IHK legt Gewerblichen Mietspiegel vor: Büro als Zentrum wirtschaftlichen Handelns wird nicht in Frage gestellt

Wie haben sich die gewerblichen Mietpreise in den vergangenen Jahren im Kreis Viersen und in der Region entwickelt? Antworten gibt der Gewerbliche Mietspiegel für das Jahr 2023, den die Industrie- und Handelskammer (IHK) Mittlerer Niederrhein vorgelegt hat.

Region – Basierend auf Daten aus Neuvermietungen aus dem Jahr 2022 sowie auf aktuelle Entwicklungen im ersten Halbjahr 2023 hat das IHK-Kompetenzteam Immobilienwirtschaft die 24. Auflage erarbeitet.

Der Mietspiegel nennt für Gewerbeimmobilien in Krefeld und Mönchengladbach sowie in den Städten und Gemeinden im Rhein-Kreis Neuss und im Kreis Viersen Orientierungswerte in Form von Spannweiten, die sich aus unterschiedlichen Rahmenbedingungen der einzelnen Immobilien wie Lage, Zustand, energetischer Standard oder Ausstattungsmerkmale ergeben. Neben den für das laufende Jahr geltenden Preisspannen sind auch die Vergleichswerte vergangener Jahre genannt.

„Die Mieten für Gewerbeflächen müssen sehr differenziert betrachtet werden. Bei Bestandsimmobilien, die nicht den heutigen Anforderungen entsprechen, sind die Mietpreise nachgebend, bei aktuell gestalteten und ausgestatteten Neubauten zeigt sich die Bereitschaft, höhere Nettomieten zu akzeptieren“ sagt Norbert Bienen, Geschäftsführer der Bienen + Partner Immobilien GmbH und Vorsitzender des IHK-Kompetenzteams. „Insgesamt ist die Nachfrage nach Gewerbeflächen etwas rückläufig.“ Die Marktteilnehmer müssten sich an die Entwicklung – wenig Angebot und höhere Preise – gewöhnen. „Nur dann ist es bei den gestiegenen Baukosten möglich, Flächen anzubieten, die den heutigen Anforderungen an moderne Arbeitsplätze und den ökologischen Anforderungen gerecht werden.“

„Drei Jahre nach Ende der Corona-Lockdowns hat sich im Kreis Viersen in den meisten Unternehmen eine neue Normalität eingestellt“, erklärt Walter Schmitz, Geschäftsführer der Walter Schmitz GmbH und Mitglied des IHK-Kompetenzteams. Anders als in Städten wie Düsseldorf oder Köln seien die Mitarbeiter wieder ins Büro zurückgekehrt und arbeiteten nur tageweise im Homeoffice. „Wir stellen fest, dass sich die Unternehmen perspektivisch verkleinern. Das Büro als Zentrum des wirtschaftlichen Handelns wird dabei aber nicht grundsätzlich in Frage gestellt“, betont Schmitz. So bewegen sich die Mieten für hochwertige Büroflächen in der Viersener Zentrumslage zwischen 9 und 13,50 Euro pro Quadratmeter (2021: 8 bis 11 Euro), in Stadtrandlage 8 bis 10 Euro (2021: 7 bis 9,50 Euro). Für Büroflächen niedrigen Standards werden in Zentrumslage 5 bis 7 Euro aufgerufen (2021: 4 bis 6 Euro), in Stadtrandlage unverändert 3 bis 5 Euro.

„Hallen- und Logistikflächen sind weiterhin gefragt, sofern sie gut ausgestattet sind“, sagt Schmitz. „Allerdings stehen sie nicht in angemessenem Umfang zur Verfügung.“ Komfortable Hallenflächen – zum Beispiel mit Rampe, Sprinkleranlage, Kranbahn, wärmegedämmt und beheizt – liegen in Viersen bei 5,50 bis 8 Euro (2021: 3,50 bis 5 Euro), „normale“ bei 3,50 bis 5,50 Euro (2021: 2,50 bis 4 Euro), einfache unverändert bei 2 bis 3 Euro. Bienen bestätigt das fehlende Angebot in diesem Segment und begründet damit die gestiegenen Nettomiete.

Hingegen sind die Mieten für Einzelhandelsflächen in Kernlagen zurückgegangen. Dort bewegen sich die Mieten in Viersen zwischen 11 bis 25 Euro (2021: 12 bis 30 Euro), in Nebenlagen zwischen 3 und 8 Euro (2021: 3 bis 7 Euro). „Bereits vor der Corona-Pandemie musste sich der stationäre Einzelhandel diversen Herausforderungen stellen. Die stark gestiegene Konkurrenz durch den E-Commerce und sinkende Passantenfrequenzen zwangen insbesondere die Innenstädte zur Umstrukturierung und Diversifizierung ihres Angebots“, sagt Schmitz. Nach der Pandemie wurden Einzelhändler und Gastronomen vor neue Herausforderungen gestellt. „Der Ukraine-Krieg, Lieferengpässe und die insbesondere durch hohe Energie- und Lebensmittelpreise getriebene Inflation beeinflussen nicht nur die konjunkturelle Entwicklung der deutschen Wirtschaft, sondern auch das Konsumverhalten der Bevölkerung.“

Der Gewerbliche Mietspiegel kann kostenlos heruntergeladen werden: www.mittlerer-niederrhein.ihk.de/9152 (opm)

Sie haben den Gewerblichen Mietspiegel erarbeitet (v.l.): Karl-Josef Matheisen (Matheisen & Matheisen Immobilien GmbH, Neuss), Frank Mund (Frank Mund Immobilienberatung, Mönchengladbach), Stephanie Willems-Goduto (IHK-Beraterin Planen und Bauen), Norbert Bienen (Bienen + Partner Immobilien GmbH, Mönchengladbach), Walter Schmitz (Geschäftsführer der Walter Schmitz GmbH, Viersen), Silke Hauser (Leiterin des IHK-Bereichs Industrie, Klimaschutz und Mobilität) und Wolf-Reinhard Leendertz (Mies van der Rohe Campus GmbH & Co. KG, Krefeld). Foto: IHK