Die Verunsicherung der Unternehmen ist groß, und sie stellen zunehmend Investitionen zurück. Die Gründe dafür: Die Wirtschaftspolitik in Bund und Land wirkt unzuverlässig, die überbordende Bürokratie wird als lähmend empfunden und die Energiekosten sind zu hoch.
Region – Das sind die Ergebnisse einer Analyse der Industrie- und Handelskammer (IHK) Mittlerer Niederrhein zur Investitionszurückhaltung der Unternehmen in der Region. „Unsere Konjunkturumfragen, aber auch amtliche Daten zeigen, dass die Investitionsbudgets der Unternehmen sinken. Wenn nicht investiert wird, ist das eine Gefahr für die Zukunftsfähigkeit des Wirtschaftsstandorts“, kommentiert IHK-Hauptgeschäftsführer Jürgen Steinmetz die Analyse. Die Daten stammen aus einer IHK-Umfrage bei 600 Unternehmen aus der Region Mittlerer Niederrhein/Düsseldorf.
Knapp ein Drittel der Unternehmen plant, die Investitionsausgaben zu reduzieren, während nur 22 Prozent höhere Investitionen vorsehen. Bereits im Herbst und zu Jahresbeginn waren die Investitionspläne der Unternehmen restriktiv. „27,1 Prozent der Unternehmen haben ursprünglich geplante Investitionen zurückgestellt. Das ist ein sehr hoher Wert“, so Steinmetz. Besonders stark betroffen ist das Verarbeitende Gewerbe. 34 Prozent der Industriebetriebe haben Investitionen zurückgestellt. In der energieintensiven Industrie ist es mit 40 Prozent besonders dramatisch. Bei den Dienstleistern liegt der Anteil bei 29 Prozent, während im Baugewerbe nur 11 Prozent der Unternehmen geplante Investitionen zurückgestellt haben.
Der Hauptgrund für die Zurückhaltung bei Investitionen sind die unsicheren wirtschaftspolitischen Rahmenbedingungen. „Das betrifft zum Beispiel offene Fragen zur Energiewende oder Gesetzesinitiativen, die im Raum stehen und mit Auflagen und Einschränkungen für die Unternehmen verbunden sind. Ein Beispiel dafür ist das Lieferkettengesetz“, erläutert Steinmetz. Mehr als ein Drittel der Unternehmen, die Investitionen zurückgestellt haben, nennen die bereits zurzeit hohen Energiekosten und zunehmende Regulierungen als Gründe. Der Einzelhandel führt auch die hohe Steuer- und Abgabenbelastung sowie den Fachkräftemangel an. Fast 40 Prozent der Dienstleister nennen langwierige Planungs- und Genehmigungsverfahren als Faktoren für die Investitionszurückhaltung.
Die IHK-Analyse ist auch der Frage nachgegangen, was politisch passieren muss, damit die Unternehmen ihre zurückgestellten Investitionen nachholen beziehungsweise mehr investieren. Knapp drei Viertel der Betriebe würden bei einer verlässlicheren Wirtschaftspolitik wieder mehr investieren, zwei Drittel bei einer Reduzierung der bürokratischen Belastung. „Es gibt viele Initiativen und Sonntagsreden, aber niemand geht die Probleme konkret an“, kritisiert Steinmetz.
Die Dienstleister sehen zudem in kürzeren Planungs- und Genehmigungsverfahren ein Instrument, um die Investitionsneigung zu steigern. Zwei Drittel der Einzelhändler mit zurückgestellten Investitionen fordern Steuererleichterungen, um mehr zu investieren. Im Verarbeitenden Gewerbe und bei den Großhändlern würden 56 beziehungsweise 54 Prozent der Unternehmen, die geplante Investments gestoppt hatten, bei dauerhaft niedrigeren Energiepreisen wieder mehr investieren. Bei den energieintensiven Industrien sind es sogar 69 Prozent.
Das Fazit des IHK-Hauptgeschäftsführers ist eindeutig: „Wir müssen die Rahmenbedingungen für Investitionen wieder deutlich und grundsätzlich verbessern. Die Umfragedaten zeigen uns, dass hinter der Investitionszurückhaltung eben nicht nur eine konjunkturelle Delle steckt.“ Weitere Daten sind auf der IHK-Website zu finden: www.mittlerer-niederrhein.ihk.de/31767 (opm)