In der malerischen Ruine der „Kaiserpfalz“ in Kaiserswerth hinterließ Kaiser Barbarossa seine Spuren

Der Düsseldorfer Stadtteil Kaiserswerth gehört zu den besonderen Ausflugstipps der Region. Nicht nur der historische Stadtkern mit seinen Barockhäusern aus dem 17. und 18. Jahrhundert ist einen Besuch wert, ebenfalls die Ruine der Kaiserpfalz kann hier besichtigt werden und bietet einen gut erhaltenen Einblick in die Geschichte des Niederrheins.
Von RS-Redakteurin Claudia-Isabell Schmitz

Düsseldorf/Niederrhein – Im Norden Düsseldorfs gelegen eröffnet sich den Besuchern des Stadtteils Kaiserswerth eine geschichtsträchtige Welt. Bereits am Rheinufer erheben sich die Mauerreste der malerischen Ruine der „Kaiserpfalz“. Im Ortskern locken Barockhäuser vergangener Epochen des 17. und 18. Jahrhunderts oder die St. Suitbertus Basilika am Stiftsplatz, in deren vergoldetem Schrein die Gebeine des gleichnamigen Heiligen ruhen. Einen besonderen Blick auf den Rhein bietet sich den Besuchern von der hier anlegenden Fähre aus.

Wer hier verweilt, sollte seine Schritte auf jeden Fall zur Kaiserpfalz am Rhein lenken, denn auch wenn heute nur noch Teile erhalten sind, es muss ein gigantisches Bauwerk gewesen sein. Foto: Rheinischer Spiegel

Wer hier verweilt, sollte seine Schritte auf jeden Fall zur Kaiserpfalz am Rhein lenken, denn auch wenn heute nur noch Teile erhalten sind, es muss ein gigantisches Bauwerk gewesen sein. Kaiser Friedrich Barbarossa ließ hierfür die grauen Trachytquader vom Drachenfels im Siebengebirge aus per Schiff anliefern und so sind heute noch über 50 Meter der ursprünglichen Bebauung erhalten.

Der Platz selbst war gezielt gewählt worden, denn hier trafen der römische Handelsweg zwischen Xanten und Neuss sowie der Hellweg, der ins Innere Germaniens führte, aufeinander. Ab 1174 ließ Barbarossa die für die damalige Zeit fast uneinnehmbare Festung mit ihren bis zu viereinhalb Meter dicken Mauern bauen. Fertigstellung erfolgte wahrscheinlich nach neueren Forschungen erst 1193 unter seinem Sohn Heinrich VI.

Kaiser Friedrich Barbarossa ließ hierfür die grauen Trachytquader vom Drachenfels im Siebengebirge aus per Schiff anliefern und so sind heute noch über 50 Meter der ursprünglichen Bebauung erhalten. Foto: Rheinischer Spiegel

Doch nicht nur er hatte die Möglichkeiten dieses Ortes erkannt, denn die Pfalz geht auf eine Klostergründung des Mönchs Suitbertus um 700 zurück. Der fränkische Hausmeier Pippin der Mittlere und seine Frau Plektrudis schenken dem angelsächsischen Mönch die durch eine Umrundung des alten Rheinarms künstlich angelegt Rheininsel, auf der sich zu dieser Zeit bereits ein fränkischer Fronhof befand.

Hierher rührt auch der Name Kaiserwert, der aus dem mittelhochdeutschen Wort „werth“ für Insel abgeleitet wurde. Erstmals 1016 wird an diesem Ort eine Burg urkundlich erwähnt, die erst salische Anlage ist jedoch heute nicht mehr erhalten.

Die Festung der heutigen Ruinen fiel zu Beginn des 13. Jahrhunderts, als Adolph V. von Berg nach einigen erfolglosen Angriffen auf die Burg, den östlichen Rheinarm umleitete und trockenlegte. Foto: Rheinischer Spiegel

Die Festung der heutigen Ruinen fiel zu Beginn des 13. Jahrhunderts, als Adolph V. von Berg nach einigen erfolglosen Angriffen auf die Burg, den östlichen Rheinarm umleitete und trockenlegte. Den so neu geschaffenen Landweg nutzten die Truppen um Bischof Otto von Münster aus der Burg zu befreien. Ab Mitte des 15. Jahrhunderts gehörte die Kaiserpfalz zu den Besitztümern des Kölner Erzbischofs, der die Festung im Jahre 1689 und während des spanischen Erbfolgekrieges 1702 französischen Soldaten überließ. Stark beschädigt von über 12.000 Kanonenschüssen ließ der Düsseldorfer Kurfürst Jan Wellem sie im selben Jahr sprengen, weil er befürchtete, dass sich dort erneut Feinde einnisten könnten. Der Sprengung fiel auch der mächtige Bergfried zum Opfer, bei Niedrigwasser sind heute noch große Mauerwerksbrocken im Kiesbett am Flussufer sichtbar.

Der massive Portalstein, der heute in der Kaiserpfalz zu sehen ist, war als Türsturz über dem Haupteingang am Klever Turm eingemauert. Als Kriegsbeute war er über 150 Jahre lang im Hof des Schlosses Benrath aufgestellt. Seine lateinische Inschrift lautet übersetzt: „Im Jahre 1184 nach der Menschwerdung unseres Herrn Jesus Christus, hat Kaiser Friedrich das Reich mit dieser Zierde vermehrt, gewillt, die Gerechtigkeit zu festigen und auf dass überall Friede herrsche.“

Der massive Portalstein, der heute in der Kaiserpfalz zu sehen ist, war als Türsturz über dem Haupteingang am Klever Turm eingemauert. Foto: Rheinischer Spiegel

Über zwei Jahrhunderte wurde die Kaiserpfalz im Anschluss daran als Steinbruch genutzt, 1838 hatte die Stadt Kaiserswerth die Kaiserpfalz übernommen. Mitte des 19. Jahrhundert war die Ostseite der Anlage bis auf die Grundmauern abgetragen und ebenfalls der Bau eines Hochwasserdamms auf dem Pfalzgelände fügte der Bausubstanz schwere Schäden zu. 1899 bis 1908 begannen erste Restaurierungsarbeiten, weitere fanden von 1967 bis 1974 statt. Zuletzt erhielt die Pfalzruine zur 1300-Jahr-Feier Kaiserswerths 1997 bis 2001 eine weitere Restaurierung. Während des Dritten Reichs diente die Pfalz als nationale Gedenkstätte, sie wurde zum regelmäßigen Treffpunkt der Düsseldorfer Hitlerjugend, die in den Ruinen Propagandaveranstaltungen und nächtliche Fackelilluminationen durchführte.

Mittlerweile wurde die denkmalgeschützte Anlage wieder für Besucher zugänglich gemacht. Informationstafeln geben einen Einblick in die Geschichte und wer die Treppenstufen auf sich nimmt, der hat vom höchsten Punkt aus einen herrlichen Blick auf den Rhein. Die Kaiserpfalz ist von Karfreitag bis zum 31. Oktober täglich
von 9:00 bis 18:00 Uhr geöffnet (kaiserpfalz-kaiserswerth.de). (cs)

Mittlerweile wurde die denkmalgeschützte Anlage wieder für Besucher zugänglich gemacht. Foto: Rheinischer Spiegel