Die NRW-Krankenhausreform, die Einrichtung von Gesundheitsregionen und die mangelnde Digitalisierung der Branche: Die Mitglieder des Netzwerks Gesundheitswirtschaft der Industrie- und Handelskammer (IHK) Mittlerer Niederrhein hatten bei ihrer jüngsten Dialogrunde mit NRW-Staatssekretär Matthias Heidmeier (Ministerium für Arbeit, Gesundheit und Soziales des Landes Nordrhein-Westfalen) einiges zu besprechen.
Region – „In der Gesundheitswirtschaft meldet uns mit 60 Prozent ein überdurchschnittlich hoher Anteil an Unternehmen, dass die wirtschaftspolitischen Rahmenbedingungen ein wesentliches Risiko für die zukünftige wirtschaftliche Entwicklung sind“, erklärte IHK-Hauptgeschäftsführer Jürgen Steinmetz zu Beginn der Veranstaltung. Und Netzwerksprecher Prof. Dr. Dieter Welsink (medicoreha Dr. Welsink Rehabilitation GmbH) ergänzte: „Wir stehen in unserer Branche vor disruptiven Veränderungen. Die Demografie schlägt bei uns doppelt zu: Wir haben mehr Kunden und weniger Fachkräfte.“
Staatssekretär Matthias Heidmeier skizzierte die aktuellen Herausforderungen und Impulse des Ministeriums. Ziel bei allen Themen sei es, in Nordrhein-Westfalen unabhängig von Geldbeutel und Wohnort eine qualitativ hochwertige Versorgung zu gewährleisten. In Zeiten knapper Kassen setzt die Gesundheitspolitik insbesondere Akzente, um effizienter und besser zu werden. „Wir realisieren die größte Krankenhausreform, die Nordrhein-Westfalen jemals gesehen hat. Zurzeit leisten wir uns mitunter auf engstem Raum eine Konkurrenz um Patienten. Das müssen wir ändern und das werden wir ändern“, so der Staatssekretär.
Die NRW-Krankenhausreform sieht vor, dass es zukünftig mehr Spezialisierungen gibt. Gleichzeitig soll auch die Versorgung flächendeckend gesichert werden. Bei den Unternehmensvertreterinnen und -vertretern im Netzwerk war die Resonanz auf diese Pläne grundsätzlich positiv. „Die Krankenhausreform ist alternativlos. Allerdings hat die Bürokratie für Krankenhäuser mittlerweile existenzgefährdende Ausmaße angenommen“, gab Markus Richter, Geschäftsführer der St. Augustinus-Kliniken gGmbH in Neuss, zu Bedenken. Dieses Themenfeld müsse gleichzeitig angegangen werden.
Heidmeier ging zudem auf die Einrichtung von Gesundheitsregionen ein. Die Landesregierung fördert deren Aufbau mit bis zu 250.000 Euro je Region und Jahr. Dabei gehe es vor allem um die Vernetzung der Partner vor Ort, damit sie im Sinne des Patienten besser zusammenarbeiten. „Wir haben 30 Jahre auf ein solches Programm gewartet. Integrierte Versorgungskonzepte, die zu einer stärkeren Vernetzung der verschiedenen Fachdisziplinen und Sektoren führen, sorgen dafür, dass die Qualität der Patientenversorgung verbessert wird und gleichzeitig die Gesundheitskosten sinken werden“, erklärte Welsink. Der IHK-Netzwerksprecher hofft, dass sich die Kreise und kreisfreien Städte des IHK-Bezirks (Krefeld, Mönchengladbach, Rhein-Kreis Neuss, Kreis Viersen) darum bemühen, Förderregion zu werden. „Da steckt viel Innovationspotenzial hinter“, so Welsink.
Großes Potenzial sieht Staatssekretär Heidmeier zudem in der Digitalisierung der Branche. „Wir müssen die etablierten Akteure der Gesundheitswirtschaft stärker mit der Digitalwirtschaft zusammenbringen“, so Heidmeier. Am Beispiel des Landeskrebsregisters zeigte er auf, dass die dort vorhandenen Daten mit einer KI-Lösung im Sinne der Krebsbekämpfung genutzt werden könnten. „Auch Anwendungen aus der IT-Wirtschaft können dafür sorgen, dass die Patientenversorgung optimiert wird“, erklärte der Staatssekretär. „Das Thema Digitalisierung bleibt auch ein wichtiges Thema für das IHK-Netzwerk Gesundheitswirtschaft. Wenn es uns gelingt, Start-ups für die Gesundheitswirtschaft zu begeistern, hat das für beide Seiten erhebliches Potenzial“, so Welsink. (opm)