeln, bevor es zu einem Unglück kommt. Wir fordern deshalb eine Lotsenpflicht für eine sichere Passage durch viel befahrene Routen, eine ausreichenden Versicherungsschutz der Tanker und Belege für ihre Seetauglichkeit“, sagt Maack. (opm)