IHK, Hochschule Niederrhein und Butz Consult GmbH legen Studie „Erfolgsfaktor Nachfolge“ vor

Die Nachfolge-Regelung ist für viele Unternehmerinnen und Unternehmer ein sensibles Thema. Entsprechend groß sind oft die Hemmungen, sich damit auseinanderzusetzen.

Region – „Dabei ist dieses Thema sowohl für das eigene Unternehmen mitsamt seiner Mitarbeitenden als auch für die Wirtschaft insgesamt sehr wichtig“, sagt Bert Mangels, als Referent der Industrie- und Handelskammer (IHK) Mittlerer Niederrhein federführend für das Thema Unternehmensnachfolge zuständig. Denn: „Werden Unternehmen aufgrund einer fehlenden Nachfolge geschlossen, können Neugründungen den Arbeitsplatzverlust nicht ausgleichen.“ Laut einer Faustregel seien 15 Existenzgründungen nötig, um eine versäumte Nachfolgeregelung zu kompensieren.

Wie gehen die Unternehmen in Krefeld, Mönchengladbach, im Rhein-Kreis Neuss und im Kreis Viersen mit dem Thema Nachfolge um? Wie wollen sie den Führungswechsel organisieren? Welche Anforderungen stellen sie an ihren Nachfolger oder ihre Nachfolgerin? Unter anderem diesen Fragen ist die IHK Mittlerer Niederrhein gemeinsam mit der Beratungs- und Gutachtergesellschaft Butz Consult GmbH und der Hochschule Niederrhein nachgegangen. Sie haben eine Umfrage unter Unternehmerinnen und Unternehmern am Mittleren Niederrhein, die über 50 Jahre alt sind, durchgeführt. Die daraus hervorgegangene Studie „Erfolgsfaktor Nachfolge“ haben die Projektpartner jetzt vorgelegt. „Ziel der Analyse war es, regionale Besonderheiten und Trends zu untersuchen, Schwierigkeiten und Problemfelder aufzudecken und Lösungsansätze zu skizzieren“, erklärt Prof. Dr. Rüdiger Hamm von der Hochschule Niederrhein.

Für die Projektpartner steht fest: Es besteht Handlungsbedarf. Fast 20 Prozent der Unternehmen, die sich in einem Nachfolgeprozess befinden, gaben in der Umfrage an, noch keine konkreten Schritte eingeleitet zu haben. In mehr als 70 Prozent der Unternehmen, für die das Thema relevant ist, befindet sich der Prozess in einem frühen Stadium. Die Hälfte der Unternehmen soll innerhalb der Familie übergeben werden. „Allerdings ist unsere Erfahrung aus der Praxis, dass dieser Wunsch vielfach nicht realisierbar ist. Die familieninterne Nachfolge ist auf dem Rückzug – die Ursachen dafür sind vielfältig. Daher müssen für viele Unternehmen alternative Lösungen wie zum Beispiel eine externe Nachfolgelösung zum Beispiel durch Veräußerung des Unternehmens gefunden werden“, sagt Stefan Butz von der Butz Consult GmbH. „Allerdings unterschätzen viele Unternehmerinnen und Unternehmer die Dauer des Nachfolgeprozesses. Deshalb lautet unser Ratschlag: Mit 55 planen, mit 60 handeln, mit 65 abgeben.“

Zu den wichtigsten Anforderungen, die die Senior-Unternehmerinnen und -Unternehmer an ihre Nachfolger stellen, gehören das unternehmerische Denken, die Branchenerfahrung, die persönliche Eignung und eine ausgeprägte Führungs- und Kommunikationsstärke. Für 40 Prozent der Befragten spielen die finanziellen Voraussetzungen der potenziellen Nachfolgerin oder des potenziellen Nachfolgers eine große Rolle.

Gründe, warum sich Unternehmerinnen und Unternehmer häufig nicht konkret mit dem Thema Nachfolge beschäftigen, sind laut Umfrage, nicht loslassen zu wollen oder zu können (58 Prozent), Zeitmangel (40 Prozent) und marktseitige Ursachen (72 Prozent). Dass das Thema „unbequem“ ist und deshalb ungerne angepackt wird, gaben 41 Prozent der Befragten an. Sobald der Prozess angestoßen ist, setzen fast 75 Prozent auf die Unterstützung durch ein Steuerberatungs- oder Wirtschaftsprüfungsbüro, rund 21 Prozent auf eine Rechtsanwaltskanzlei. Ein Drittel der Nachfolgen wird entweder gar nicht oder aus dem privaten Umfeld begleitet. „Es ist auf jeden Fall ratsam, das Thema gemeinsam mit Expertinnen und Experten anzugehen“, rät IHK-Referent Mangels. „Dabei sollte man immer bedenken, dass die Unternehmensnachfolge ein interdisziplinäres Thema ist, bei dem betriebswirtschaftliche, bewertungstechnische, steuerliche, rechtliche und persönliche Aspekte relevant sind.“ Die komplette Studie ist auf der IHK-Website zu finden: www.mittlerer-niederrhein.ihk.de/30374 (opm)

Sie haben die Studie „Erfolgsfaktor Nachfolge“ erarbeitet (v.l.n.r.): Christoph und Stefan Butz (Butz Consult GmbH), Bert Mangels (IHK Mittlerer Niederrhein) und Prof. Dr. Rüdiger Hamm (Hochschule Niederrhein).
Foto: IHK

 

Ein Kommentar

  1. Die Herausforderung der Unternehmensnachfolge birgt oft eine tiefgründige Ironie, die in einem markanten Zitat eines nicht namentlich genannten Industriegiganten aus der Vergangenheit treffend zusammengefasst wird: „Was für mich Kredit ist, sind für euch Schulden.“

    Die Worte vermitteln den Kern der Nachfolgeproblematik: Was dem Unternehmensgründer als Instrument diente, kann für die Nachfolger zur Bürde werden. Was für den Gründer eine Gelegenheit war, kann sich für die Erben als Haftung erweisen. Der Erfolg, den der Unternehmensgründer durch risikoreiches Handeln und ausgiebiges Nutzen von Krediten erzielt hat, kann sich für die Nachfolger als Schuldenberg erweisen, der die Geschäftstätigkeit belastet und eine enorme Herausforderung darstellt.

    Diese Ironie der Unternehmensnachfolge zeigt, dass das Erbe eines erfolgreichen Unternehmens nicht nur aus Vermögenswerten besteht, sondern auch aus Verpflichtungen und potenziellen Risiken. Die Nachfolger müssen daher nicht nur die Geschäftsführung übernehmen, sondern auch die Verantwortung für die Entscheidungen und Handlungen des Unternehmensgründers.

    Diese Problematik verdeutlicht die Notwendigkeit einer sorgfältigen Planung und Vorbereitung bei der Unternehmensnachfolge, um sicherzustellen, dass die Nachfolger in der Lage sind, sowohl die Erfolge als auch die Herausforderungen des Unternehmenserbes zu meistern.

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